08-10-2011, 01:09
(07-10-2011, 17:43)Unschlagbarer schrieb: Du irrst, wenn du meinst, dass der Atheismus eine Grundlage für zwischenmenschliches Verhalten sei. Die Logik, die dahinter steckt, ist mir schon klar, aber sie stimmt natürlich nicht. Die religiöse Seite meint doch, nur wer an Götter (Gott) glaubt, ist in der Lage zu gutem zwischenmenschlichem Verhalten.Da muss ich dich korrigieren: Denke dir alle Weltanschauung weg. Dann kannst du ermessen, was das menschliche Beziehungsgeflecht bedeutet. Ohne jede Weltanschauung wird das Individuum auf die einfachsten Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung, Wohnung reduziert. Es gibt kein Vertrauen zum Artgenossen, sondern bestenfalls eine sexuelle Reaktion. Man nimmt, was man gerade gebrauchen kann, und tötet in der Befürchtung, der oder die Andere könnte einem zuvor kommen.
Weltanschauungen sind der Schmierstoff der menschlichen Gesellschaft. Und Atheismus ist eine solche, vielleicht etwas diffuse Weltanschauung. Die mythischen Vorstellungen dazu mögen sich an der Physik orientieren. Das aber ist, wie Mustafa richtig feststellt, lediglich eine Methode ("Physizismus"). Diese Methode dient nicht dazu, Aspekte des menschliche Daseins zu beurteilen. Dass schaffen durch weltanschauliche Konsensbildung nur die Gemeinschaften/Gesellschaften.
Ob Götter, Gott oder kein Gott, ist vollkommen zweitrangig. Das alles sind Mythen, die im Atheismus durch die Anlehnung an die Naturwissenschaften ersetzt werden. Auch "kein Gott!" ist so ein Mythos.
(07-10-2011, 17:43)Unschlagbarer schrieb: Atheismus verneint lediglich die Anwesenheit von Göttern. Da Götter bisher nicht bewiesen worden sind, müssen sie in das Reich der Fabelwesen eingeordnet werden. Somit ist der Atheismus eine Befreiung von einer verlogenen Fabel, die das Leben der Menschen bestimmen soll. Ath. hat aber keinen eigenen Verhaltenskodex. Dieser wird bestimmt durch Erziehung, Bildung, durch Vorbilder in der Kindheit und Jugend, durch Erfahrungen usw.Wen willst du hier von was überzeugen? Dich selbst? "Götter sind nicht bewiesen …" – hat das jemand hier behauptet? "Atheismus ist eine Befreiung von einer verlogenen Fabel …"Offensichtlich nicht! Anderenfalls wärest du deutlich entspannter. Frei ist nur der Mensch, der entspannt die Meinungen anderer erträgt, versteht und sich schließlich als verlässlicher Partner zeigen kann. Wenn du (oder der Atheist im Allgemeinen) keinen Verhaltenskodex anerkennst, bist du sehr schnell vollkommen unfrei. Du scheinst mir sehr geprägt zu sein von falschen (religiösen) Gehorsamsgedanken.
(07-10-2011, 17:43)Unschlagbarer schrieb: Die Frage, ob man religiös oder a-religiös (= atheistisch) ist, hat keinen Einfluss auf den Charakter. Jedenfalls beweist das Verhalten so mancher religiöser Leute, dass auch ihr Charakter nicht makelloser ist als der von a-religiösen Leuten.Ja, richtig erkannt. Gleichwohl fällt ein Charakter nicht "vom Himmel", sondern bildet sich im menschlichen Umfeld. Die wahre Befreiung findet nur dort statt, wo das Menschenkind Urvertrauen findet und später verlässliche, achtsame, ja liebevolle Beziehungen. Und schon sind wir da, wo die Weltanschauung (Teilgebiet Menschenbild) greift. Es sind doch nicht die grausamen, eigensüchtigen, prügelnden Menschen, die "frei" wären! Es mag ja sein, dass die Erziehung ein mühsames und nicht durchgehend erfolgreiches Geschäft ist. Jeder Mythos, der diesem Ziel dient, sollte doch willkommen sein! Ob mit oder ohne Gott/Götter ist piep-egal!
(07-10-2011, 17:43)Unschlagbarer schrieb: Es gibt sie/ihn! Und das ohne jeden naturwissenschaftlichen Bezug!Was du nur immer mit deinem naturwissenschaftlichen Bezug hast? Es geht bei Weltanschauungen um das Beziehungsgeflecht der menschlichen Gesellschaft. Dietrich Bonhoeffer hat ausdrücklich davor gewarnt, die christliche Religion als etwas Innerliches zu betrachten. Nein, sie hat Außenwirkung! Man kann im gemeinschaftlichen Konsens an Gott glauben, aber wichtig ist z. B. die daraus folgende (rechtliche) Gleichwertigkeit der Menschen. Da kann man auch auf andere Weise darauf kommen, ganz klar! Aber der Gottes- und Jesusmythos bedingt geradezu die Achtsamkeit (Nächstenliebe). Es ist anerkanntermaßen so, dass sich der Atheismus erst mit den gesellschaftlichen Problemen auseinander setzen muss, ehe er zum gleichen Ergebnis kommt. Insofern sind die mythologischen Denkstrukturen eine Emanzipation von mühsamen, immer gleichartigen gesellschaftlichen Prozessen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

