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Religion in Taiwan
#1
Ich habe neulich fuer eine Zeit Taiwan besucht, und einer der interessantesten Aspekte, auf die ich dort traf, war die religioese Landschaft. Taiwan ist ein modernes Land (Human Development Index in etwa auf dem Niveau von Oesterreich), und hier fand ich es besonders interessant, wie diese religioese Landschaft sich dort derzeit in einer modernen Gesellschaft, die nicht christlich gepraegt ist, aendert. In Anbetracht der kurzen Zeit, die ich dort verbrachte, bin ich natuerlich weit davon entfernt, ein Kenner zu sein. Ich habe aber versucht, im Gespraech mit meinen einheimischen Freunden und durch Nachlesen meine Gedanken auf eine halbwegs solide Basis zu stellen.

Um das gleich vorweg abzuhandeln: Christen gibt es auf Taiwan auch (knapp 4% nach der letzten verlaesslichen Statistik von 2005), Tendenz fallend (ich werde spaeter darauf eingehen, warum das so ist). Christen hatten allerdings in der Geschichte der Republik China einen massgeblichen Einfluss; so waren viele Praesidenten zumindest nominell Christen, so unter anderen der Gruender der Republik, Sun Yat-sen, oder der langjaehrige Diktator, Chiang Kai-shek. Interessanterweise ist auch die Mehrheit der austronesischen Ureinwohner Taiwans christlich (Presbyterianer); nach dem Verlust der eigenen Religion bietet das Christentum sozusagen ein Idenitifikations- und Unterscheidungsmerkmal zur chinesischen Mehrheitsgesellschaft. Es ist schon interessant, wie sich so etwas entwickelt. Ein Drittel der Christen sind Katholiken, wobei das hauptsaechlich Religionsfluechtlinge aus der Volksrepublik China sind.

Hier in diesem Thread soll es aber um die Religionen der chinesischen Mehrheitsgesellschaft Taiwans gehen. Wie bei vielen fernoestlichen Religionen und/oder Philosophien ist die Unterscheidung zwischen Religion und Philosophie oft schwierig, weil beides ineinander fliesst. Hier haben wir es spezifisch mit Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus zu tun, wobei die chinesische Volksreligion die Klammer bietet, die dies alles zusammenhaelt und vermischt. Letzteres fuehrt zu staendigem Aufkommen neuer Sekten. Ein weiterer Aspekt ist die Neuerfindung des Buddhismus, die diesem in den letzten Jahrzehnten einen meteorhaften Aufstieg beschert hat; dazu aber spaeter mehr.

Konfuzianismus
Der Konfuzianismus wird immer wieder als bestimmend fuer die chinesische Gesellschaft beschrieben, aber es ist wohl so, dass dessen Einfluss zumindest mit Hinsicht auf Taiwan ueberschaetzt wird. Dies hat zum Teil auch damit zu tun, dass der Konfuzianismus hauptsaechlich eine nordchinesische Philosophie ist, also die Philosophie Chiang Kai-sheks und der Einwanderungswelle zum Ende des chinesischen Buergerkriegs, waehrend die meisten Taiwanesen aus Suedchina, hauptsaechlich Fujian, stammen. Diese Verbindung zum Ex-Dikatator und des unseligen politischen Erbes, das daran haengt, zieht auch den heutigen Einfluss des Konfuzianismus mit hinunter. Es ist mehr oder weniger ein Ritual der herrschenden Klasse. Wenn man den Konfuzius-Tempel in Taipeh besucht, findet man dort fast nur europaeische und amerikanische Touristen. Er ist mehr oder weniger ein Museum mit ganz guten Ausstellungen zu den konfuzianischen Tugenden und Kuensten. Man kann sich von einem Kalligraphen diese Gluecksbringer schreiben lassen, die sich Taiwanesen gerne an die Waende ihrer Wohnungen haengen.

Der Grundriss des Tempels ist mit Torhalle, freistehender Haupthalle auf dem Hof, Rueckhalle dahinter und Kapellen in den Seitenfluegeln aehnlich wie bei anderen Grosstempeln. Hier soll aber hauptsaechlich der Eindruck einer antiken Schule erzeugt werden. Der Tempel hat keine Statuen, sondern Konfuzius und seine Nachfolger werden als Schriftplaketten geehrt. Die zeremoniellen Geraetschaften fuer die Veranstaltungen und die Opfer sind ausgestellt. Der ganze Tempel erwacht einmal im Jahr, am Tag des Lehrers (28. September) zum Leben, wenn alle Abschlussschueler in zermenionellen Gewaendern die ansonsten recht ruhigen Anlagen fuellen.

