26-01-2012, 20:49
So... mit einem schönen langen Beitrag werde ich erst einmal meinen Einstand hier feiern... 
Eine irgendwie geartete Definition des Religionsbegriffes beinhaltet für mich zunächst einmal im weitesten Sinne die Suche nach einem "Sinn" in dieser Welt, insbesondere unter Berücksichtigung des bewusst wahrnehmenden und empfindenden Subjektes ("Ich").
Es ist das Fragen nach dem Zweck dieses ganzen Spektakels und welche Rolle dabei das eigene "Ich" spielt. Einen solchen teleologischen Aspekt der Welt zu unterstellen kann sich hingegen die Naturwissenschaft aus methodologischen Gründen nicht leisten, wenn sie das Fundament des positivistischen und kritisch-rationalen Denkens nicht aufgeben will.
Naturwissenschaften und Religion beziehen sich bei ihren Analysen und Erklärungen zwar auf das gleiche Objekt: den Kosmos, die Welt, das Leben. Während die Naturwissenschaft sich aber auf eine objektive Ebene zurückzieht, auf der sie die Welt lediglich nüchtern und insbesondere in ihren Details beschreibt, versucht die Religion die Welt als Gesamtheit und aus der subjektiven Sicht zu erfassen, sie zu interpretieren und ihr einen Sinn zu verleihen.
Naturwissenschaft gibt den Rahmen vor, Religion füllt ihn aus.
Ganz konkret geht es ja nun um Begriffe wie "Jenseits", "Seele" oder "Gott". Häufig drehen sich aber beim Thema Religion die Diskussionen allerdings nur um letzteren Begriff, obwohl er in einigen Religionen (im Gegensatz zu den ersten beiden) überhaupt nicht aufgegriffen wird oder eine eher untergeordnete Rolle einnimmt, und sich bei näherer Betrachtung auch als fast schon überflüssig erweist.
Die meisten Menschen glauben an (oder von mir aus auch "wünschen" sich) ein Leben nach dem Tod, und dass ihr möglicherweise wenig beschauliches Leben vielleicht doch noch einen Sinn hatte... Es ist vor allem der Gedanke der ausgleichenden Gerechtigkeit gegenüber dem bewusst wahrnehmenden und empfindenden Subjekt, welcher die Grundlage sämtlicher Religionen und ihre Inhalte bildet. Diesen Punkt halte ich für sehr wichtig, führe ihn aber ggf. später bei Gelegenheit mal aus, sonst wirds noch hier zu lang.
Für die Konzepte "Jenseits" und "Seele" halte ich aber ein personales, selbstdenkendes Wesen nicht für zwingend notwendig. Vom Theismus zum Deismus ist es nicht weit, und von dort aus zum Atheismus (nur in Bezug auf Gott!) auch nicht. An und für sich kann man sich auch noch auf pantheistische oder panpsychistische Positionen zurückziehen. Der Gottesbegriff ist sicherlich ein schönes Konzept, um jemanden die "Schuld" zuschieben zu können, jemand "der für alles verantwortlich ist". Mir persönlich wäre Gott bspw. auch noch ein paar Fragen schuldig, wäre also nett, wenn es ihn gäbe...
Zentraler finde ich wie gesagt allerdings die Begriffe des "Jenseits" und der "Seele", bei denen man ausfühlichere Diskussionen jedoch häufig vermisst. Und die Frage nach einem Gott tangiert diese Konzepte nur peripher.
Hier im Strang wurde ja öfters der Transzendenzbegriff aufgeworfen, wobei ich mich da auf die Definition des "nicht Erfahrbaren" beziehen würde. Allerdings ist mir nicht klar, ob dies nun prinzipiell und für alle Zeiten gelten solle, oder eben nicht. Im letzteren Falle wären bspw. auch außerirdische Wesen transzendent, da ihnen derzeit keine belegbare Realität zukommt...
Den ersten Fall finde ich etwas strittig... Welche ontologische Ebene hätten wir denn gern...? Selbst im "Jenseits" könnte man noch die Behauptung aufstellen, dass auch dieses nicht die letzte Seinsstufe sei. Wenn man einen infiniten Regress vermeiden will, muss man sich aber irgendwann für eine ontologische Ebene entscheiden und begründen, weshalb man diese als die letzte "Realität" hinnimmt und akzeptiert. Und im zweiten Fall wird Transzendenz durch mangelnde Erkenntnis begründet.
Nähern wir uns dem Problem doch mal mit folgender Frage:
Ist der "Urstoff" eigentlich transzendent?
Aus Sicht eines griechischen Philosophen der Antike müsste man dem wohl zustimmen. Schließlich konnte man damals noch nicht einmal prinzipielle Methoden erahnen, mit denen man die Frage nach dem Urstoff hätte endgültig klären können, geschweige denn, dass man bereits im Besitz derselbigen gewesen wäre. Und so stritten sich die Philosophen darüber ob der "Urstoff" denn nun vielleicht aus Luft, oder Wasser oder vielleicht doch eher unbestimmt sei - wenn er denn überhaupt existiere. Und von Demokrits "Haken und Ösen" ganz zu schweigen...
