27-01-2012, 22:09
(27-01-2012, 13:21)Ekkard schrieb: Ich hatte an anderer Stelle bereits auf den Streit zwischen Naturalismus und Universalismus hingewiesen. Eine "Religion an sich" ist ein universalistischer Ansatz, der uns immer fremder wird, je mehr wir darüber nachdenken. Jenes Konglomerat an Mythen, gesellschaftlichen Ansprüchen und subjektiv gestalteten Berichten namens Religion macht deutlich, wie viel Unklares und Willkürliches in dem Begriff steckt - immer wieder schön abzulesen an dem Streit um die (mögliche, denkbare) Existenz Gottes.
und genau deshalb dürfte es ja auch nicht möglich sein, irgendwelche religionsinhalte "an sich" zu proklamieren, ohne irgendwo auf religiösen widerspruch zu stoßen
am besten also definiert man erst gar nicht, was denn die "religion an sich" konkret sein soll
(27-01-2012, 13:21)Ekkard schrieb: Für den Naturalisten ist Religion eine temporäre Erscheinung in der Gesellschaft ihrer jeweiligen Epoche. Religion existiert also in einer verbindlichen Form, aus der man irgend etwas herleiten könnte, überhaupt nicht, sondern nur die konkrete Ausformung
exakt
was als kern der religion bzw. als die religion "an sich" aufgefaßt wird, ist zeitgebunden bzw. an einen soziopolitischen kontext gebunden. man mag also nach heutigem verständnis befinden, grausamkeiten hätten nichts mit der religion zu tun, wie sie heute "an sich" verstanden wird (gott ist die liebe und nächsten- wie feindesliebe höchstes und unumstößliches gebot). das wird man im mittelalter anders gesehen haben
und deshalb wirfst der kritiker der tatsache, daß religion eben auch mit grausamkeiten zu tun hat, eben nicht den heute religiösen die untaten ihrer altvorderen vor. sondern hält schlicht fest, daß eben auch "so was von so was kommen kann" (zitat nena)
(27-01-2012, 13:21)Ekkard schrieb: Der Naturalist hat es da einfacher als der Universalist, der Religion als etwas a priori Existentes und Verbindliches anerkennt
kann der "Universalist" denn auch irgendwie beschreiben,was konkret er unter diesem "a priori Existenten und Verbindlich anerkanntem" versteht?
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Dem Universalisten kann man entgegen halten: Sieh', was deine Religion im Laufe der Geschichte angerichtet hat. Das ist Folge von Religion - insbesondere der "Religion an sich"!
nun, wer ist "man"?
ich bin weit entfernt davon, der "Religion an sich" etwas vorzuhalten. schon weil ich diesen begriff für untauglich halte
(27-01-2012, 13:21)Ekkard schrieb: Der Naturalist zieht sich die Jacke gar nicht erst an. Für ihn ist Religion die konkrete Gemeinde, die beispielsweise keine Hexen verbrennt und keine Kreuzzüge anzettelt, sondern stattdessen auf die soziale Bedrängnis vieler Menschen hinweist und nach Abhilfe sucht (und um soziales Gewissen betet, Gottesienste feiert und vieles mehr, was ich jetzt gar nicht alles aufzählen kann.)
"religion" würde ich da als den geistigen überbau (in seinem aktuellen verständnis) dieser konkreten handlungen sehen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)