08-02-2012, 16:13
(05-02-2012, 14:52)Noumenon schrieb:(04-02-2012, 23:23)Bella schrieb: Hast du dich schon mal mit Nahtodeserfahrungen befasst? Ich fand die Erlebnisse sehr interessant.
Mich würden hier bspw. Berichte und Analysen interessieren, bei denen man Menschen erst nach etlichen Minuten, wenn nicht sogar Stunden wieder zurück ins Leben holt...
Stunden? Wer stunden klinisch tot oder hirntot ist, der bleibt es auch.
Zitat:(04-02-2012, 23:23)Bella schrieb: Ich weiß nicht, ob ich die Antwort wirklich wissen muss. Was würde dann sein? Wie würden wir damit umgehen? Muss das Leben verändert werden?
(…)
Arrogant und selbstsicher würden die großen Religionen ihren Sieg und ihre Überlegenheit gegenüber dem Materialismus feiern. Und am Ende würden sie sich doch wieder nur in Glaubenskriege verzetteln und über die Frage streiten, welcher Gott welcher Religion denn nun eigentlich entdeckt wurde, und jeden missionarisch unterwerfen, der nicht ihre Interpretation teilt...
Darum frage ich mich auch, ob es sinnvoll ist die Seele zu entdecken.
Zitat:Nein. So wie es derzeit ist, ist das mehr oder weniger schon ganz gut so. Aber in ferner Zukunft, wenn man von einer großen Mehrheit einer weit fortgeschrittenen Zivilisation eine respektable Sicht auf diese Dinge erwarten können wird, dann halte ich Erkenntnisse in diesem Bereich für durchaus... sagen wir mal "förderlich und nützlich". Das lässt sich von vornherein immer etwas schwierig abschätzen und beurteilen...
Ich glaube auch an einen Fortschritt der Zivilisation, aber ich teile auch deine Zweifel.
Zitat:(04-02-2012, 23:23)Bella schrieb: Ich habe das Gefühl, dass du dir von der Entdeckung der Seele eine radikale Veränderung der Menschen zum Besseren hin erwartest. Eine Art Jüngster Tag. Ist die Menschheit so schlecht, dass dieser Tag so schnell wie möglich kommen muss?Nein, umgekehrt. Ich würde da eher eine radikale Veränderung der Menschen zum Besseren als mehr oder weniger notwendig für eine "Entdeckung der Seele" erachten.
Ich hoffe, wir haben da noch etwas Zeit.
Wenn ich das Wort "radikal" lese, wird mir immer unwohl. "Radikal" klingt für mich drängend, alles verändernd, mit Druck.
Radikale Ideen sind oft der Anfang unsäglicher Gewalt gegen Menschen.
Darum setze ich eher auf Geduld. Nachhaltiger Wandel braucht Zeit und Ruhe.
Zitat:Wissenschaftliche Erkenntnisse setzen immer einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Erkenntnissen voraus. Für ein Wissen über die genannten Dinge sind wir vermutlich genauso wenig reif, wie es der Neandertaler für die 'Kraft des Atoms' gewesen wäre.
Mit der Kraft des Atoms haben ja sogar wir so unsere Schwierigkeiten. Und ich bin der Ansicht, dass Menschen mit Errungenschaften fast immer blödsinn machen. Vor allem, um einer „guten Idee“ Nachdruck zu verleihen.
Zitat:(04-02-2012, 23:23)Bella schrieb: Beispiel Islam. ...Die Geschichte des Menschen ist immer ein Auf und Ab, die Geschichte von Höhen und Tiefen. Langfristig wird sich aber das "Nützliche, Gute" - wie man es auch immer bezeichnen mag - durchsetzen. Stichwort "kulturelle Evolution".
Ich bin da in dieser Hinsicht keineswegs ein Misanthrop und sehe menschliche Verfehlungen teilweise sogar als notwendig. "Ohne Widerstand kein Fortschritt", wenn du so willst.
Da stimme ich dir zu. Fortschritt gehört zum Leben und eben auch der Missbrauch des Fortschritts und das Erlernen von Grenzen daraus.
Zitat:(04-02-2012, 23:23)Bella schrieb: Welche man nicht unterschätzen sollte. Für mich ist überdies die Welt voll von göttlichen Wundern. Wissenschaft und Spiritualität sind kein Gegensatz sondern ergänzen sich.Ja... Da gab es ja auch dieses "Mind and Life Institute", welches sich bspw. mit der Meditationspraxis wissenschaftlich beschäftigt...