Ein Positivist hätte nun wahrscheinlich geantwortet, dass es für einen "Urstoff" keinerlei Belege gebe, ja nicht einmal Indizien. Es gäbe ja schließlich keine Axt und kein Messer das fein genug wäre um auch nur irgendeinen Stoff in unspaltbare "Atome" zu zerlegen. Und selbst wenn, dann könne man nicht ausschließen, dass es vielleicht noch ein spitzeres Messer aus härterem Metall gäbe, welches in der Lage wäre die "Atome" zu spalten. Jegliches Nachsinnen über solche Fragen sei daher reinste Methphysik und Spekulation, trüge nichts, aber auch rein gar nichts zum Erkenntnisgewinn bei und sei daher völlig belanglos.
Nun... bezüglich des "Urstoffes" (und auch vieler anderer Fragen) sind wir nach mittlerweile nunmehr etwa 2000 Jahren schon deutlichst weiter. Bezüglich der Begriffe "Jenseits", "Seele" oder "Gott" tappen wir immer noch so ziemlich blind im Nebel herum und haben noch nicht einmal Indizien. Dennoch lehrt uns das Beispiel des "Urstoffes", dass man sich der Wahrheit durch Ausschluss widersprüchlicher Annahmen doch sicherlich zumindest ein wenig nähern kann.
Und in der Tat halte ich auch Fragen nach einem "Jenseits", einer "Seele" oder "Gott" als größtenteils von den Naturwissenschaften beantwortbar. Erkenntnis und Zukunft sind nach oben hin offen, und wenn man den Wissenszuwachs der Menschheit in den letzten hunderten Jahren betrachtet, dann darf man entweder annehmen, dass sich künftige Generationen von Naturforschern in 1000, 1 Mio. oder gar Milliarden Jahren sich ziemlich langweilen dürften... oder man akzeptiert, dass wir genau genommen eigentlich noch gar nichts wissen.
Dass wir mittlerweile schon mit Gottes Lego-Bausteinen spielen können, Indizien für ein Jenseits oder eine Seele aber noch nicht gefunden haben, schließt deren Existenz nicht zwangsläufig aus. Man bedenke auch das Chaos, welches hier auf unserem blauen Planeten ausbrechen würde, wenn wir auf der aktuellen Stufe unserer Zivilisation tatsächlich auf einen stichhaltigen Beleg für die genannten Konzepte stoßen würden. Ne, ne... so schnell wird der alte Meister den Schlüssel (zu Recht!) wohl nicht rausrücken. o.O
So, das reicht jetzt auch erst einmal, sonst liest es keiner mehr...

Eine irgendwie geartete Definition des Religionsbegriffes beinhaltet für mich zunächst einmal im weitesten Sinne die Suche nach einem "Sinn" in dieser Welt, insbesondere unter Berücksichtigung des bewusst wahrnehmenden und empfindenden Subjektes ("Ich").
Es ist das Fragen nach dem Zweck dieses ganzen Spektakels und welche Rolle dabei das eigene "Ich" spielt. Einen solchen teleologischen Aspekt der Welt zu unterstellen kann sich hingegen die Naturwissenschaft aus methodologischen Gründen nicht leisten, wenn sie das Fundament des positivistischen und kritisch-rationalen Denkens nicht aufgeben will.
Naturwissenschaften und Religion beziehen sich bei ihren Analysen und Erklärungen zwar auf das gleiche Objekt: den Kosmos, die Welt, das Leben. Während die Naturwissenschaft sich aber auf eine objektive Ebene zurückzieht, auf der sie die Welt lediglich nüchtern und insbesondere in ihren Details beschreibt, versucht die Religion die Welt als Gesamtheit und aus der subjektiven Sicht zu erfassen, sie zu interpretieren und ihr einen Sinn zu verleihen.
Naturwissenschaft gibt den Rahmen vor, Religion füllt ihn aus.
Ganz konkret geht es ja nun um Begriffe wie "Jenseits", "Seele" oder "Gott". Häufig drehen sich aber beim Thema Religion die Diskussionen allerdings nur um letzteren Begriff, obwohl er in einigen Religionen (im Gegensatz zu den ersten beiden) überhaupt nicht aufgegriffen wird oder eine eher untergeordnete Rolle einnimmt, und sich bei näherer Betrachtung auch als fast schon überflüssig erweist.
Die meisten Menschen glauben an (oder von mir aus auch "wünschen" sich) ein Leben nach dem Tod, und dass ihr möglicherweise wenig beschauliches Leben vielleicht doch noch einen Sinn hatte... Es ist vor allem der Gedanke der ausgleichenden Gerechtigkeit gegenüber dem bewusst wahrnehmenden und empfindenden Subjekt, welcher die Grundlage sämtlicher Religionen und ihre Inhalte bildet. Diesen Punkt halte ich für sehr wichtig, führe ihn aber ggf. später bei Gelegenheit mal aus, sonst wirds noch hier zu lang.