Ich habe zwar viele eigene Fotos gemacht, aber nach meiner Rueckkehr habe ich gesehen, dass tatsaechlich von den Tempeln, die ich besucht habe, viel bessere Fotos als die, die mein Smartphone macht, in einem Blog zu finden sind. Das Blog ist auf Englisch (wer das nicht so gut drauf hat, benutzte Google Translate, das mittlerweile auch fuer Deutsch ganz passabel ist), aber auch ohne Text sprechen die Bilder fuer sich. Fast ganz unten auf der Seite sind viele Fotos zum Durchklicken. Hier also der Konfuzius-Tempel in Taipeh:

*http://www.goteamjosh.com/blog/confuciustp

Wie gesagt, der Einfluss des Konfuzianismus auf die taiwanesische Religion wird gerne ueberschaetzt. Konfuzius wird uns aber trotzdem noch in den Tempeln der Volksreligion begegnen.
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#2
Daoismus
Der Titel dieses Abschnitts ist zum Teil irrefuehrend. Daoismus eindeutig zu definieren ist ausgesprochen schwierig. "Dao" heisst uebersetzt "der Weg". Daoismus ist ein Gegenpol zum Konfuzianismus, indem er anstelle der strikten Hierarchie eher die Gleichheit aller vertritt. Dies macht sich auch in Tempelgesellschaften aus dem Sueden Chinas bemerkbar, wo oft Grossfamilien Tempelgemeinschaften bilden und, im Gegensatz zu nordchinesischen Gesellschaften, dabei eine vollkommen flache Hierarchie haben. Beim "Weg" des Dao geht es auch vor allem darum, moeglichst ohne Anstrengung die Lebensziele zu erreichen, was ebenfalls dem Konfuzianismus diametral entgegengesetzt ist. Diese eher egalitaere Einstellung macht den Daoismus besonders bei der Arbeiterklasse beliebt. Taiwanesische Daoisten sind aber dabei hauptsaechlich Anhaenger der chinesischen Volksreligion, wobei der Daoismus nur ein Element unter vielen darstellt; daher meine vorsichtige Einschraenkung zu Beginn. Trotzdem gibt es "Volksreligion" nicht als offizielle Religionsbezeichnung in Taiwan, so dass die meisten der Anhaenger sich zum Daoismus bekennen, und daneben auch zum Buddhismus oder anderen Religionen.

Das Jenseitsbild des Daoismus ist eine Art Idealgesellschaft als Kopie der irdischen Gesellschaft. An der Spitze steht der Jade-Kaiser, der in Taiwan meist (aehnlich wie Konfuzius in seinem Tempel) als Plakette verehrt wird. Darunter kommt aber ein ganzer Hofstaat, Generaele, die Armee, etc. Daneben gehoeren zur Volksreligion Hunderte oder gar Tausende weiterer Goetter, die meist in Form von Statuen in den Tempeln stehen. Selbst der nur 124 Quadratmeter grosse Xia-Hai Stadtgott-Tempel (*http://www.goteamjosh.com/blog/xiahai) beherbergt etwa 600 solche Statuen. Neben allgemeinen Schutzfunktionen haben Tempel auch Spezialitaeten. Besagter Stadtgott-Tempel ist vor allem bei Leuten beliebt, die nach einem Lebenspartner suchen, da der dortige "alte Mann unter dem Mond" (Yuelao) als Ehestifter beruehmt ist, was dafuer sorgt, dass der Tempel total ueberlaufen ist. Natuerlich gibt's auch einen Tempel fuer Scheidungen.

Hier sollte man vielleicht kurz erwaehnen, was eigentlich einen "Gott" ausmacht. Neben den eigentlichen Goettern des Daoismus, den Buddhas und Bodhisattvas sind das vor allem vergoettlichte historische Personen. Man kann das im Prinzip alles als erweiterte Ahnenverehrung erklaeren. Die ueberall in Taiwan verehrte Goettin Mazu (allein in den letzten 35 Jahren wurden ihr 500 neue, offizielle Schreine gewidmet) war z.B. eine Schamanin von der Meizhou-Insel vor der Provinz Fujian. Ihr eigentliches Leben ist hinter all den Legenden kaum noch auszumachen. Sie bedient den Typus der Jungfrau und wurde als Schutzpatronin der Seefahrer beruehmt. Spaeter wurde sie auch zur Koenigin des Himmels. In dieser Funktion wird sie uebrigens oft mit dem buddhistischen Bodhisattva Guanyin und der Jungfrau Maria gleichgesetzt, was sich auch in der Ikonographie auswirkt. 

Im naechsten Beitrag (wahrscheinlich morgen) versuche ich an einem Beispiel kurz zu erklaeren, wie so ein Volksreligions-Tempel aufgebaut ist, und was dort stattfindet.
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#3
Etwa 80% aller offiziell registrierten religioesen Staetten in Taiwan sind daoistisch. Etwa ein Drittel der Bevoelkerung gab beim Zensus 2005 dies als ihre Religion an. Neben unzaehligen kleinen Schreinen gehoeren dazu auch groessere Tempel, und ich will hier den Baoan-Tempel in Taipeh als Beispiel stellen, einem Tempel der chinesischen Volksreligion. Dies ist ein architektonisch beeindruckendes Tempelexemplar, das als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen ist. Die besten Fotos gibt es wieder bei Josh Ellis (*http://www.goteamjosh.com/blog/baoan), der auch so freundlich war, die Schreine den entsprechenden Goettern zuzuordnen.

