10-07-2012, 17:17
Nun, dann werde ich mich mal melden 
Das wird wohl leider so sein.
Dennoch darf man auch nicht alles unter dem selben Punkt "religiöse Besonderheiten" abtun.
Der Vergleich von Abendmahl und Beschneidung scheint mir eine solche Gleichmachung zu sein.
Es stimmt ja nun einmal dass die Beschneidung, im Gegensatz zum Abendmahl, auch einen körperlichen Eingriff mit sich bringt, ohne medizinische Notwendigkeit oder dergleichen.
Es ist halt Aufgabe der Gesetzgebung zu prüfen inwieweit religiöser Freiraum geht.
MMn. stellt die Beschneidung keine große Sache dar und ich denke die Mehrzahl der Betroffenen hat auch kein Problem damit. Aber: Es gibt Fälle bei denen Probleme auftreten können und die sich gewünscht hätten eine Beschneidung nicht gehabt haben zu müssen.
Ich könnte daher auch eine Regelung aktzeptieren, welche die Beschneidung aufgrund des Unversehrtheitrechtes des Kindes verbietet.
Glücklicherweise muss ich diese Entscheidung nicht treffen
Möglich dass einem das so vorkommen mag. Ich denke aber dass war früher keineswegs anders. Im Gegenteil, heute sind gesellschaftliche "Abnormalitäten" (sorry, blöder Ausdruck), doch schon wesentlich akzeptierter als in der Vergangenheit. Zumindest in den Städten. In ländlichen Gegenden bin ich oftmals erstaunt darüber, welche mittelalterliche Moral noch in den Köpfen ist.
Nun, das "anderssein wollen" ist heute wohl so sehr vertreten wie noch nie. Allerdings nicht das tatsächliche "anderssein". Ganz besonders ist mir dies zu Studienzeiten in Berlin aufgefallen. Jeder meint er sei super individuell (anderssein wollen), geht aber in der Masse der Individualisten wieder vollkommen unter (tatsächliches anderssein). Ein Trip nach Australien? Kalter Kaffee. Praktikum in Äthiopien? Gehört doch heute in jeden Lebenslauf...
Weiterhin gauckelt einem heute doch jede Werbung vor, das anderssein nur über Komerz zu erreichen ist. Ich sage nur: "Think differently".
Und zu alledem: Ob Veganer, Fleischesser, Raucher, Nichtraucher, Linker, Rechter, Christ, Moslem, Hindu... alles schon lange da und mittlerweile gesellschaftlich angekommen.
Wo wäre denn heute noch Platz für "anderssein"?
Hier stimme ich dir weitestgehend zu. Andererseits: Hat der Staat nicht auch eine Pflicht seine Bürger zu schützen?
Eigentlich bin auch ich der Meinung jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aber es ist ja nun mal so, dass die Gesellschaft auch für den Einzelnen aufkommen muss. Und die Behandlung von Volkskrankheiten wie Übergewicht, Raucherfolgen, Krankheiten durch Bewegungsmangel etc. müssen nun einmal von allen getragen werden. Man fragt sich bei einigen Leuten wirklich manchmal ob sie sich ihrer eigenen verantwortung für ihren Körper und sich selbst überhaupt bewusst sind.
Keine Ahnung wie es in den siebzigern wirklich war, aber es stimmt: Ein Schlagwort heutiger Generationen ist wohl: Sicherheit.
Nun, die Beschneidungsdebatte ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür dass auch konstruktive Auseinandersetzungen zu keiner befriedigenden Lösung führen müssen.
So haben wir von Betroffenen gehört die kein Problem damit hatten, aber auch von einem welcher sich das anders gewünscht hätte.
(08-07-2012, 15:09)petronius schrieb: eigentlich habe ich dem nicht mehr viel hinzuzufügen. für meine ohren klingt in dieser "beschneidungsdebatte" ein unangenehmer sarrazinesker unterton an, so ein bißchen nach "wenn die ihren pimmel nur anständig waschen würden, bräuchten sie ihn nicht zu beschneiden", eine (mehrheits)kulturelle überheblichkeit über diese dahergelaufenen, archaischen kulten anhängenden barbaren, die erst mal nicht zu uns gehören und die zweitens, wenn sie uns dennoch ihre unerwünschte anwesenheit aufzwingen, sich gefälligst kulturell unsichtbar zu machen hätten
Das wird wohl leider so sein.
Dennoch darf man auch nicht alles unter dem selben Punkt "religiöse Besonderheiten" abtun.
Der Vergleich von Abendmahl und Beschneidung scheint mir eine solche Gleichmachung zu sein.
Es stimmt ja nun einmal dass die Beschneidung, im Gegensatz zum Abendmahl, auch einen körperlichen Eingriff mit sich bringt, ohne medizinische Notwendigkeit oder dergleichen.
Es ist halt Aufgabe der Gesetzgebung zu prüfen inwieweit religiöser Freiraum geht.
