29-06-2011, 10:02
(29-06-2011, 07:31)alwin schrieb: Was ist, wenn das Ich abschottet, wenn es bspw wegen Bestandswahrung nichts weitergehendes zuläßt?
Hallo alwin!
Ich denke, das Ich ist permanent gefährdet.
Da es tatsächlich in seiner Substanz "virtuell" (in der Schwebe ist) und zum einen sich "bewahren" muss - also so eine Art Fundamentgefühl oder Identitätsgefühl anzustreben scheint -, andererseits genau gegenteilig das Bedürfnis hat, sich zu verlieren bzw. sich mit anderen Ichs oder Virtualitäten zu vereinen, kann es praktisch an jedem beliebigen Punkt das eine zuungunsten des anderen "zu viel" machen: entweder die Bestandsbewahrung übertreiben, sich abschotten, sich verhärten, oder aber "sich selber" quasi "verlieren".
Der Maßstab für dieses "zu viel" kann aber nur in der Person selber liegen, so denke ich. Wer sich überhaupt nicht um die eigene Fundamentbildung kümmert, sondern nur wahllos sich in anderen Philosophien oder Dichtungen oder Instanzen verliert und sich damit "irgendwie" immer identifziert, wird vermutlich irgendwann eine Art Mangelerscheinung empfinden: ihm fehlt die eigene Substanz.
Und umgekehrt: wer auf Dauer sein Ich abschottet und nur darauf aus ist, das einmal Gefundene zu bewahren, nichts Neues mehr an sich heranlassen will, wird wahrscheinlich ebenfalls irgendwann ein starkes Mangelgefühl empfinden: ihm fehlt die Lust, sich mit anderem zu vereinen.
Wenn der Leidensdruck - in beiden Fällen - zu groß wird, dann reißt man oft das Ruder herum, um die vernachlässigte Seite zu integrieren.