Die Architektur folgt, genau wie beim benachbarten Konfuzius-Tempel (siehe oben), wieder dem Feng Shui-Prinzip. Das Mauerrechteck hat eine Torhalle (von Bildern beruehmter Generaele bewacht), eine Rueckhalle und die Haupthalle freistehend auf dem Platz in der Mitte. Dazu kommen hier noch zwei Seitenhallen auf der Mittelachse in der Umgebungsmauer, ein mehrstoeckiges Gebaeude hinter der Rueckhalle und ein Park mit einem weiteren Gebaeude gegenueber der Torhalle.

Taiwan kennt keine daoistischen Moenche, und die daoistische Priesterkaste gehoert zu den sogenannten Himmelsmeistern (Zhengyi). Diese fuehren auf Wunsch fuer die Glaeubigen Zeremonien durch, aber eventuell auch Weissagungen, magische Rituale, etc. Die Funktion wird normalerweise vom Vater auf den Sohn vererbt, inklusive der entsprechenden religioesen Texte.

Die Glaeubigen selbst besuchen die Tempel meist, um mit den Goettern zu sprechen oder diese zu befragen. Dazu kaufen sie sich Raeucherstaebchen, und unter Verbeugen oder Knien wird vor einem Schrein, oder oft auch mehreren hintereinander, mit den brennenden Raeucherstaebchen in der Hand, mit dem Gott gesprochen. Wer ein Anliegen hat, muss sich mit Namen und Wohnort vorstellen, damit der Gott auch weiss, mit wem er es zu tun hat. Nach erfolgtem Gespraech werden die Raeucherstaebchen so in riesige, mit Asche gefuellte Bronze-Dreifuesse geworfen, dass sie aufrecht stecken bleiben. Davon gibt es im Tempelbereich mehrere, so dass staendig der Rauch ueber dem Tempel haengt.

Die Befragung kann auch mithilfe von zwei Weissagungshoelzchen erfolgen, die mondfoermig, auf einer Seite flach und auf der anderen gewoelbt sind. Die Statistik neigt etwas zur "Ja"-Antwort, weshalb die Frage entsprechend formuliert wird. Man kann so oft werfen, wie man will, und muss nur bei drei gleichen Antworten in Folge aufhoeren. Natuerlich kann man sich auch mithilfe exakter Geburtsdaten vom Wahrsager einen Wahrsagungsspruch geben lassen, den man sich dann noch - ebenfalls gegen Geld - weiter deuten lassen kann, so man so veranlagt ist. Bei Taiwanesen scheint das jedenfalls recht beliebt zu sein. Man kann auch allerlei Amulette kaufen.

Auf den Bildern sieht man noch die Opfertische, auf denen Blumen, Esswaren oder Joss-Papier (so etwas wie Geister-Geld) zur Weihung dargebracht werden. Das Essen kann man hinterher wieder mitnehmen, das Joss-Papier wird im tempeleigenen Ofen verbrannt. Damit laesst man den Verstorbenen Geld oder (als Abbildungen) andere Dinge, die sie benoetigen koennten, zukommen. Solche Opfergaben werden uebrigens manchmal auch in roten Tonnen auf der Strasse verbrannt.

Der Baoan-Tempel ist hauptsaechlich dem Baosheng Dadi gewidmet, der fuer gute Gesundheit zustaendig und eine bedeutende daoistische Gottheit ist, sowie einen Volksheld des Hokkien-Volkes (die in Nordwest-Taiwan leben und von Fujian kamen) darstellt. Wie ueblich steckt dahinter ein tatsaechlicher Mensch, der zwischen 979 und 1079 n.Chr. lebte und ein bedeutender Mediziner war. Ueber die Jahrhunderte stieg er in der daoistischen Goetterhierarchie auf und bekam in der Ming-Dynastie die Titel "Kaiserlicher Inspektor am Himmelstor, Wunderdoktor der erbarmungsvollen Hilfe, Grosser Taoistischer Unsterblicher, und Langlebiger, Unbegrenzter Lebensschutz-Kaiser" verliehen. Zum Glueck wurde das spaeter gekuerzt. Er wird offensichtlich von Leuten mit Gesundheitsproblemen verehrt, und auch die Doktoren der Traditionellen Chinesischen Medizin haben ihn als Patron.

