21-06-2011, 11:53
(20-06-2011, 07:48)MaSofia schrieb: Zeus ist nicht direkt ein Vatergott, er ist das oberste Prinzip. In der Mythologie wurde eine Geschichte erzählt teils als Ideal. Dahinter war ein Wissen, das den alten Völkern der Erde bekannt war. Irgendwie scheint das im Laufe der Zeit zu passieren, dass sich die Information verdichtet - zuweilen verkehrt. Wenn die Väter ihren Söhnen von der Erfindung Opas erzählen, sagen sie alle Details. Die Enkel kennen sie auch noch, waren sie doch dabei als die Späne fielen und der Motor explodierte und fast die Garage in die Luft flog. Der ferne Verwandte in Amerika erzählt aber seinen Kindern nur noch: Da war einmal ein Mann im fernen Europa. Der hat das Automobil erfunden, das sich in der ganzen Welt verbreitete. Das stimmt so nur zum Teil, denn über Jahrhunderte waren Tausende von Leuten dabei beteiligt.Hm, du meinst also dass wir die reichen Bilder alter Weltanschauungen nur total reduziert übermittelt bekommen, da hast du sicher Recht. Und dass wir damit auch kein Urteil bilden können, sondern erstmal die Bilder ausdehnen, wiederbeleben müssen.
MaSofia schrieb:Wotan oder Zeus entsprechen einer Erzähltechnik, die man auch im Alten Testament anwendete.Ja versteh, eigentlich sind die Sagen der Griechen und Römer vergleichbar mit den alttestamentlichen Geschichten, wenn ich sie mal so aus der Ich-Ieal-Perspektive betrachte, also z.B. so wie ich sie als Kind aufgenommen habe. Die Sagen haben mich fasziniert und jeder Erfolg und jeder Misserfolg darin hatte etwas mit mir zu tun, und konnte mich sozusagen lehren, wie ich leben kann. Dabei zieht natürlich jeder andere Schlüsse für sich daraus.
Ich weiß ja nicht wie du denkst, aber für mich gibt es diesen Gott der Bibel wirklich. Im Gegensatz dazu sind andere Gottesgeschichten der Menschheit, von den Menschen an ihn hingedacht. Natürlich ist auch die Bibel an ihn hingedacht, menschlich eben, mit dem Unterschied, dass Gott sich hier offenbart. Stückweise nur vielleicht - einfühlsam in für uns verdaulichen Portionen. Wenn ich also über den Gott im Alten und Neuen Testament nachdenken, denke ich darüber nach, wie sich Gott den Menschen zeigt, wie er sich ihnen zu verstehen gibt und dabei, sozusagen auch auf das menschliche Denken eingeht. Deshalb sind für mich Zeus und ähnliche Gottesbilder wie ungenaue Zeichnungen der Menschen von einem möglichen Gott. Diese Zeichnungen, selbsterfunden, mit genaueren oder ungenaueren Vorahnungen oder Ahnungen, sind an Gott hingedacht.
Ein Manitou erfasst für mich schon viele Bereiche Gottes. Ein Zeus ist ein enorm menschlicher Gott, der Ehrfurcht nur durch seine Unberechenbarkeit und seine Allmacht hervorruft, aber selbst unreif und unbeherrscht ist.
Eigentlich erscheinen diese Götter der Griechen und Römer fern, sie sprechen mich nicht selbst an, sondern sind nur Bilder wie ich nicht sein möchte, oder wie würdest du diese Erzähltechnik für dich selbst beschreiben?
MaSofia schrieb:Es ist seltsam, dass dieses Wort aba (Vater) in der Sprache der Bibel bei den biblischen Geschichten mit dem anderen Wort aba (wollen) gleichzeitig zu lesen geht.Ist mir ganz neu, ein interessanter Gedanke. Hört sich nach Fachwissen an.
MaSofia schrieb:Das heißt, beide Geschichten stecken ineinander. Die eine Form erzählt Gesetze zum Wünsche verwirklichen und was dabei zu beachten ist. Die andere Seite ist zur bildlichen Beschreibung da und löst dabei auch bestimmte Gedanken aus.Hm.
MaSofia schrieb:Was im Neuen Testament mit einigen Wortwendungen einen Vater-Gott vorstellen lässt, hat im Überboden weitere Geschichten aus dem Alten Testament, die sich mit den Wünschen befassen. Väter sind dort in der Mehrzahl weiblich, womit sie mehr auf den Willen eingehen und diese merkwürdig passenden "Reime" ergeben. Daher die seltsamen Formulierungen "Wille des Vaters" wobei man nirgends findet, was nun der Wille sei. Wie gesagt, das hat weit mehr mit der anderen Textstruktur der psychologischen Gesetze zu tun und weniger mit einem Vater. Daher passt der Bibel-Papa auch nicht so ganz auf die väterlichen Ideale.War mir zu hoch
