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Jeremia 14
#11
(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Der biblische Text ist -beweglich- und ich kann nicht in Einzelschritten arbeiten und gleichzeitig die Bewegung zeigen. ...
Dieser Satz sagt gar nichts über das hinaus, was ich bereits zum Ausdruck brachte: Der Text beschreibt in Sprachbildern den Lauf einer Klage über Dürre, die man selbstverständlich und ohne geistige Verrenkungen auch als "geistige Dürre" lesen kann.

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Der laufende Text entsteht bei etwas Übung automatisch. Wie das Erlernen einer Fremdsprache ist es NUR AM ANFANG schwer. An einer Darstellung - wie Du sie vermutlich gern hättest - scheiterten bereits Reiche und Religionen. Man verwendete also nur die Erzählung - und predigte darüber die Moral.
"Zitiert" man die Bibel, ist sie jedoch unmoralisch.
Das ist das Kernproblem.
Mag ja sein, dass "man" die Erzählung im Blick auf ihre ethischen Implikationen abklopfte und, wie du schreibst, Moral predigte. Aber es gibt auch andere Sichtweisen, die durchaus im allgemeinen Gottesdienstgebrauch vorkommen. Ganz sicher kommen sie in so genannten Bibelkreisen zur Sprache. Hier werden auch die vielfältigen Bedeutungen hebräischer Begriffe erläutert und ausgelegt. Wie mir scheint, gehst du von einer historischen Situation aus, die so einseitig nicht mehr existiert. Das ist mein Problem, mit deiner Art der Interpretation! Du klaubst "Oberschwingungen" des Hebräischen heraus, die im übersetzten Text (in der deutschen Erzählung) genauso zum Ausdruck kommen, weil sie in den Sprachbildern stecken, und die in unseren Bibelkreisen heraus gearbeitet werden.

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: "Dies ist das Wort, das der HERR zu Jeremia sagte von der teuren Zeit"
Das ist nämlich nicht nur ein Sprachproblem - sondern die ganze Weltanschauung / das frühere Durchdenken aller Möglichkeiten / gegen die Annahme ein Gott sagt persönlich zu Jeremia... die man ja im Text sicher zu sehen meint ... und sich daher nicht bequemt, den Ungereimtheiten nachzugehen ...
Mir scheint eher, du konstruierst hier eine Ungereimtheit, die du dann interpretierend umgehst. Buber-Rosenzweig schreiben:
"Welche Rede von IHM zu Jirmejahu geschah, die Mangelzeiten beredend:"
Auch die Lutherbibel sagt sinngemäß das Gleiche. Darüber hinaus ist es eine der üblichen Einleitungsformeln. Kein Grund, sich eine abweichende Einleitung abzuringen!

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Spätestens bei Vers 6 kommt -vielleicht- ein Kommentar, dass dieser Satz doch etwas seltsam sei:
Jer 14. 6 Das Wild stehet auf den Hügeln und schnappet nach der Luft, wie die Drachen, und verschmachtet, weil kein Kraut wächst.
Ich habe in keiner meiner Bücher "Drachen" gefunden. Es heißt durchgehend "Schakale". Dieses Sprachbild passt, wenn man Schakale bei Hitze beobachtet, wie sie "Luft schnappen". Bei "das Wild" handelt es sich um "Wildesel" - also sind deine Verdeutschungen nicht übermäßig genau.

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Vielleicht siehst Du bildlich, dass das Wild nicht auf dem Hügel nach Luft schnappen würde, sondern im Schatten stehen und die Kräuter an einem Bachlauf suchen würde.
Keine Ahnung - warum sollte ich nicht dem durchaus schlüssigen Bild folgen, wie Tiere in der flirrenden Hitze der judäischen Wüste stehen und allmählich verdursten und verhungern? "Kräuter am Bachlauf" findet man dort nicht - das ist typisch für mitteleuropäische Bachläufe bestenfalls für die Niederungen am Jordan, die ich nicht so genau in Erinnerung habe - also von wegen "näher an der Realität"!

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Das Bildliche verbindet sich im hebräischen Vokabular meist auch mit der Philosophie.
Das streite ich gar nicht ab, ist aber auch im Deutschen nicht anders.

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Trotzdem braucht man alles gesamtheitlich und sieht nun den Ausblick: Fruchtbarkeit ist oben - man schnappt nach Luft.
An der Stelle löst sich kein Rätsel und man "schnappt nach der Luft" - dem ruach sprachlicher Logik!

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Möchte das sogar erweitern ...
Ruach ist sowohl Wind, Luft als auch erleichtert sein und geht als gleich geschriebenes [ravax] mit den Gedanken nach Wohlstand und Gewinn noch einen Schritt weiter. [ravax] ist auch erleichtert sein und verbreiten. Man will sich verbreiten und geht in Gedanken weit über die Hügel hinaus, hat aber grad den Hunger hinter sich.
Ja und? Eine solche übertragene Interpretation geht am deutschen Sprachbild ebenso gut! Das bestreitet doch niemand! Für mein Gefühl zeigst du auf einem kompliziertem Umweg auf, wie man übertragene Bedeutungen aus einem Text heraus arbeiten kann.
Das ist schlicht selbstverständlich und wird durchaus auch in kirchlichen (Bibel-)Kreisen so gemacht - sogar unter Verwendung von hebräischen Brocken!

(17-07-2011, 09:50)MaSofia schrieb: Noch etwas Generelles in Darstellungsarten:

Andererseits, so eine Darlegung ist sehr umfangreich. Soll man alle Sätze wirklich so umfangreich darlegen (oder kurz und knapp: Jer 14. 6 Das Wild stehet auf den Hügeln und schnappet nach der Luft... weil kein Kraut wächst...)

Das ist auch gleich - aber das Fehlen einiger Worte und Gedanken brächte einen Leser doch schon wieder in ein ganz anderes Feld, etwa so, dass unten Überschwemmung wäre, z.B.
Das musste ich noch zeigen, um die Schieflage der Gedanken zur Bibel erneut auch an diesem Beispiel zu zeigen.
Sorry MaSofia, diesen sprachlogischen Sprüngen vermag ich nicht zu folgen. Für mich bleibt das bestenfalls "weit hergeholt".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Jeremia 14 - von MaSofia - 09-07-2011, 13:34
RE: Jeremia 14 - von Schmettermotte - 13-07-2011, 17:52
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