Hier noch kurz eine Liste der Schreine im Tempel:
  • Haupthalle: Baosheng Dadi
  • Osthalle: Mazu (siehe oben), Erdgott
  • Westhalle: Goettin der Kindergeburt, und 12 weitere Goetinnen der Pflege
  • Rueckhalle: Baosheng Dadi (es ist oft so, dass ein Gott mehrfach vertreten ist, um verschiedene Funktionen zu bedienen), der Xiantian-Kaiser, Konfuzius (hier ist er wieder), Shennong, Guan Yu (ein beruehmter General), Kaishan Geist-Tafel (hat mit Ahnenverehrung zu tun)
  • Hinterhaus 2. Stock (Gestalten des Buddhismus): 3 Trikaya-Buddhas, Manjushri (einer der drei grossen Bodhisattvas), Samantabhadra, Guanyin (der Bodhisattva des Mitgefuehls, eine der bedeutendsten Figuren im Chan-Buddhismus), Sudhanakumara, Skanda, Samgharama
  • Hinterhaus 3. Stock Links: die taoistischen Himmelsgoetter (hier Sternbilder)
  • Hinterhaus 3. Stock Mitte: Yu Di (der Jadekaiser), Sanguan (die drei Beamten des Himmels, der Erde und des Wassers), der Herrscher des Monds
  • Hinterhaus 3. Stock Rechts: Lü Dongbin, Guan Yu (noch einmal), der Kuechengott, Xiwangmu (die Koeniginmutter des Westens), Puhua, die Goetter des Donners, des Winds, des Regens, und die Maid des Blitzes
Da hat man also eine bunte Mischung, und wie man sieht, werden auch die Haupt"goetter" des Buddhismus nicht vergessen.
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#4
Waehrend der Baoan-Tempel im Prinzip ein "daoistischer" Tempel der Volksreligion ist, gibt es auch solche Tempel, die direkt von daoistischen Gesellschaften gefuehrt werden. Ein Beispiel, das ich allerdings wegen des Wetters nicht selbst besucht habe, ist der Zhinan-Tempel (Tempel des Suedens), der hauptsaechlich einem der acht daoistischen "Unsterblichen", Lü Dongbin, gewidmet ist und von der China Taoism Institute (Zhonghua Daojiao Xueyuan) gefuehrt wird. Zwar gibt's auch hier eine Kapelle fuer Konfuzius und eine fuer den Shakyamuni Buddha, aber der siebenstoeckige Hauptschrein dient der Verehrung von daoistischen Gottheiten, wie auch der daoistischen Hauptgottheit Yu Di (dem Jadekaiser) oder den Drei Reinen. Bilder gibt's wieder hier bei Josh Ellis: *http://www.goteamjosh.com/blog/zhinan

Buddhismus
In den offiziellen Statistiken von 2005 waren mehr als 8 Millionen Taiwanesen (35,1%) Buddhisten, und legt man das phaenomenale Wachstum des Buddhismus seit 1983 zugrunde, als es lediglich 800.000 Buddhisten gab (also eine Verzehnfachung), ist die Zahl heutzutage wohl noch hoeher. Einerseits hat dies mit einer Lockerung der Regligionsgesetze in den 1980er und 1990er Jahren zu tun, nachdem Taiwan die Diktatur hinter sich gelassen hatte; zum anderen ist der Buddhismus eher eine Religion der Mittelklasse, und mit dem Wachstum der Mittelklasse nahm auch die Anzahl der Buddhisten zu. Eine weitere Rolle spielen aber tiefe Veraenderungen im Buddhismus selbst, worauf ich spaeter eingehen will.

Als der Buddhismus nach China kam, wurden die indischen Texte hauptsaechlich mittels daoistischer Sprache und Begrifflichkeiten uebersetzt, so dass es gleich zu Anfang einen gewisse Beeinflussung buddhistischen Denkens durch daoistische Konzepte gab. Dies fuehrte zum Entstehen des Chan-Buddhismus, der uns hier in Mitteleuropa eher in seiner japanischen Variante, Zen, gelaeufig ist. In Taiwan wurde Chan frueh etabliert, und wurde auch in der Zeit, als Taiwan Teil Japans war (1895-1945), gefoerdert. Japanisierungsversuche (versuchte Abschaffung von Zoelibat oder Vegetarismus) blieben aber erfolglos. Viele chinesische Moenche kamen mit den geschlagenen Kuomintang am Ende des Buergerkriegs auf die Insel, und Buddhismus wurde auch nicht, wie etwa die chinesische Volksreligion, in der Zeit der Kuomintang-Diktatur verfolgt. Noch heute ist Chan, Teil des Mahayana-Buddhismus, eine der Hauptrichtungen des Buddhismus in Taiwan.

Teil der "Chinesierung" des Buddhismus war auch die Vergoettlichung der Bodhisattvas, vor allem im Volksglauben. Eine der Haupt"gottheiten" ist dabei der Bodhisattva des Mitgefuehls, Guanyin (japanisch "Kannon", indisch "Avalokitesvara"), der oder die in China meist in der weiblichen Form verehrt wird. Als Taiwan (als Formosa) in Kontakt mit den Portugiesen kam, wurde zum Teil die christliche Madonnenskulptur als Vorbild fuer Guanyin-Skulpturen uebernommen, was man heute noch in einigen taiwanesisch-buddhistischen Tempeln sehen kann.

Die Verehrung teilt sich wieder auf Tempel der Volksreligion und solche der unterschiedlichsten Sekten auf. Einer der bekanntesten Tempel Taiwans ist der Longshan-Tempel in Taipeh. Er ist immer voll von Glaeubigen und Touristen (fuer Bilder siehe *http://www.goteamjosh.com/blog/longshan). Der Tempel ist wieder fast genau so aufgebaut wie der Baoan-Tempel, nur dass hier als Hauptgottheit anstelle des daoistischen Baosheng Dadi der oder die buddhistische Guanyin dient. Einmal, als ich da war, fuehrten buddhistische Moenche gerade eine Zeremonie in der wunderschoenen Haupthalle durch, und die Glaeubigen auf dem Haupthof sangen dazu relativ monotone Lieder (eine Meditatonsuebung nehme ich an). Ausserhalb dieser Riten glichen Raeucherstaebchen als Mittel zur Verehrung und die Opfertische mit Gaben so ziemlich genau dem, was man auch im Baoan-Tempel sehen wuerde. Auch der Verkauf von Amuletten und Weissagungsspruechen fand hier genauso statt.

