24-07-2011, 19:25
(24-07-2011, 18:31)Tyko schrieb: Wodurch rechtfertigst du den wert mythologischer beschreibungen?Gegenfrage: Wodurch ist ein Theaterstück oder ein Roman in deinen Augen "gerechtfertigt"? Ich bin mir nicht in allen denkbaren Fällen (des Lebens) sicher, aber gerade in den kulturellen Äußerungen (im Beispiel Theater, Roman) wird ein Beziehungsuniversum aufgespannt - in der Mythologie ist das doch nicht anders? Diese (im weitesten Sinne) Literatur lehrt, vielfach auf spannende, unterhaltsame oder manchmal gruselige Art, wie Figuren aufeinander bezogen sind. Wer seinen Marshal McLuhan bedenkt, kommt zu dem Schluss, dass alle diese "Stücke" menschliche Beziehungskunst transportieren. Texte dieser Art hinterlassen uns ein wenig verändert (sogar in Opposition zum Beschriebenen).
(24-07-2011, 18:31)Tyko schrieb: Die begrenztheit des menschlichen wissens sind mir bewusst, ...Das Wissen, von dem du hier sprichst ist Sachwissen. Und du vertrittst die Vorstellungen Karl Poppers über das, was wir sachkundig wissen können (in der naturwissenschaftlichen Forschung nämlich).
Das ist aber nicht alles. Es gibt ein Wissen, welches sich aus unseren Beziehungen zu Mitmenschen ergibt, namentlich, wenn es aufgeschrieben wurde. Man braucht nur zu fragen oder zu lesen. Oder man nimmt am Leben in einer Gruppe teil. Dann lernt man die impliziten Vereinbarungen (Konventionen) dieser Gruppe kennen und kann dieses Wissen nutzen (allen Herrschenden zu eigen!).
Auch die Mathematik hat diesen Charakter. Frage nach den Konventionen, halte dich streng daran, und sieh' zu, welche Sätze sich unter einem Satz spezieller Voraussetzungen ergeben.
Dieses Wissen ist durch nichts "begrenzt" außer durch mangelnde Kunst (Entropie unseres Gehirns) oder Widersprüche - letztere sind aber ebenfalls "sicheres Wissen".
(24-07-2011, 18:31)Tyko schrieb: ... und eben deshalb sehe ich den atheismsus als einzige haltbare position in dieser frage an.Das "deshalb" trifft nicht zu. Hier gibt es keine Konsequenz. Die atheistische Position ist genauso eine selbständige (weltanschauliche) Grundposition wie religiöse Ansätze. Grundpositionen bestimmen a priori, wie wir "beabsichtigen", unsere Mitwelt in eine Gesamtschau einzusortieren. "Beabsichtigen" deshalb in Gänsefüßchen, weil sich kaum ein Mensch über alle seine Grundpositionen im Klaren ist. Vieles ist angelernt, manches angeboren, manches ändert sich im Laufe des Lebens.
Die so genannte "atheistische Position" ist auch nur eine von vielen Überzeugungen und reicht alleine nur zur Opposition zur traditionellen Religion. Hinzu kommen müssen ethische Grundpositionen, Menschenbild, Ich-Bild, Beziehungsfähigkeit und vieles andere.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard