19-08-2012, 17:30
(19-08-2012, 16:29)Keksdose schrieb: Na, wenn ich schon die Gelegenheit habe, will ich auch eine Frage an die Weinkenner loswerden:
Warum bekommt man bei uns keine vernünftigen "lieblichen" Weine? Dort, wo ich einkaufe, bekommt man ca. 200 trockene Weine und (wechselnd) ein bis zwei liebliche Weine.
weil der weingeschmack sich gewandelt hat. zudem standen liebliche weine natürlich zu zeiten des weinskandals alle im verdacht der panscherei
ich finde auch nachwie vor, daß lieblich eigentlich gar nicht geht. paßt zu keinem essen (was edelsüßes zum dessert ist eine andere baustelle), entwickelt selten komplexere geschmacksnuancen beim trinken um des trinkens willen (also nicht als speisenbegleiter). aber - wein ist immer geschmackssache, und wer gern lieblich trinkt, ist damit natürlich genauso im recht wie die trockentrinker
im keller sind die lieblichen halt auch problemkandidaten. die modernen hochleistungshefen lasse n alle weine durchgären, viel öchsle im most werden so zu viel prozenten im wein, undderzucker wird komplett vergoren. um den wein lieblich zu kriegen, muß er also ein sehr hohes mostgewicht haben (und das kostet geld im weingarten, vor allem eine ertragsbeschränkung) und von natur aus nicht durchgären, oder aber die gärung wird gestoppt - am brutalsten durch "totschwefeln" (so fühlt sich dann auch am tag nach dem gelage der kopf des trinkers an)
lieblicher wein braucht, damit er nicht zu sekt wird (also in der flasche weitergärt) absolute sterilabfüllung und ist angebrochen kaum haltbar (ein trockener roter kann noch eine woche nach dem entkorken gut sein, ein edelsüßer wein unter umständen wochenlang)
also: viel aufwand im keller, kleines marktvolumen, und soll trotzdem nicht teuer sein. da wird dann oft an der qualität des traubenguts gespart. mithin hat der liebhaber lieblicher weine ein problem: er muß stark selektionieren - wenn man also mal was gutes identifiziert hat, am besten dabei bleiben
wenn du an einer preisgünstigen weißen auslese interessiert bist, frag mich per pn an. mein stammwinzer liefert auch nach d
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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