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Was macht den Chan-Buddhismus aus?
#1
Chan wurde vom indischen Mönch Bodhidharma (Damo) ca. 500 nach Christus im Song Shan Shaolin Tempel begründet, unter dem japanischen Begriff Zen ist Chan im Westen bekannt geworden.

Der meditierende Buddha als Skulptur oder Bildnis wird heute häufig mit Chan gleichgesetzt. Die Philosophie des Bodhidharma baute auf den Lehren Buddhas auf. Auch lehnte Bodhidharma die nach dem Ableben des Buddha etablierte Verehrung von Statuen und Bildnissen ab.

Nach Damo ist das zentrale Element der Lehre des historischen Buddhas die anzustrebende Erleuchtung, die durch Meditation und Reflexion zu erreichen sei. Das Studium von Schriften jeder Art lehnte Damo ab. Die Weitergabe des Buddhismus solle ausschließlich ‚persönlich‘ erfolgen (heute Dharma-Gespräch genannt). Dabei unterrichtet ein Meister seine Schüler nicht über den Inhalt von Schriften, sondern leitet in Gesprächen die Anhänger durch das Wiederholen der Kernaussagen direkt an.

Ein wichtiges Element hierbei stellt nach Damo die Meditation dar, bei der sich die Schüler in eine Form der geistigen Leere vertiefen, um Platz für die wahre Lehre des Buddha zu schaffen.

Meditation (noch dazu im Lotussitz) ist für den durchschnittlichen Europäer jedoch mehr wie schwierig, da im Westen die Tradition am Boden im Schneidersitz zu essen, zu trinken und Gespräche zu führen mehr oder weniger nicht existiert. Alleine um den Schneidersitz ruhig und entspannt zu halten brauchen Westler meist Jahre der Übung, während Asiaten diese Sitzposition von früher Jugend her gewohnt sind.

Um also Erleuchtung zu finden müssten Europäer erst einmal über lange Zeit ‚das Sitzen‘ erlernen, um dann weitere Jahre Meditation zu üben.
Ziel sollte nach Damo die Einheit des Geistes mit der Buddha-Natur sein, die sich nur im Dasein (Da-Sein, hier sein) erreichen lasse. Nach dieser Auffassung ist jeder Mensch Buddha, nur das die Erkenntnis ‚verschüttet‘ wurde und erst wieder zu entdecken ist.

Aus der Chan Kultur des Damo entwickelten sich zwei verschiedene Schulen, die nördliche und die südliche Auffassung. Hier setzte sich die Süd-Lehre durch, die Erleuchtung als ein ‚auf einen zukommendes Ereignis‘ versteht, während der Norden hauptsächlich auf Meditation aufbaute.

Der wohl wichtigste Vertreter der Chan-Lehre war Huineng, ein Nachfolger des Damo.

Betrachtet man die Lebensgeschichte des Buddha, so kommt man doch ins Grübeln.

Der indische Prinz verließ seinen Palast um den ‚Sinn des Lebens‘ zu finden. Dabei traf er mehrere bedeutende Meister, die seine Ansichten prägten und eine gewisse Richtung vorgaben.

Über viele Jahre meditierte der Buddha jedoch ohne die Erleuchtung zu erfahren. Halb verhungert und über Monate in einer Art Trance-Zustand befindlich hatte er sein Ziel eigentlich schon aufgegeben, als eine Frau ihm eine Schale Reissuppe reichte.

Völlig erschöpft ließ sich der Buddha an einem Bach nieder, als die Erleuchtung ihn wie ein Blitz traf. Diese Erleuchtung fand den Buddha als er vollkommen losgelassen hatte, die Erleuchtung kam zu ihm, nicht er fand sie.

Darauf basiert seine Lehre, jeder Mensch ist Buddha (ein Erleuchteter), nur ist die Kenntnis über das Buddhawesfen in uns verschüttet und bedarf geweckt zu werden.
Und wie können jetzt wir erleuchtet werden? Wenn uns schon die Meditation so schwer fällt. Und was ist mit den Menschen, die körperliche Defizite haben und schon deshalb nicht meditieren können?
Sicherlich ist Meditation ein guter Weg um sich auf den Weg zur Erleuchtung zu begeben.
Wenn wir Erleuchtung erfahren wollen müssen wir nur für dieses Ziel wirklich offen sein, uns darauf konditionieren, ständig danach streben, unseren Möglichkeiten entsprechend.

Es gibt keinen allgemein gültigen Weg, aber das ständige Forschen nach Erleuchtung wird uns diesen Zustand bringen.
Und auf dem Weg dorthin, zur Erleuchtung, werden wir immer ruhiger, immer gelassener, das Leben wird einfacher weil wir um die Endlichkeit aller Menschen und Dinge wissen, die Wertigkeiten verschieben sich. Hier ist der Weg das Ziel, schon auf dem Pfad zur Erleuchtung erfahren wir wundervolle Begebenheiten.