Daneben gibt es natuerlich auch richtige Kloester mit Tempel. In Zhongli (Taoyuan) findet man z.B. den Yuan Guang Tempel (Photos siehe *http://www.goteamjosh.com/blog/yuanguang), ein etwa 100 Jahre alter Chan-Tempel, wo auch viele Moenche leben und unterrichtet werden. Auch diese Anlage folgt grob der Aufteilung Vorhalle-Haupthalle-Rueckhalle, plus Nebengebaeuden und den allseits beliebten Koi-Teichen. In der Vorhalle findet man etwas typisch Chinesisches, den "Lachenden Buddha", eigentlich eine Figur aus der chinesischen Volksreligion (Budai), die als Mi Le Fo dem Buddha Maitreya gleichgesetzt wird, dem Buddha der Zukunft. Mi Le Fo ist als Bringer von Reichtum bei Taiwanesen besonders beliebt. Vor der Haupthalle steht hier wieder eine Statue von Guanyin. Die Haupthalle ist fuer die Meditation der Moenche vorbereitet, und in der Rueckhalle werden eher die Anfaenger geschult. Die Leute dort waren sehr freundlich, und ich bekam auch eine persoenliche Fuehrung vom Vater eines taiwanesischen Freundes.

Uebrigens sollte man sich auch als Atheist oder glaeubiger Christ nicht davon abhalten lassen, wenn freundlich aufgefordert, eine Verbeugung durchzufuehren. Die chinesische Religionsausuebung ist durchaus schon in sich ambivalent darin, ob man da nun goettliche Verehrung oder eine simple Respektsbezeugung begeht, und bei einer Respektsbezeugung bricht sich niemand einen ab; zumindest sehe ich das so, denn schliesslich bin ich dort Gast. Die Vergoettlichung diverser Glaubensfiguren ist hauptsaechlich ein Aspekt der Volksreligion; der philosophische Ueberbau der fernoestlichen Religionen sieht das meist anders.
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#5
*Uebrigens wuerde ich mich ueber Fragen und Korrekturen freuen. Ich bin mir sicher, dass ich gerade zum Buddhismus das eine oder andere nicht ganz richtig hinbekomme, da ich darueber zwar so Einiges gelesen habe, aber das meist schon sehr lange her ist.


Der eigentliche Grund fuer den buddhistischen Boom der letzten Jahrzehnte in Taiwan liegt aber weniger in den traditionellen Tempeln oder Kloestern begruendet, sondern in den sogenannten "vier himmlischen Koenigen des taiwanesischen Buddhismus", die vier buddhistische Grossorganisationen gruendeten, Dharma Drum Mountain, Fo Guang Shan, die Tzu Chi Foundation und Chung Tai Shan. Zwei davon (Dharma Drum Mountain und Tzu Chi) sind hauptsaechlich Hilfsorganisationen, waehrend die anderen beiden (Fo Guang Shan und Chung Tai Shan) an die beiden groessten buddhistischen Tempel Taiwans geknuepft sind, dabei aber internationale Organisationen bilden, die sogar Vertretungen hier in Oesterreich haben (Fo Guang Shan in Wien und Chung Tai Shan in Linz).

Ihrem Selbstverstaendnis entsprechen auch monumentale Neubauten in Taiwan. So ist der Haupttempel der Chung Tai Shan-Sekte ein hypermodernes, 136 Meter hohes Gebaeude in den Bergen, das eine Art Abbild der buddhistischen Welt darstellen soll, vollverkabelt mit Glasfaser, LEDs und Lasershow. Wer sich ein Bild davon machen will, kann sich ihr Werbefilmchen ansehen (Vorsicht, grosse Mediendatei; der architektonische Rundgang kommt gleich nach dem etwas bombastischen Intro: *http://crs.ccdntech.com/rds/playerh5?vod77/discoverCT_eng.mp4 ) oder, zumindest die Innengestaltung, als virtuelle Tour hier: *http://www.ctworld.org/english-96/html/a5Architectural%20Design1-1.htm . Das groesste buddhistische Kloster Taiwans, Fo Guang Shan, hat auf einem mehr als 100 Hektar grossen Gelaende ein Besucherzentrum erstellt, das mit mehreren Stupas, 8 chinesischen Pagoden und einem 108 Meter hohen sitzenden Metall-Buddha klotzt (Bilder siehe hier: *https://www.englishintaiwan.com/travel-in-taiwan/south-taiwan-travel/foguangshan). Im Prinzip aehnelt das Auftreten hier also neueren Mega-Kirchen amerikanischem Zuschnitts, die ja auch nicht gerade bescheiden daherkommen und aehnlich erfolgreich sind.