Für die Konzepte "Jenseits" und "Seele" halte ich aber ein personales, selbstdenkendes Wesen nicht für zwingend notwendig. Vom Theismus zum Deismus ist es nicht weit, und von dort aus zum Atheismus (nur in Bezug auf Gott!) auch nicht. An und für sich kann man sich auch noch auf pantheistische oder panpsychistische Positionen zurückziehen. Der Gottesbegriff ist sicherlich ein schönes Konzept, um jemanden die "Schuld" zuschieben zu können, jemand "der für alles verantwortlich ist". Mir persönlich wäre Gott bspw. auch noch ein paar Fragen schuldig, wäre also nett, wenn es ihn gäbe...
Zentraler finde ich wie gesagt allerdings die Begriffe des "Jenseits" und der "Seele", bei denen man ausfühlichere Diskussionen jedoch häufig vermisst. Und die Frage nach einem Gott tangiert diese Konzepte nur peripher.
Hier im Strang wurde ja öfters der Transzendenzbegriff aufgeworfen, wobei ich mich da auf die Definition des "nicht Erfahrbaren" beziehen würde. Allerdings ist mir nicht klar, ob dies nun prinzipiell und für alle Zeiten gelten solle, oder eben nicht. Im letzteren Falle wären bspw. auch außerirdische Wesen transzendent, da ihnen derzeit keine belegbare Realität zukommt...
Den ersten Fall finde ich etwas strittig... Welche ontologische Ebene hätten wir denn gern...? Selbst im "Jenseits" könnte man noch die Behauptung aufstellen, dass auch dieses nicht die letzte Seinsstufe sei. Wenn man einen infiniten Regress vermeiden will, muss man sich aber irgendwann für eine ontologische Ebene entscheiden und begründen, weshalb man diese als die letzte "Realität" hinnimmt und akzeptiert. Und im zweiten Fall wird Transzendenz durch mangelnde Erkenntnis begründet.
Nähern wir uns dem Problem doch mal mit folgender Frage:
Ist der "Urstoff" eigentlich transzendent?
Aus Sicht eines griechischen Philosophen der Antike müsste man dem wohl zustimmen. Schließlich konnte man damals noch nicht einmal prinzipielle Methoden erahnen, mit denen man die Frage nach dem Urstoff hätte endgültig klären können, geschweige denn, dass man bereits im Besitz derselbigen gewesen wäre. Und so stritten sich die Philosophen darüber ob der "Urstoff" denn nun vielleicht aus Luft, oder Wasser oder vielleicht doch eher unbestimmt sei - wenn er denn überhaupt existiere. Und von Demokrits "Haken und Ösen" ganz zu schweigen...
Ein Positivist hätte nun wahrscheinlich geantwortet, dass es für einen "Urstoff" keinerlei Belege gebe, ja nicht einmal Indizien. Es gäbe ja schließlich keine Axt und kein Messer das fein genug wäre um auch nur irgendeinen Stoff in unspaltbare "Atome" zu zerlegen. Und selbst wenn, dann könne man nicht ausschließen, dass es vielleicht noch ein spitzeres Messer aus härterem Metall gäbe, welches in der Lage wäre die "Atome" zu spalten. Jegliches Nachsinnen über solche Fragen sei daher reinste Methphysik und Spekulation, trüge nichts, aber auch rein gar nichts zum Erkenntnisgewinn bei und sei daher völlig belanglos.
Nun... bezüglich des "Urstoffes" (und auch vieler anderer Fragen) sind wir nach mittlerweile nunmehr etwa 2000 Jahren schon deutlichst weiter. Bezüglich der Begriffe "Jenseits", "Seele" oder "Gott" tappen wir immer noch so ziemlich blind im Nebel herum und haben noch nicht einmal Indizien. Dennoch lehrt uns das Beispiel des "Urstoffes", dass man sich der Wahrheit durch Ausschluss widersprüchlicher Annahmen doch sicherlich zumindest ein wenig nähern kann.
Und in der Tat halte ich auch Fragen nach einem "Jenseits", einer "Seele" oder "Gott" als größtenteils von den Naturwissenschaften beantwortbar. Erkenntnis und Zukunft sind nach oben hin offen, und wenn man den Wissenszuwachs der Menschheit in den letzten hunderten Jahren betrachtet, dann darf man entweder annehmen, dass sich künftige Generationen von Naturforschern in 1000, 1 Mio. oder gar Milliarden Jahren sich ziemlich langweilen dürften... oder man akzeptiert, dass wir genau genommen eigentlich noch gar nichts wissen.
Dass wir mittlerweile schon mit Gottes Lego-Bausteinen spielen können, Indizien für ein Jenseits oder eine Seele aber noch nicht gefunden haben, schließt deren Existenz nicht zwangsläufig aus. Man bedenke auch das Chaos, welches hier auf unserem blauen Planeten ausbrechen würde, wenn wir auf der aktuellen Stufe unserer Zivilisation tatsächlich auf einen stichhaltigen Beleg für die genannten Konzepte stoßen würden. Ne, ne... so schnell wird der alte Meister den Schlüssel (zu Recht!) wohl nicht rausrücken. o.O
So, das reicht jetzt auch erst einmal, sonst liest es keiner mehr...