Die Ergebnisse sind ja auch interessant, wenn man sieht, wie sich das Gehirn von Menschen verändert, die über Jahre Meditation betreiben.
Zitat:(04-02-2012, 23:23)Bella schrieb: Vielleicht wird man mehr über die Seele herausfinden, vielleicht bleibt sie auch immer ein Rätsel.Da kann ich nur schwer ersteres hoffen...
Der kritisch-rationale Geist der menschlichen Zivilisation wehrt sich zunehmend gegen metaphysische Spekulationen, wie petronius immer stets und höchst eindrucksvoll zu demonstrieren pflegt (was ich ihm aber auch zugute halte).
Atheisten sind ein Segen. Und ihre Kritik berechtigt. Religion hatte bislang immer etwas von sinnentleertem Dogmatismus. Da werden Regeln befolgt, die nicht selten unmenschlich sind und es begegnen einem z.B. Muslime, die überhaupt kein Gefühl für die Menschenrechte entwickelt haben, weil ihre Gedanken immer nur um die Kategorien „halal/erlaubt und haram/verboten kreisen. Und da zum halal auch Unmenschliches zählt, empfinden sie es nicht als grausam.
Nun besteht das Problem, dass man mit den Dogmen und dem Absolutheitsanspruch der Religionen auch die Spiritualität an sich über Bord werfen will und man bemüht die Wissenschaft als Feind der Religion, was sie gar nicht ist.
Spiritualität ist weit mehr als Dogmen und religiöse Absolutheit, ja, sie braucht das gar nicht. Bei mir hat es auch lange gedauert, bis ich die idiotischen religiösen Ansprüche hinter mir lassen und über den Tellerrand schauen konnte, so wie es auch Anthony de Mello, Lupus Richter, Willigis Jäger, Khalil Khalil Gibran, Ramakrishna oder Mahatma Ghandi taten.
Es ist eben so, dass Gott nicht vor 2500, 2000 oder 1400 Jahren (je nach Religion) aufgehört hat die Menschen zu inspirieren, sondern es gerade jetzt tut und im 18.,19. und 20. Jahrhundert getan hat. Die Fähigkeit über den Tellerrand zu schauen ist nun mal brandneu und viele Impulse kommen aus sekularen Ideen (Menschenrechte) und von Atheisten.
Zitat:Vom emotionalen, subjektiven Standpunkt aus, scheint die Welt auf der anderen Seite aber ziemlich sinnlos, nichtig und ungerecht zu sein, was ebenfalls bei vielen Menschen tiefes Unbehagen gegen eine streng materialistische Weltsicht hervorruft.
Es ist immer noch der alte Krieg zwischen den dem Menschen innewohnenden Kräften der Ratio (Verstand, Vernunft) und Irratio (Gefühle, Empfindungen). "Ich fühle, dass es richtig ist, aber ich weiß, dass es falsch ist." Religion versucht diesen Knoten zu lösen und muss es meines Erachtens langfristig auch (bzw. die Naturwissenschaft muss die Fragen der Religion klären), wenn man nicht die Nichtigkeit des Seins anerkennen will...
Hm, der Buddhismus ist da schon ziemlich weit indem er den Menschen an die Grenzen von Sinn und Nichtsinn, von Sein und Nichtsein führt. Allein die Definition des Buddha zum Nirwana fordert des Menschen ganzes Hirn.
Dieser Text hat mir geholfen im Leben und in der Welt einen Sinn zu sehen:
aus "Sieben Pfeile" von Hyemeyohsts Storm:
Der Sonnentänzer glaubt, dass jeder Mensch ein einzigartiges lebendiges Medizinrad ist, unvorstellbar gewaltig, das in seiner Macht eingeschränkt und auf diese Erde gesetzt wurde, um zu berühren, zu erleben und zu lernen.
Die sechs Großväter lehrten mich, dass jeder Mann, jede Frau und jedes Kind einmal eine lebendige Macht war, die irgendwo in Raum und Zeit existierte.
Diese Mächte hatten keine Gestalt, aber Bewusstsein. Sie waren lebendig.
Jede Macht besaß grenzenlose Energie und Schönheit. Diese lebenden Medizinräder waren fast zu allem fähig. Sie waren schön und vollkommen in jeder Hinsicht,
außer einer: Sie hatten kein Verständnis für die Begrenzung, keine Erfahrung der Substanz.
Diese Wesen waren nichts als Energie des Geistes, ohne Körper und ohne Herz.
Sie wurden auf diese Erde gesetzt, damit sie durch die Berührung die Dinge des Herzens lernen mochten.