Dieser aeussere Wandel geht einher mit einem grundsaetzlichem Wandel im buddhistischen Selbstverstaendnis hin zur Philosophie des sogenannten Humanistischen Buddhismus, auch als "Buddhismus der menschlichen Welt" bekannt. Dieser Wandel ist zwar im Mahayana-Buddhismus schon von vorneherein rudimentaer angelegt, aber erscheint mir doch als eine recht drastische Abkehr von bestimmten buddhistischen Grundprinzipien. Mit dem Schwenk des Blickes vom eigenen Innern auf diese unsere menschliche Welt ist die Aehnlichkeit zu christlichem Selbstverstaendnis weitaus groesser geworden, was wohl auch erklaert, warum das Christentum in Taiwan weitgehend ein Auslaufmodell darstellt, da es durch eine einheimische Glaubensvariante aufgesaugt wird.

Mahayana ist im Prinzip der chinesisch beeinflusste Buddhismus (in China, Korea, Japan, im Prinzip auch Tibet, das aber zu einer separaten Untergruppe gehoert (Vajrayana)). Was fuer das Thema hier speziell wichtig ist, ist, dass der Mahayana neben das Streben zur eigenen Erleuchtung die Wichtigkeit des Mitgefuehls mit allen anderen Wesen dieser Welt betont. Dies fuehrt sogar soweit, dass die letzte Stufe der eigenen Erleuchtung (die Buddha-Werdung) solange zurueckgestellt wird, bis man allen anderen Wesen den Weg dorthin geebnet hat. Verkoerperung dieses Prinzips simd im chinesischen Buddhismus die sogenannten acht Bodhisattvas, die im Diesseits verblieben sind, um den Menschen beim Weg zur Erleuchtung zu helfen. Guanyin habe ich dabei schon mehrfach erwaehnt, und sie/er wird oft als "tausendarmiger Guanyin" dargestellt, wie z.B. im Guandu-Tempel in Taipeh (Fotos siehe *http://www.goteamjosh.com/blog/qianshou). Die Legende geht, dass der Amithaba-Buddha Guanyin elf Koepfe und tausend Arme verliehen hatte, weil sich diese beschwerte, dass sie nicht alle Noete der Menschen hoeren und ihnen angemessen helfen koennte. Hier ist also die Hilfe des "humanistischen Buddhismus" im Prinzip schon angelegt; allerdings war die urspruengliche Idee eher, dass die Bodhisattvas durch das eigene Vorbild halfen; im humanistischen Buddhismus wird aber direkt Hand angelegt.

Jedenfalls sahen die letzten Jahrzehnte das Aufkommen unzaehliger buddhistischer Schulen, Universitaeten, Krankenhaeuser, Sozial- und Hilfsprojekte und auch oekologischer Initiativen, was dem Buddhismus in Taiwan diesen enormen Schub verlieh, auch wenn es das Gesicht des Buddhismus selbst entscheidend veraenderte.
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#6
Interessante Beiträge!

Vielleicht könntest du davon etwas für unser Foren-Lexikon adaptieren, wenn du dazu bereit und einverstanden bist?
MfG B.
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#7
@Bion: Vielen Dank! Das mit den Lexikon-Beitraegen muss ich mir noch durch den Kopf gehen lassen, da mein Wissen diesbezueglich doch noch reichlich oberflaechlich ist. Es freut mich aber, dass meine Beitraege anscheinend nicht voellig daneben aussehen.
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Anmerken wollte ich noch, dass die meisten Schulen des Chan(=Zen)-Buddhismus mehr wert auf die praktische Uebung, z.B. die Meditation, legen als auf das Studium von Schriften; dies macht es Laien einfacher, hier Zugang zu finden. Der Fo Guang Shan-Orden mischt die Chan-Lehre zusaetzlich noch mit der des "Reinen Land" oder Amithaba-Buddhismus, die es auch einfachen Leuten ermoeglichen soll, Erleuchtung zu erlangen. Hierbei wird die Meditation oft nur auf das wiederholte Aussprechen des Namens "Amithaba" reduziert, um den Geist zu leeren. Ausserdem spielt hier ausnahmsweise auch der Glaube, also das Vertrauen auf die Kraft des Amithaba, als Weg zur Erleuchtung eine Rolle, was ansonsten im Buddhismus eher ungewoehnlich ist.

Eine Betrachtung der religioesen Landschaft Taiwans waere unvollstaendig, wenn man nicht auch die synkretistischen Erloesungssekten ansprechen wuerde, die es schon seit Jahrhunderten gibt. Diese hatten eine Haupt-Bluetezeit waehrend des japanisch-chinesischen Kriegs auf dem Festland, als das Beduerfnis nach Erloesung anscheinend besonders gross war. Anschliessend waren sie sowohl in der Volksrepublik als auch in der Republik China verboten, was aber ihrer Beliebtheit wenig Abbruch tat. Das Verbot bestand aus verschiedenen Gruenden, wie mangelnder Kontrollmoeglichkeit, dem Kampf gegen Aberglaube und in Taiwan auch aktivem Lobbyismus seitens der buddhistischen Verbaende. Diese drangen noch 1983 erfolgreich auf eine Verlaengerung des Verbots, was zeigt, dass man den Synkretismus in taiwanesischen Religionsvorstellungen und Kulten keinesfalls mit religioeser Toleranz verwechseln sollte; dem ist garantiert nicht so. Die mangelnde Kontrollmoeglichkeit mit Versammlungen meist in Privathaeusern oder -wohnungen fuehrte aber immer dazu, dass das Verbot weitgehendst wirkungslos blieb.

