05-08-2011, 17:06
@Ekkard
Dein Beitrag klingt bei mir in etwa so an, als hätte ich um tröstliche Hilfe oder Rat gesucht in der Todesthematik. Wenn ich dessen bedürfte, würde ich ein seelsorgerisches Gegenüber suchen und mich nicht in ein Diskussionsforum einbringen. Danke dennoch für deine Worte.
Zitat Karla: "Aber man kann nicht alles, was man momentan als "Nicht-Ich" wahrnimmt, in sein Bewusstsein holen."
Was man wahrnimmt, das wird schon mal als existent erkannt, und was man (er)kennt, das kann man sehr wohl bewusst zu seinem "Ich" hinzuzählen oder wenigstens "glauben", dass es dazugehören muss, ansonsten ich mich von der Einheit aussondere, bzw. glaube, dass das Wahrgenommene oder der als "Nicht-Ich"-definierte (oder bewertete?) Anteil abgetrennt von mir existiert. Ich gehe also in Trennung zu diesem Teil, wenn ich ihn nicht als zu meinem "Ich" gehörend betrachte.
Schwieriger ist es, noch nicht oder nicht mehr Wahrgenommenes (weil verdrängt, vergessen, aus dem Bewusstsein verloren) ins Bewusstsein zu holen und es als das Meine zu erkennen und anzunehmen: Von dem man nichts weiss, das verhält sich zum individuellen Ich etwa so, als ob es nicht existiert, d.h., es kann nicht ins Bewusstsein geholt werden, es sei denn, der Teil ruft sich sozusagen aus eigenem Antrieb in Erinnerung, indem er sich mir zeigt (wobei ich es meist nicht als Zu-mir-gehörend wahrhaben will) oder indem er sich auf unangenehme Weise durch Ängste etc. bemerkbar macht.
Zitat Karla: "Ich meine zu erkennen: dass dieses "Ich"-Bewusstsein seinen Anker nicht da hat, wo wir ihn wähnen. Es liegt nicht in unserer - isolierten - Person. Aber da hört es mit der Sprache und mit dem Bewusstwerden auch fast schon wieder auf."
Könnte es sein, dass das Ich-Bewusstsein seinen Ursprung zwar wohl im "Jenseits" unseres Ichs hat, dass aber seine Bestimmung und sein Ziel ist, im Diesseits zu sein? - Im Gegensatz zu den meisten religiösen Ansichten, dass das wahre Leben und die Bestimmung des Menschen im Jenseits liege. Zum Diesseits als Ziel und ewige Bestimmung komme ich aus folgenden Überlegungen:
Wenn es einen Schöpfer gibt, dann sind wir wohl von diesem Schöpfer ausgegangen, weil er uns als (ebenbürtiges) Individuum neben sich oder in sich haben wollte. Das Ziel des Schöpfers mit uns, oder seine Bestimmung für uns wird aber wohl kaum sein, dass wir wieder zu ihm zurückkehren, wohl aber, dass wir uns aus dem Diesseits als eigenständige (vom Intelligenzfunken her gesehen Ihm sogar ebenbürtige - wenn auch noch unentwickelte) Individuen uns Ihm zuwenden.
So gesehen wäre dann das Jenseits der Schöpfer, und das Diesseits die Schöpfung. Beides ist an (s)einem eigenen Platz und an diesem individuellen Platz auch richtig und erwünscht. Nun aber definieren wir noch ein anderes Jenseits: "Das Reich des Vergessens", die "Unterwelt" oder die "Anderswelt", wie das Reich jenseits des Todes auch genannt wird. Ist dies "Jenseits" nicht vielmehr ein "Sumpf des Vergessens", wo sich alles sammelt, was wir aus unserem Bewusstsein verbannt, vergessen und "verloren" weil "abgetrennt" haben? Ist der Tod die Eingangspforte in dieses "Schattenreich", wo menschliches Bewusstsein wieder seines "Restes" erinnert wird, indem es eintauchen muss in alles, was es "zurückliess", und wo das menschliche Bewusstsein neuen Schwung, Korrektur und Richtung nimmt, um in einem weiteren Leben wieder daranzugehen, das Vergangene, Verdrängte, Verleugnete, Vergessene, Verlorene, Abgetrennte aus dem Jenseits ins Diesseits zu holen? Im Diesseits begegnen mir ja in der "Wirklichkeit" viele "Unbekannte" und "Befremdliches", was ich aber alles zu meinem Ich hinzuzufügen eingeladen bin (im Akt der Nächstenliebe).
