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Jeremia 14
#9
Nein, MaSofia! Du könntest selbstverständlich Recht haben, aber als Leser muss ich verstehen, was mein(e) Partner(in) sagen will. Und das ist nicht der Fall.

Sieh'mal, Texte - selbst das, was wir hier verfassen - erzählt einen Sinnzusammenhang. Verstehen besteht darin, Stück für Stück diesen Sinn entweder auf etwas Bekanntes abzubilden oder einen Grund zu erkennen, das Neue aufzunehmen.

Mir ist ja aus unseren Bibeldiskussionen keineswegs neu, dass die biblischen Bilder fälschlich "wörtlich" (noch dazu deren deutsche/englische Übersetzung) genommen worden sind. Damit ist viel Intoleranz in die Welt gesetzt worden. Ich denke, da sind wir uns auch einig. Dass Worte in jeder Sprache mehr Anklänge haben, als die Standardbedeutung, bestreite ich nicht. Und im Hebräischen kommen noch die dazu gelesenen aber nicht geschriebenen Vokale dazu, wodurch sich Bedeutungsverschiebungen ergeben können. Dass Worte auch Zahlen und umgekehrt sein können, weiß ich auch. Ferner haben hebräische Namen in vielen, möglicherweise allen Fällen auch noch eine semantische Bedeutung. Alles klar.
Hinzu tritt, dass die jüdische Auslegungstradition über Jahrhunderte gänzlich anders aussah, als die christliche - nämlich wesentlich hintergründiger und ohne apodiktische Entscheidungen. Im Vordergrund stand dort immer die Liebe zu Gott, gleichbedeutend mit der Liebe zum Mitmenschen.

Wenn ich mal einer Auslegungstradition folge, die mehr der jüdischen entspricht, dann kann man natürlich die grundsätzlichen Menschenerfahrungen aus einzelnen Worten (und vielleicht Reimen) heraus lesen. Gleichwohl kann das doch nur punktuell geschen und müsste sich in den Kontext einpassen. Vernüfntig erzählen kann man nur eine "zusammen hängende Geschichte", sagen wir "Rotkäppchen und der Wolf". Dass dort Sonne und Sommer (Rotkäppchen) sowie der Winter (Wolf) mitgemeint sind, ist eine Sonderinterpretation. Genauso könnte man über Liebe und Hass oder weibliche und männliche Geschlechterrolle philosphieren, wenn man die Sprachbilder im Volk kennt. Gleichwohl wird eine im Kontext zusammenhängende Geschichte erzählt.

Aber dann bin ich genauso auf der sicheren Seite einer toleranten Textinterpretation, wenn ich mir die Sprachbilder z. B. des Jeremia in deutscher Translitertation hernehme und sie so ähnlich auf mich wirken lasse, wie T.Logemann dies weiter vorne getan hat bzw. wie das Rotkäppchen-Märchen von eben.

Warum sollte ich akzeptieren, dass ein Text ausschließlich zusammenhanglose Hinweise philosophischer Natur enthalten soll, wenn dort eine zusammenhängende Geschichte und sei es ein Klagelied erzählt wird? Ähnlich wie das Wort "Wolf" im Deutschen können natürlich auch übertragene Bedeutungen enthalten sein. Aber eben nicht nur!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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Nachrichten in diesem Thema
Jeremia 14 - von MaSofia - 09-07-2011, 13:34
RE: Jeremia 14 - von Schmettermotte - 13-07-2011, 17:52
RE: Jeremia 14 - von t.logemann - 13-07-2011, 18:36
RE: Jeremia 14 - von MaSofia - 14-07-2011, 14:09
RE: Jeremia 14 - von t.logemann - 14-07-2011, 14:23
RE: Jeremia 14 - von Ekkard - 16-07-2011, 21:31
RE: Jeremia 14 - von MaSofia - 16-07-2011, 23:02
RE: Jeremia 14 - von Bion - 16-07-2011, 23:49
RE: Jeremia 14 - von Ekkard - 17-07-2011, 00:23
RE: Jeremia 14 - von MaSofia - 17-07-2011, 09:50
RE: Jeremia 14 - von Ekkard - 17-07-2011, 17:01
RE: Jeremia 14 - von Bion - 18-07-2011, 00:36
RE: Jeremia 14 - von d.n. - 19-07-2011, 09:06

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