11-01-2012, 09:19
(10-01-2012, 23:39)Mustafa schrieb: Die eigene Meinung für "die Richtige" zu halten ist deiner Meinung nach also ein besonderes Merkmal von Religion ?
nein. mein satz ging noch weiter
würdest du freundlicherweise damit aufhören, mir alles mögliche in den mund zu legen?
daß und wie religionen die von ihnen vertretene sichtweise nicht nur für richtig halten, sondern eben auch verbindlich vorschreiben, kannst du an einer breiten blutspur durch die geschichte und auch heute noch unschwer sehen
(10-01-2012, 23:39)Mustafa schrieb: Nein, aber etwas, zu das man sich bekennt (z.B. Gott oder Menschenrechte) bekommt als solches Autorität durch das Bekenntnis der Menschen dazu
wieso das denn?
ist mir doch völlig egal, ob du dich zu einem "gott" bekennst oder dazu, gerne käsebrot mit marmelade zu essen...
du wirst aber wohl doch zugeben, daß es einen unterschied macht, ob ich sage: "ich halte die menschenwürde für jedem menschen aus sich heraus eigen und sehe sie daher als unantastbar an" oder ob ich sage "die menschenwürde ist unantastbar, weil das ewiges gebot ist und kein mensch dagegen verstoßen kann, ohne damit gegen dieses nicht vom menschen gesetzte und über diesem stehende (natur)recht zu verstoßen"
solche willkürliche setzung eines über dem menschen stehenden (natur)rechts ist imho ebenso "religiös" in seiner berufung auf eine transzendente autorität wie die berufung auf einen "gott" und dessen willen bzw. gebot. und würde aus einem solchen naturrechtspostulat eine denkschule, gar ein kult mit womöglich einschlägigen riten zur verehrung dieses (natur)rechts entwickelt, so wäre das eindeutig eine religion
"religion" ist durch mehrere merkmale gekennzeichnet. nicht alle von diesen treffen in jedem einzelfall auf eine religion zu, aber deshalb kann man auch nicht hergehen und alles, was vielleicht auch mal eines dieser merkmale teilt, unter "religion" subsumieren. denn das, so scheint mir, ist genau dein anliegen
ähnliches spiel wie du treibt imho auch ekkard (wenn auch nicht in diesem thread), wenn er so tut, als sei religion bzw. religiöser glaube grade mal die aufstellung von lebensmaximen und organisation geselslchaftlichen miteinanders und habe auch schon gar nichts mit einem glauben an (dem postulat einer existenz von) "gott" und/oder höhere(n) mächte(n) zu tun. auch dieser ansatz spricht jeder real beobachtbaren religiösen praxis hohn
zusammenfassend: auch wenn er keine präzise, in jedem fall eineindeutige taxative definition von "religion" anhand einer liste klarer und in jedem fall zutreffender kriterien geben kann, so weiß doch praktiasch jeder, was mit "religion" gemeint ist (wird eben dabei z.b. an die "weltreligionen" oder schamanische kulte von indigenen denken und nicht an den kleintierzuchtverein)
daß und warum es nun manchen so wichtig ist, dieses allgemeine und allgemein übliche verständnis wortklauberisch auseinanderzunehmen und so den begriff "religion" für die diskussion unbrauchbar zu machen - das ist imho die eigentlich interessantere frage
cui bono?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