Erübrigt sich der Tod, wenn Menschen freiwillig ins "Reich des Vergessens" eintauchen und aus der Trennung in die Haltung der Einheit gehen, weil sich der Mensch im Streben nach Ganzheit und im Entgegengehen zum Ziel seiner Bestimmung des Todes als Korrektur nicht mehr bedarf?
- Heisst es nicht von den Bodhisattvas, dass sie freiwillig auf das Eingehen ins Nirwana verzichten, bis alle Wesen erlöst sind? Ist es tatsächlich ein Verzicht im eigentlichen Sinne, oder ist es Weisheit aus der Erkenntnis? Haben sie erkannt, dass "alle Wesen" ihre eigenen Wesensanteile sind, die zwar den Funken der Erleuchtung in sich tragen, aber zuerst durch Taten der Versöhnung und des "Wieder-Verbindens" die Einheit wiederherstellen müssen?
Mir fällt übrigens in diesem Zusammenhang auch ein, dass Atheisten, Agnostiker etc. im Gegensatz zu den "Gläubigen" die Haltung vertreten, dass es im Hier und Jetzt zu leben gilt. Sie sind überzeugt vom Diesseits. Unter den religiös Motivierten ist nur eine Elite, die sich das Hier und Jetzt (das Diesseits) auf die Fahne geschrieben hat, und auch sie betrachten das Diesseits mehrheitlich als einen Übergang; der Rest setzt seine Hoffnung auf ein Jenseits. Sind die "Ungläubigen" also eine Korrektur der kollektiven Bewusstseinshaltung und stellen dadurch ein wichtiges Gleichgewicht innerhalb der Menschheit sicher?
Oder wollte der Schöpfer Geschöpfe, um mit ihnen wieder vollständig zu "verschmelzen"?
Hier steht die Frage des individuellen Ich's wieder im Raum. Vom Schöpfer aus gesehen müsste doch eigentlich ein vorrangiges Interesse bestehen, ganze, ihm ebenbürtige Individuen "neben", "ausser" oder "abgetrennt" von Sich und seinem Allmachtswillen zu haben. Oder nicht?
Fragen über Fragen von
eurem Fragezeichen
und Danke für's Willkommenheissen
Dein Beitrag klingt bei mir in etwa so an, als hätte ich um tröstliche Hilfe oder Rat gesucht in der Todesthematik. Wenn ich dessen bedürfte, würde ich ein seelsorgerisches Gegenüber suchen und mich nicht in ein Diskussionsforum einbringen. Danke dennoch für deine Worte.
Zitat Karla: "Aber man kann nicht alles, was man momentan als "Nicht-Ich" wahrnimmt, in sein Bewusstsein holen."
Was man wahrnimmt, das wird schon mal als existent erkannt, und was man (er)kennt, das kann man sehr wohl bewusst zu seinem "Ich" hinzuzählen oder wenigstens "glauben", dass es dazugehören muss, ansonsten ich mich von der Einheit aussondere, bzw. glaube, dass das Wahrgenommene oder der als "Nicht-Ich"-definierte (oder bewertete?) Anteil abgetrennt von mir existiert. Ich gehe also in Trennung zu diesem Teil, wenn ich ihn nicht als zu meinem "Ich" gehörend betrachte.
Schwieriger ist es, noch nicht oder nicht mehr Wahrgenommenes (weil verdrängt, vergessen, aus dem Bewusstsein verloren) ins Bewusstsein zu holen und es als das Meine zu erkennen und anzunehmen: Von dem man nichts weiss, das verhält sich zum individuellen Ich etwa so, als ob es nicht existiert, d.h., es kann nicht ins Bewusstsein geholt werden, es sei denn, der Teil ruft sich sozusagen aus eigenem Antrieb in Erinnerung, indem er sich mir zeigt (wobei ich es meist nicht als Zu-mir-gehörend wahrhaben will) oder indem er sich auf unangenehme Weise durch Ängste etc. bemerkbar macht.
Zitat Karla: "Ich meine zu erkennen: dass dieses "Ich"-Bewusstsein seinen Anker nicht da hat, wo wir ihn wähnen. Es liegt nicht in unserer - isolierten - Person. Aber da hört es mit der Sprache und mit dem Bewusstwerden auch fast schon wieder auf."