Es gibt sehr viele dieser Sekten, und sie entstehen auch heute noch, unter dem Schutz der Religionsfreiheit, immer wieder neu. Als Beispiel will ich die im Zensus von 2005 mit 3,5% der Bevoelkerung groesste Sekte nennen, Yi Guan Dao, was so etwas wie "der konsistente Weg" heisst. Der Ursprung dieser Sekte liegt in der chinesischen Volksreligion, wobei die Lehre maternalistische und salvatorische Zuege zeigt. Die hoechste Goettin des Universums ist die weiter oben als Goettin des Daoismus schon genannte Xiwangmu oder Koeniginmutter des Westens, die den Dao schon zum Ende gegangen und unsterblich geworden ist. Der Yi Guan Dao geht hier einen Schritt weiter und sieht sie als Wusheng Laomu, die "ewige altehrwuerdige Mutter", die urspruengliche Energie des Universums, aus der alles entstand, und die als Flamme verehrt wird. Sie ist die Verkoerperung des Dao. Verehrt werden verschiedene Goetter, die oben schon genannt wurden, mit dem Buddha Maitreya im Zentrum. Da die Mutter traurig darueber ist, ihre Kinder (die Menschen) an den Zyklus der materiellen Welt verloren zu haben, schickt sie die Buddhas zu unserer Erloesung. Der Dipamkara-Buddha und Gautama Buddha wurden schon geschickt, waehrend Maitreya fuer die Erloesung der Menschheit in der baldigen Zukunft zustaendig ist. Hier werden also daoistische und buddhistische Elemente zusammen mit eigenen Vorstellungen vermischt. Die Sekte scheint auch in Oesterreich aktiv zu sein.

Besucht habe ich selbst nur eine Abspaltung des Yi Guan Dao, den Mile Da Dao, der "grosse Weg des Maitreya", der im Zensus von 2005 mit 1,1% der Bevoelkerung zu Buche schlug. Die haben auch ein neues Mega-Domizil am Emei-See bei Hsinchu erbaut, das sogenannte "Nature Loving Wonderland" (Fotos siehe wieder bei Josh Ellis *http://www.goteamjosh.com/blog/naturelovingwonderland). Dort gibt es einen 75 Meter hohen Bronze-Mi Le Fo (lachenden Buddha) als Maitreya zu bewundern, plus ein riesiges Gebaeude als Zentrum, wo man allerdings nicht photographieren darf und wo einen freundlich laechelndes Personal an jeder Ecke in die Schranken weist. Sie werben fuer Voelkerverstaendigung, Akzeptanz aller Religionen, Umweltschutz und was man sich sonst noch so als hehre Ziele vorstellen kann, wobei der eigentliche religioese Inhalt aber seltsam wolkig bleibt. Vielleicht tue ich ihnen Unrecht, aber die Kombination von Rettung der Menschheit, Protz und Heimlichtuerei macht mich zumindest skeptisch. Wie auch immer, die Sekte waechst.

Daneben gibt es noch unzaehlige weitere Sekten. Manche davon sind auch politisch einflussreich, wie der neue Weixinismus (Heilige Kirche des Herzens allein), der, obwohl es sich um eine taiwanesische Sekte handelt, selbst von der Volksrepublik China gefoerdert wird, da er sich fuer die Vereinigung Taiwans mit China einsetzt. Die Sekte fusst auf einer mythologisierten Geschichte Chinas und institutionalisiert die Volksreligion, aber die Vermischung mit der Politik hinterlaesst ein leichtes Unbehagen.

Alle diese Religionsgruppen stehen in reger Konkurrenz, und wie schon angemerkt, ist es mit religioeser Toleranz nicht unbedingt so weit her, wie man sich das eventuell vorstellt. Z.B. war der Dalai-Lama schon drei Mal in Taiwan, um fuer den tibetischen Buddhismus zu werben, und auch dieser hat eine ganze Reihe Anhaenger im Lande gefunden. Allerdings habe ich selbst Plakate gesehen, die in Chinesisch und Englisch klar machten "Tibetischer Buddhismus ist kein Buddhismus. Die Anhaenger des tibetischen Buddhismus sind keine Buddhisten". Religioese Kleinkriege und Richtungsstreitigkeiten gibt es also ueberall.

Ich denke, damit kommt mein Ueberblick ueber Religion in Taiwan zum Abschluss. Fuer Fragen stehe ich natuerlich zur Verfuegung, und Anmerkungen sind gerne gesehen.
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#8
Ich wusele gerade so durch das Forum, um zu sehen, was in den 5 Jahren, in denen ich nicht hier war, so alles geschrieben wurde.