MMn. stellt die Beschneidung keine große Sache dar und ich denke die Mehrzahl der Betroffenen hat auch kein Problem damit. Aber: Es gibt Fälle bei denen Probleme auftreten können und die sich gewünscht hätten eine Beschneidung nicht gehabt haben zu müssen.
Ich könnte daher auch eine Regelung aktzeptieren, welche die Beschneidung aufgrund des Unversehrtheitrechtes des Kindes verbietet.
Glücklicherweise muss ich diese Entscheidung nicht treffen
(08-07-2012, 15:09)petronius schrieb: ok - auch ich bin schon wieder polemisch geworden. scheint das thema so mit sich zu bringen. aber bin ich denn wirklich der einzige, der auch als vertreter der mehrheitsgesellschaft (deutschsprachige ahnen, christlich geprägter atheist, allesfresser und -trinker, politisch unauffällig und zumindest dem wort nach für die gleichberechtigung aller, sogar der frauen...) das gefühl hat, die gesellschaft verengt sich, setzt immer mehr auf zwang und kontrolle, will einheitlicher und stromlinienförmiger werden?
Möglich dass einem das so vorkommen mag. Ich denke aber dass war früher keineswegs anders. Im Gegenteil, heute sind gesellschaftliche "Abnormalitäten" (sorry, blöder Ausdruck), doch schon wesentlich akzeptierter als in der Vergangenheit. Zumindest in den Städten. In ländlichen Gegenden bin ich oftmals erstaunt darüber, welche mittelalterliche Moral noch in den Köpfen ist.
(08-07-2012, 15:09)petronius schrieb: wo ist denn heute noch platz für das anderssein, ja vor allem für das anderssein wollen? wir werden doch ständig vor allem möglichen "geschützt", nicht zuletzt vor uns selber - und damit eingeengt
Nun, das "anderssein wollen" ist heute wohl so sehr vertreten wie noch nie. Allerdings nicht das tatsächliche "anderssein". Ganz besonders ist mir dies zu Studienzeiten in Berlin aufgefallen. Jeder meint er sei super individuell (anderssein wollen), geht aber in der Masse der Individualisten wieder vollkommen unter (tatsächliches anderssein). Ein Trip nach Australien? Kalter Kaffee. Praktikum in Äthiopien? Gehört doch heute in jeden Lebenslauf...
Weiterhin gauckelt einem heute doch jede Werbung vor, das anderssein nur über Komerz zu erreichen ist. Ich sage nur: "Think differently".
Und zu alledem: Ob Veganer, Fleischesser, Raucher, Nichtraucher, Linker, Rechter, Christ, Moslem, Hindu... alles schon lange da und mittlerweile gesellschaftlich angekommen.
Wo wäre denn heute noch Platz für "anderssein"?
(08-07-2012, 15:09)petronius schrieb: rauchen? schadet der gesundheit, gehört daher verboten
radfahren? ja, ist gesund, gut für die umwelt - aber so verdammt gefährlich! am besten nur noch mit helm
kopftuch? ist zeichen der unterdrückung von frauen durch männer, muß daher verboten werden
Hier stimme ich dir weitestgehend zu. Andererseits: Hat der Staat nicht auch eine Pflicht seine Bürger zu schützen?
Eigentlich bin auch ich der Meinung jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aber es ist ja nun mal so, dass die Gesellschaft auch für den Einzelnen aufkommen muss. Und die Behandlung von Volkskrankheiten wie Übergewicht, Raucherfolgen, Krankheiten durch Bewegungsmangel etc. müssen nun einmal von allen getragen werden. Man fragt sich bei einigen Leuten wirklich manchmal ob sie sich ihrer eigenen verantwortung für ihren Körper und sich selbst überhaupt bewusst sind.
(08-07-2012, 15:09)petronius schrieb: ich weiß schon, die siebziger sind vorbei. heute proklamiert niemand mehr das "lebe frei, wild und gefährlich". aber tut es der mehrheit denn wirklich so weh, wenns auch ein paar weniger oder anders angepaßte gibt, die so manches anders sehen, handhaben und leben? sind wir ein volk von blockwarten geworten, ängstlich darauf bedacht, jegliche abweichung von der norm sofort festzustellen, zu melden und zu unterdrücken?
Keine Ahnung wie es in den siebzigern wirklich war, aber es stimmt: Ein Schlagwort heutiger Generationen ist wohl: Sicherheit.
(08-07-2012, 15:09)petronius schrieb: wo etwas davon zu weit geht, etwa in der auswirkung auf sich dem allem nicht in mündiger entscheidung selbst unterworfen habende, hat die gesellschaftliche debatte und konstruktive auseinandersetzung mit dem ziel der überzeugung durch argumente den vorrang einzunehmen gegenüber dem diktat der mehrheit durch verbote
Nun, die Beschneidungsdebatte ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür dass auch konstruktive Auseinandersetzungen zu keiner befriedigenden Lösung führen müssen.
So haben wir von Betroffenen gehört die kein Problem damit hatten, aber auch von einem welcher sich das anders gewünscht hätte.