Könnte es sein, dass das Ich-Bewusstsein seinen Ursprung zwar wohl im "Jenseits" unseres Ichs hat, dass aber seine Bestimmung und sein Ziel ist, im Diesseits zu sein? - Im Gegensatz zu den meisten religiösen Ansichten, dass das wahre Leben und die Bestimmung des Menschen im Jenseits liege. Zum Diesseits als Ziel und ewige Bestimmung komme ich aus folgenden Überlegungen:
Wenn es einen Schöpfer gibt, dann sind wir wohl von diesem Schöpfer ausgegangen, weil er uns als (ebenbürtiges) Individuum neben sich oder in sich haben wollte. Das Ziel des Schöpfers mit uns, oder seine Bestimmung für uns wird aber wohl kaum sein, dass wir wieder zu ihm zurückkehren, wohl aber, dass wir uns aus dem Diesseits als eigenständige (vom Intelligenzfunken her gesehen Ihm sogar ebenbürtige - wenn auch noch unentwickelte) Individuen uns Ihm zuwenden.
So gesehen wäre dann das Jenseits der Schöpfer, und das Diesseits die Schöpfung. Beides ist an (s)einem eigenen Platz und an diesem individuellen Platz auch richtig und erwünscht. Nun aber definieren wir noch ein anderes Jenseits: "Das Reich des Vergessens", die "Unterwelt" oder die "Anderswelt", wie das Reich jenseits des Todes auch genannt wird. Ist dies "Jenseits" nicht vielmehr ein "Sumpf des Vergessens", wo sich alles sammelt, was wir aus unserem Bewusstsein verbannt, vergessen und "verloren" weil "abgetrennt" haben? Ist der Tod die Eingangspforte in dieses "Schattenreich", wo menschliches Bewusstsein wieder seines "Restes" erinnert wird, indem es eintauchen muss in alles, was es "zurückliess", und wo das menschliche Bewusstsein neuen Schwung, Korrektur und Richtung nimmt, um in einem weiteren Leben wieder daranzugehen, das Vergangene, Verdrängte, Verleugnete, Vergessene, Verlorene, Abgetrennte aus dem Jenseits ins Diesseits zu holen? Im Diesseits begegnen mir ja in der "Wirklichkeit" viele "Unbekannte" und "Befremdliches", was ich aber alles zu meinem Ich hinzuzufügen eingeladen bin (im Akt der Nächstenliebe).
Erübrigt sich der Tod, wenn Menschen freiwillig ins "Reich des Vergessens" eintauchen und aus der Trennung in die Haltung der Einheit gehen, weil sich der Mensch im Streben nach Ganzheit und im Entgegengehen zum Ziel seiner Bestimmung des Todes als Korrektur nicht mehr bedarf?
- Heisst es nicht von den Bodhisattvas, dass sie freiwillig auf das Eingehen ins Nirwana verzichten, bis alle Wesen erlöst sind? Ist es tatsächlich ein Verzicht im eigentlichen Sinne, oder ist es Weisheit aus der Erkenntnis? Haben sie erkannt, dass "alle Wesen" ihre eigenen Wesensanteile sind, die zwar den Funken der Erleuchtung in sich tragen, aber zuerst durch Taten der Versöhnung und des "Wieder-Verbindens" die Einheit wiederherstellen müssen?
Mir fällt übrigens in diesem Zusammenhang auch ein, dass Atheisten, Agnostiker etc. im Gegensatz zu den "Gläubigen" die Haltung vertreten, dass es im Hier und Jetzt zu leben gilt. Sie sind überzeugt vom Diesseits. Unter den religiös Motivierten ist nur eine Elite, die sich das Hier und Jetzt (das Diesseits) auf die Fahne geschrieben hat, und auch sie betrachten das Diesseits mehrheitlich als einen Übergang; der Rest setzt seine Hoffnung auf ein Jenseits. Sind die "Ungläubigen" also eine Korrektur der kollektiven Bewusstseinshaltung und stellen dadurch ein wichtiges Gleichgewicht innerhalb der Menschheit sicher?
Oder wollte der Schöpfer Geschöpfe, um mit ihnen wieder vollständig zu "verschmelzen"?
Hier steht die Frage des individuellen Ich's wieder im Raum. Vom Schöpfer aus gesehen müsste doch eigentlich ein vorrangiges Interesse bestehen, ganze, ihm ebenbürtige Individuen "neben", "ausser" oder "abgetrennt" von Sich und seinem Allmachtswillen zu haben. Oder nicht?
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und Danke für's Willkommenheissen