Warum hat der junge Prinz aus Indien so riesige Fussabdrücke auf dieser Welt hinterlassen?

Nicht weil er so wichtige Schriften hinterlassen hat. Auch nicht weil er ein Gott war, er hat nie behauptet auch nur etwas ähnliches zu sein.
Er ist in das Bewusstsein der Welt getreten (und dort geblieben) weil er Erleuchtung erfahren hat, und diese an Schüler weiter vermittelte. Erst später haben „Gelehrte“ diese Idee schriftlich festgehalten und immer weiter verändert.

Das Streben nach Erleuchtung ist das zentrale Element des Buddhismus und kann durch das Studium von Schriften, durch das Zitieren von Sturen oder das Singen buddhistischer Lieder begünstigt, aber meist nicht erreicht werden. Nur durch das Öffnen des Geistes für die Leere der unendlichen Formen kann Erleuchtung schlussendlich erfahren werden.

Die wenigen erleuchteten Menschen die ich kenne berichten mir dass sie im Moment der Erleuchtung eine Einheit mit Buddha und allen Lebewesen erfahren haben.
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#2
(18-12-2019, 09:23)ohhellosven schrieb: Meditation (noch dazu im Lotussitz) ist für den durchschnittlichen Europäer jedoch mehr wie schwierig, da im Westen die Tradition am Boden im Schneidersitz zu essen, zu trinken und Gespräche zu führen mehr oder weniger nicht existiert. Alleine um den Schneidersitz ruhig und entspannt zu halten brauchen Westler meist Jahre der Übung, während Asiaten diese Sitzposition von früher Jugend her gewohnt sind.


Vielleicht ist der Buddhismus - wenn zwar keine Stammesreligion - dennoch national oder kulturell geprägt
Der Türkensitz ist eben eine Gewohnheit der zentralasiatischen Kulturen. Auch die Türken stammen aus Zentralasien. Da die Türken immer wieder mit den Europäern in Kontakt kamen, wurde diese uralte zentralasiatische Gewohnheit in Europa bekannt und nach den Türken benannt. 

Photo: Türkensitz - Wikipedia

Dennoch ist das kein türkisches, sondern ein zentralasiatisches Spezifikum.

In Japan wiederum sitzt man nicht auf einem Sessel im Restaurant, sondern man sitzt am Boden, die Füße in einer Sitzgrube versenkt. Der Tisch ist dann in 40 cm Höhe . . .

Im alten Rom und Griechenland lag man beim Essen und Wein trinken, daher das Wort "Gelage"

In Mitteleuropa sitzt man auf einem Sessel. Egal ob in England oder im kommunistischen Polen im Jahr 1960

Buddhistische Meditationspraktiken machen es den Europäern schwer - sie setzen eigentlich voraus, daß der Meditierende erst Asiate werden muß (wie Du oben andeutest)

Wozu eigentlich ?

Buddha hatte er zwei Möglichkeiten:

1.) Nur bei den Asiaten missionieren. Dann geht uns all das nichts an

2.) Eine interkulturelle Mission. Dann wollte er eben, daß der Mensch eine bequeme Position einnimmt, in der er gerne lernt.

Liegen scheidet da aus (da schläft man bald ein) - stehen ist ebenfalls nicht zielführend, da zu anstrengend und damit die Konzentration raubend
Ideal ist eben eine Sitzposition
Nicht zufällig sitzt man in der Schule und im Hörsaal der Universität auf einem Sessel
Nicht zufällig sitzt der Autofahrer, der Lokomotivführer, der Flugzeugpilot auf einem Sessel

Hier den Asiaten kopieren zu wollen, indem man den Türkensitz einnimmt, halte ich für nicht zielführend, da für den Europäer eben nicht bequem - das ist für ihn ja noch anstrengender als stehen

Ich habe zwar noch nie meditiert (das liegt mir nicht) - aber ich kann mir vorstellen, daß Buddha seine Schüler ermutigte, eine entspannte, aber nicht liegende Position einzunehmen.
Da seine Schüler der asiatischen Kultur angehörten, nahmen sie den Türkensitz ein
Und ich denke, Europäer sollen auf einem Sessel Platz nehmen - und nicht jahrelang den Türkensitz trainieren, da müssen sie erst durch jahrelange schmerzhafte Übungen (wo es wohl mit der Meditation vorbei ist) ihre Sehnen dehnen - Erwachsene haben es da schwer

Da werden Jahre vergeudet und es wird auch viel Geld vergeudet wenn die Leute erst jahrelang lernen und üben müssen wie Asiaten zu sitzen.
Warum nicht gleich fürs Meditieren auch asiatisch sprechen und schreiben lernen ??

Mir kommt das so vor, wie wenn heutige deutsche Studenten die altrömische oder altgriechische Bekleidung und Sandalen tragen würden
und der Professor würde seine Vorlesungen in Latein oder Altgriechisch abhalten

Dies ist nicht der Fall und dennoch gibt es heute in Deutschland hervorragende Wissenschaftler
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