03-07-2011, 22:53
(03-07-2011, 22:18)Karla schrieb:(03-07-2011, 22:00)Gundi schrieb: Soweit ich weiß, war die Philosophie des Mittelalters sehr durch das Christentum geprägt und die antiken Schriften lediglich in einigen Klöstern aufbewahrt und auch dies war wohl nicht wirklich gerne gesehen.
Ein Studium im eigentlichen Sinn fand wohl nicht statt.
Eine Besinnung auf die antiken Schriften kam vor allem dann erst wieder mit der Aufklärung.
Da wird man, wenn man auch nur ein wenig (und bei mir ist es noch wenig) Meister Eckhart studiert, eines ganz anderen belehrt. Die Dominikaner mussten ein sehr langes Philosophiestudium absolvieren, bevor sie mit Theologie überhaupt erst anfingen. Meister Eckhart, Thomas von Aquin und andere waren äußerst fit in den antiken Philosphien. Meister Eckhart zitiert andauernd "die alten Meister", auch in seinen Predigten, und er baut sogar seine Bibelauslegung auf dem Grundsatz der Vernunft auf. Dieser Vernunftgedanke stammt aus der Antike, hat im Mittelalter bei den Philosphen und Theologen (meist waren sie ja beides) voll durchgeschlagen und ist - vermute ich - erst im Spätmittelalter wieder verlorengegangen, wo es relativ "esoterisch" (wie man heute sagen würde) zuging, ein bisschen so wie heute...
Hoffe, dass ich das alles jetzt korrekt aus der Erinnerung referiert und gedeutet habe, sehr viel darüber kann man bei Kurt Flasch: Meister Eckhart. Philosoph des Christentums. Beck, München 2010 erfahren.
Hallo Karla,
die griechische Philosophie war keineswegs so allgegenwärtig wie du vieleicht meinst. Natürlich basieren jedoch auch die Gedanken eines Thomas von Aquin und anderen auf dem antiken Wissen. So wurde zb.versucht Gott mit Hilfe der Vernunft zu erklären.
Das ganze war aber vor allem eine auf das Christentum gerichtete Philosophie, die gewisse Ideen der Antike gar nicht mehr zuließ, vor allem dann, wenn sie Gott selber anzweifelten bzw. eine Philosophie zu Grunde hatten die keinen Raum für den christliche Gott ließ.
Wikipedia schreibt hierzu: "Die dogmatischen Diskussionen und Streitigkeiten, die das spätantike Christentum dann vom 4. bis 6. Jahrhundert prägten und der Religion ihre heutige Form gaben, sind ohne den Hintergrund der griechischen Philosophie nicht verständlich. Den weltanschaulichen Pluralismus, wie er in den nebeneinander bestehenden antiken Philosophieschulen und Religionen vorhanden war, hat der christliche Monotheismus allerdings von der Spätantike bis in das Zeitalter der Aufklärung hinein nicht mehr zugelassen."
Und weiter: "Nach dem 6. Jahrhundert geriet ansonsten zumindest in Europa der größte Teil der antiken Philosophie in Vergessenheit. Die Weitervermittlung antiker Philosophie geschah in der Folgezeit hauptsächlich durch arabisch-islamische Denker wie Avicenna (980–1037) und Averroes (1126–1198) sowie durch den jüdischen Philosophen und Arzt Maimonides (1135–1204). Über solche Umwege gewann die Philosophie der Antike, insbesondere die des Aristoteles, auf die Philosophie des Mittelalters bei Scholastikern wie Albertus Magnus († 1280) und Thomas von Aquin († 1274) sowie bei Denkern der Frührenaissance allmählich wieder an Bedeutung. Ein zweiter Schub erfolgte im 15. Jahrhundert, als im Zuge der Renaissance westliche Gelehrte in den byzantinischen Osten reisten und Handschriften antiker griechischer Denker mitbrachten (so unter anderem Giovanni Aurispa) bzw., als byzantinische Gelehrte vor den Osmanen in den Westen flohen und als Vermittler antiker Bildung im Westen mitwirkten."