(28-01-2012, 22:52)Mustafa schrieb: Meinst du, dass es solche (Naturgesetze) gibt? Das wäre dann nämlich auch schon wieder eine Art von "göttlicher" Ordnung.Nur manchmal ist ein universalistischer Ansatz ganz nützlich. Die naturwissenschaftliche Methode selbst gibt ihn nicht her
Oder sind es nur Gesetze, die wir Menschen uns anhand der für uns beobachtbaren Dinge als solche gesetzt haben, und die darüber hinaus keine Gültigkeit haben?
(28-01-2012, 19:00)paradox schrieb: Alles steht in einer Kausalitätskette.Das zwar. Aber fast alle Systemzustände unserer Welt (selbst ein System) haben eine Fülle mehr oder weniger wahrscheinlicher Nachfolger. Schon in der nächsten Generation von Zuständen beeinflussen sich die Nachfolger gegenseitig, von der dritten und jeder weiteren Generation ganz zu schweigen. Obwohl nichts aus reinem Zufall geschieht, ist der Systemzustand nach nur wenigen Generationen allein von seiner Geschichte und den äußeren Bedingungen abhängig. Man spricht von "Kontingenz" anstelle von Bestimmtheit (Determiniertheit).
paradox schrieb:(Zitat korrigiert durch Ekkard) Aber das sind alles weitere Anzeichen für mich, dass da umso mehr Intelligenz dahinter stecken muss. Evolution wächst ja auch nicht auf den Bäumen, oder?Man muss die eigene Anschauung von dem trennen, was die naturwissenschaftliche Methode bezweckt. Man kann aus ihren Ergebnissen rein gar nichts in Bezug auf die Weltanschauung ableiten. Eine zweckgebundene Methode wird bei philosophischer Betrachtung bestenfalls ihre Wurzeln kund tun. Eine davon lautet: "Unterlasse alles, was eine Deutung a priori in die Ergebnisse hinein trägt". Es ist leider nicht so, dass die Naturwissenschaftler selbst frei von ihren bevorzugten Deutungen wären! Dass viele von ihnen erklärte Atheisten sind, hat genau damit zu tun.
Zurück zur Annahme einer Intelligenz hinter der Komplexität der Erscheinungen ist schlicht Deutung a priori und kann nicht aus den Erscheinungen hergeleitet werden. Komplexität ist eine Erscheinung der Welt, nicht mehr nicht weniger.
(29-01-2012, 02:12)paradox schrieb: … auch diesen Thread hatte ich mir durchgelesen, aber die Antworten haben mich eher nicht überzeugt, teilweise wurde auch nur persönlich belangloses wiedergegeben bzw. nur ausgewichen.Schön gesagt, aber so viel oder so wenig von Belang, wie Vieles auf dem Gebiet der Weltanschauungen. Die Gegenfrage lautet: "Welches Argument für oder gegen (D)eine Anschauung würdest du denn anerkennen?" Ich vermute einmal: Gar keine – jedenfalls zunächst!
(29-01-2012, 09:10)Noumenon schrieb: Innerhalb der Quantenmechanik lassen sich bestimmte Phänomene nicht mehr auf konkrete Ursachen zurückführen und daher nur noch Wahrscheinlichkeitsaussagen machen.Ich meine, dass eine solche Aussage nicht haltbar ist. Die Ursache ist sehr wohl bekannt, nämlich der vorher gehende Systemzustand. Was man a priori nicht wissen kann, ist welcher der verschiedenen, möglichen Zustände sich einstellen wird.
(29-01-2012, 09:10)Noumenon schrieb: Man hat hier auch die Frage aufgeworfen, ob dieser "Zufall" nur auf mangelndem Wissen oder Lücken in der Theorie beruht (-> verborgene Variablen...). Diese Frage wurde negativ beantwortet (-> Bellsche Ungleichung), d.h. auf einer gewissen Stufe treten zufällige Effekte auf, welche aber dennoch auf größeren Strukturskalen Kausalität zulassen (ist schon ziemlich tricky...)Vom historischen Werdegang der Quantenphysik hast du Recht. Ob man das als "ziemlich tricky" bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln. Im Grunde kann sich nur ein Physiker wundern, dass eine Kaffeetasse am Boden auf vielfältige Weise zerschellen kann. Gerade als Physiker würde ich – entgegen den Anschauungen in den Anfänger-Lehrbüchern – unsere (klassischen) Werkzeuge für "zu einfach" halten: Strenge Kausalität heißt noch lange nicht, dass das Verhalten der betrachteten Systeme vorhersehbar (berechenbar) sein muss. Bleibt also die Frage, was uns an der Physik wundert, wenn wir streng unsere Anschauungen ausklammern?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard