29-02-2012, 21:14
(28-02-2012, 21:23)Porq schrieb: Die Bibel ist an vielen Stellen EINDEUTIG. Da gibt es eigentlich gar nichts zu interpretieren
ich seh das so: es kommt auf das grundsätzliche bibelverständnis an
setzen wir mal voraus, daß mit sogenannten heiligen schriften in erster linie der mythos transportiert werden soll. der mythos von einer übergeordneten transzendenten autorität, der der mensch unterworfen ist und die (in der regel) auch ins hier und jetzt eingreift. aus welchen gründen (spontan fällt mir wunschdenken ein, aber das will ich z.b. menschen mit einem "erweckungserlebnis" nicht grundsätzlich unterstellen) man man nun an eine solche autorität glaubt - oder auch nicht, ändert erst mal nichts am grundsätzlichen zweck dieser "heiligen schrift" - eben transportvehikel des mythos zu sein
nun kann man, wenn man von dieser übergeordneten transzendenten autorität eben möglichst enge "lebensführung" (im sinn von durchs leben geführt zu werden) erwartet (die aufforderung der aufklärung "sapere aude!" wird sozusagen beantwortet mit "ich trau mich nicht!"), dann kann man die "heilige schrift" nicht nur als transportvehikel des mythos, sondern auch genauer "ausführungsbestimmungen" verstehen
das aufgeklärte glaubensverständnis sieht - ungeachtet der grundsätzlichen bejahung des mythos - die texte der bibel im wörtlichen verständnis als zeitzeugnis der jeweiligen gesellschaftlichen verhältnisse und wertvorstellungen, die sich selbstverständlich auch in der jeweiligen ausformung des grundmythos widerspiegeln. als aus der damaligen zeit, den damaligen umständen zu verstehendetheologische deutung, gewissermaßen ausdruck des damaligen "zeitgeists". historisch interessant, damit auch als theologische wurzel relevant, aber eben keine blaupause für das heutige verständnis
dem nicht gläubigen drängt sich dann natürlich die frage auf, was konkret man denn nun überhaupt aus der bibel ziehen kann. ich denke: was auch immer man bereits durch seine entsprechende erwartungshaltung hineingesteckt hat
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)