13-08-2012, 10:57
(13-08-2012, 10:29)Ekkard schrieb: Gleichnisse haben nur eine sehr beschränkte und auf die Kernaussage bezogene Bedeutung. Darüber hinaus gehende Folgerungen oder Gefühlsregungen der Protagonisten sind nicht Gegenstand eines Gleichnisses. Bei dem Lazarus-Gleichnis geht es folglich nur um die Botschaft: "Du kannst nicht am Unglück deines Nächsten vorbei glücklich leben." Dir kann dasselbe Schicksal widerfahren, und dann sitzt du in der "Hölle" und die anderen schauen zu. (Oder so ähnlich.)
Jedenfalls ist es müßig, sich Gedanken über das Leben und den Gemütszustand des Himmelsvolkes zu machen oder über den tiefen Graben zwischen Himmel und Hölle. Solche Ausschmückungen sind gegenstandslos. Das kann man bei allen Gleichnissen beobachten.
Die grausamen Jenseitsstrafen sind unter diesem, seher engen Gesichtswinkel Folgen der vom Gleichnis beanspruchten Selbstreflexion: Wie wär's, wenn ich selbst der Unglückliche, Unbeachtete, Leidende wäre. Es geht also darum das Leid anderer so spüren zu lernen, als sei es das eigene. Auch hier wieder: Jede weitere Spekulation über Himmel und Hölle und deren Seinsweise sind nicht Gegenstand der Gleichnisse.
Also nur situationsbezogene Geschichten ohne Anspruch auf Verallgemeinerung? Das ist ja sehr beruhigend. Denn die Hauptbotschaft der Lazarus-Gleichnisses, die du oben erwähnst, ist ja deutlich zu erkennen.

