30-01-2012, 22:51
(30-01-2012, 01:28)Ekkard schrieb: Ist beispielsweise der Arzt der Mörder, weil er die Nebenwirkung eines Präparates kannte, das er seinem möglichen Nebenbuhler und Patienten zur Stützung (beispielsweise) der Nierenfunktion geben musste?Das kommt darauf an, würde ich sagen.

Wenn er aufgrund beschränkter medizinischer Möglichkeiten den Patienten sowieso mit dem Medikament behandeln musste, da der Patient sonst früher sterben würde, dann hatte der Arzt also keine Wahl.
-> die Handlung des Arztes ist zwar kausal, aber juristisch nicht belangbar, also nicht der Mörder, obwohl er dafür kausal war.
Wenn er aber lediglich die Behandlung mit diesem Medikament unterlassen hätte sollen, und der Patient dadurch keinen Schaden erleidet bzw. einfach mit einem anderen Medikament hätte behandelt werden sollen, dann war der Arzt indem Sinne kausal, wenn durch die Weitergabe des Medikaments aufgrund der Nebenwirkung der Patient gestorben ist.
-> auch hier ist der Arzt kausal für den Tod, und weiters ist sein Verhalten vorwerfbar, da er durch Unterlassen der Weitergabe des Medikaments den Tod (=Taterfolg) hätte vermeiden können und muss sich somit einer Mordanklage stellen, wenn er erwischt wird.
Worauf ich noch kurz hinweisen wollte:
In d. Rechtswissenschaft hat die Kausalität nichts mit der Schuldfrage zu tun. Diese wird unabhängig davon behandelt, also eine Handlung mag kausal für etwas sein, das bedeutet aber, dass derjenige auch die Schuld daran trägt.
Und auch wenn es mehrere Kausalitäten (-ketten) gab und nicht mehr eruriert werden kann, welche Handlung jetzt letztlich kausal war, bedeutet das nicht, dass die Kausalität deswegen aufgehoben. Fest steht, dass eine Handlung kausal war. Juristisch wird das meistens mit einer solidarischen Haftung der Handelnden gelöst.
(30-01-2012, 01:28)Ekkard schrieb: Bei Wirkung und Nebenwirkung entscheiden so viele Wenns und Abers, dass man zwar um die Kausalität weiß, gleichwohl keine Entscheidung treffen kann.Ich verstehe schon. In der Juristerei wird das aus bestimmten Gründen mit einer konstruktiven Haftung gelöst, wenn man es nicht herausfinden kann, aber sicher ist, dass eine Handlung dafür kausal war.