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Hekate
#1
Griechische ↗Mythologie.

Hekate. Tochter des ↗Titanen Perses und der Asterie, der Sternennacht. Als Titanin gehörte sie der alten Götterwelt an.

Ihr Wirken war in allen Phasen des Lebens erfahrbar. Hekate wurde um Rat befragt, und es wurden Feste für sie ausgerichtet (Aristoph. Lysistrate 700). Dreigestaltig steht sie an Scheidewegen (Ovid, fasti 1,140). Sie steht am Wochen-1 und am Totenbett, am Anfang und am Ende des menschlichen Seiens.

Die ↗Athener hatten vor der Haustüre eine kleine, der Hekate geweihte Kapelle eingerichtet (Aristoph. Wespen 804), wo der Göttin zu Neumond Speiseopfer dargebracht wurden.

Da sich Hekate dem Kampf, den ↗Zeus gegen die Titanen führte, fernhielt, hielt sie dieser später in hohen Ehren. Sie durfte ihre Macht behalten und erhielt Anteil am ↗Himmel, an der Erde und am Meer (Hes. Theog. 411-421). Gegen die ↗Giganten kämpft sie auf Seiten der olympischen Götter (Apollod. bibl. 1,37).

Häufig waren Kulte der Hekate in Kleinasien auszumachen, insbesondere in Karien. Dort war die Göttin eine Spielart der ↗Großen Mutter, vergleichbar mit ↗Kybele, ↗Isis, etc. Ursprünglich hatte sie auch einen Partnergott, Hekatos. Dieser ist in ↗Apollon aufgegangen.

In klassischer Zeit trägt Hekate sowohl erdhafte als auch lunare Züge. In einigen Gegenden Griechenlands wurde sie zusammen mit ↗Selene und ↗Artemis verehrt. Als Mondgöttin ist sie Lichtbringerin (Eur. Troierinnen 322). In dieser Eigenschaft ist die ↗Fackel ihr Attribut. Wenn sie den Menschen als Lichtgöttin gegenübertritt, ist es immer das Licht der Nacht, das Mondlicht, das sie bringt. Als Lichtgöttin wird sie um Rat durch Traumbilder gebeten (Eur. Helena 569). Als Mond- und Lichtgöttin verschmilzt sie sowohl mit Selene als auch mit Artemis. Die unheimliche Seite Hekates als Göttin des ↗Zaubers  und der ↗Magie  (Eur. Medea 397) gewinnt an Bedeutung. Wenn sie mit ↗Geistern und Hundemeute2 heulend durch die Nacht zieht, verbreitet sie Angst und Schrecken (vgl. Burkert 263) 3. Als Göttin der Magie sind ↗Schlangen ihr Attribut4. Mit ↗Pan gilt sie als Verursacherin unvermittelt auftretenden Wahnsinns (Eur. Hipp. 142) 5.

Eine Erscheinungsform der Hekate ist Artemis, wenn diese als ↗chthonische  Gottheit auftritt, beispielsweise in ↗Delos und in ↗Epidauros. In  Gemeinschaft mit ↗Demeter und ↗Persephone ist Hekate Vegetationsgöttin.



1) ↗Aischylos benennt Hekate zusammen mit Artemis als Schutzgöttin gebärender Frauen (Aisch. Die Schutzflehenden 676). Als Geburtsgöttin ist sie insbesondere um Knaben besorgt (Hes. Theog. 450f.)
2) ↗Hunde  (vornehmlich junge schwarze Hunde) waren die bevorzugten Opfertiere der Hekate.
3) Belege dafür ist sind die Tragödie "Medea" des ↗Euripides und das Fragment einer verlorengegangenen Tragödie des ↗Sophokles (Rhizotomoi = Die Wurzelsammlerinnen).
4) Attribute der Hekate sind ↗Schlüssel, Fackel, ↗Dolch, ↗Schwert, Hund, Schlangen und ↗Geißel.
5) Dass Götter Fehlverhalten mit Wahnsinn bestraften (↗Hera, ↗Dionysos, ↗Aphrodite, ↗Athena, u.a.), ist in griechischen Mythen nicht selten anzutreffen. Unvermittelt auftretender Wahnsinn wurde in der Regel mit Pan oder Hekate in Verbindung gebracht.


Literatur:
Walter Burkert. Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. 22011 Stuttgart. Verl. Kohlhammer.



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MfG B.
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