Dieser Artikel über Taiwan und seine Religionen ist toll! Ich habe ihn gern gelesen, und werde ihn mir auch abspeichern. Ich stand ja sehr lange Zeit (fast 30 Jahre) dem Buddhismus sehr nahe, und der buddhistischen Ethik fühle ich mich immer noch sehr verbunden. Und insofern sind solche ausführlichen, neutralen und kompetenten Artikel für mich einfach nur eine große Freude.

Das wollte ich einfach mal loswerden.

DE
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#9
Vielen Dank!. Freut mich, dass noch jemand ausser Bion meine Ausfuehrungen interessant findet.
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#10
(29-04-2021, 19:06)Ulan schrieb: Vielen Dank!. Freut mich, dass noch jemand ausser Bion meine Ausfuehrungen interessant findet.

oh, interessant habe ich sie auch gefunden

haben aber meine meinung als komplett von der materie unbeleckter (religion war bei meiner chinareise nie thema, den geschäftspartnern war eher wichtig, zu betonen, wieviel hundert oder gar tausend dollar die gerade kredenzte flasche schnaps angeblich gekostet hat) eherbestätigt - es glaubt halt jeder, was er lustig ist und/oder so von den altvorderen übernommen hat - unter welchem label das dann dann läuft, ist eher zweitrangig

oder liege ich da komplett falsch?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#11
Ja gut, das "was er lustig ist und/oder so von den altvorderen übernommen hat" deckt ja im Prinzip das ganze Spektrum ab, vom Bleiben bei dem, was die Eltern glaubten, bis zur Suche nach etwas Neuem. Ich fand halt die soziooekonomischen Aspekte interessant, den mittelbaren Einfluss des christlichen Religionsmodells, moderne Modeerscheinungen und politische Propaganda, also das ganze Spektrum von Social Engineering in einer religioesen Landschaft, die sich im Fluss befindet.

Im erlebten Alltag mit den Menschen dort machte sich das fuer mich tatsaechlich nur wenig bemerkbar, und der Vater meines Gastgebers schleppte mich nur deshalb in ein buddhistisches Kloster, weil er mitgekriegt hatte, dass mich das Thema interessierte, und weil er meine Fotos von diversen Tempeln in Taipeh, von denen er selbst einige noch gar nicht gesehen hatte, interessant fand.

Die Sache mit den Gastgeschenken hatte mich im Vorfeld etwas nervoes gemacht. Es ist ja angeblich nicht unhoeflich, die Preisschilder auf den Geschenken zu lassen, damit das Gegenueber weiss, was es selbst auszugeben hat, damit die Balance gewahrt bleibt. Ich hatte das nicht gemacht, aber der Schwiegervater meines Gastgebers musste mich ein zweites Mal in ein Lokal einladen, weil er zu dem Schluss gekommen war, dass mein Geschenk mehr wert gewesen war als seins (keine Ahnung). Da ich so meine Zweifel darueber hatte, womit der sein Geld verdiente, war mir das eher unangenehm, aber naja; die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn danach je wiedersehen wuerde, war sowieso eher gering.
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#12
(13-06-2021, 18:35)Ulan schrieb: Ich fand halt die soziooekonomischen Aspekte interessant

sind sie auch

ist ein sowieso auch in anderen ländern meist unterbeleuchteter aspekt, also wie bestimmte religiöse strömungen bestimmte soziale schichten (teils gezielt) ansprechen, welche aspekte von empowerment bis zum sprichwörtlichen "opium des volks" (hier nicht selten wirklich "fürs volk") da zum tragen kommen

gibts da eigentlich irgendwo eine gute monographie zur "sozialgeschichte der religionen"?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#13
Nicht, dass mir dazu jetzt gerade irgendetwas Spezifisches einfallen wuerde. Ich kenn's eigentlich nur als Unterkapitel in Abhandlungen ueber das fruehe Christentum im roemischen religioesen Umfeld, und zu Japan hatte ich da mal was gelesen, aber ein richtiges Buch zum Thema faellt mir leider nicht ein.
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#14
(13-06-2021, 18:51)Ulan schrieb: Nicht, dass mir dazu jetzt gerade irgendetwas Spezifisches einfallen wuerde. Ich kenn's eigentlich nur als Unterkapitel in Abhandlungen ueber das fruehe Christentum im roemischen religioesen Umfeld, und zu Japan hatte ich da mal was gelesen, aber ein richtiges Buch zum Thema faellt mir leider nicht ein.

schade - aber auch mir ist ja grade erst jetzt eingefallen, daß das doch mal als thema beleuchtet werden sollte

also, liebe religionswissenschaftler - greift meine idee gern auf und schreibt eine publikumstaugliche diss!
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#15
OT

Ich bin nicht wieder sang- und klanglos verschwunden, aber ich habe gesundheitlich sehr zu kämpfen (Herz, Lunge) da relativiert sich alles, auch so ein Forum.

Bis demnächst mal

Schönen Gruß

DE
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