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(29-12-2013, 11:31)Bion schrieb: Dass insbesondere die Kindermordgeschichte ein verleumderisches Märchen ist, wird heute selbst von der katholisch-akademischen Lehre nicht mehr bestritten.
Wo ich gerade den Lexikon-Eintrag ueber die Geburtslegende Sargons von Akkad gelesen hatte, fiel mir ein, dass die Kindermordgeschichte bei Matthaeus ebenfalls einen Ursprung in einer bekannten Geburtslegende haben koennte, pikanterweise der des Kaisers Augustus.
Ein freigelassener Sklave des Augustus, Julius Marathus, hat wohl in seinen Erinnerungen diesbezueglich etwas niedergeschrieben, was uns nur via Suetonius ueberliefert ist:
"Julius Marathus bekundet, wenige Monate vor Augusts Geburt sei an einem öffentlichen Orte zu Rom ein Wunderzeichen geschehen, durch welches wiederholt verkündigt wurde, die Natur sei im Begriff, dem römischen Volke einen König zu gebären, worauf der erschreckte Senat den Beschluß gefaßt habe, kein in diesem Jahre geborenes Kind sollte auferzogen werden; aber die, deren Frauen schwanger waren, hätten, weil jeder von ihnen die Hoffnung auf die seine bezog, dafür zu sorgen gewußt, daß jener Senatsbeschluß nicht Gesetzeskraft erhalten habe."
Quelle: *http://gutenberg.spiegel.de/buch/kaiserbiographien-8675/4 (Kapitel 4, Abschnitt 94)
Das wuerde bedeuten, dass Matthaeus hier die Geburt von Jesus mit der von Augustus gleichgesetzt haette. Die Augustus-Geschichte hat den Vorteil, dass sie auch gleich erklaert, warum von dieserm ungeheuerlichen Beschluss niemand etwas gehoert hat (das Toetungsgesetz wurde nicht beim Schatzamt registriert). Matthaeus hat sich wohl eher darauf verlassen, dass Bethlehem so ziemlich unbekannt war (und wohl zur Zeit der Geburt Jesu auch unbesiedelt).
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Nun, Iulius Marathus war Freigelassener des Augustus gewesen. Er hat sich mit dem Hinweis um seinen Herrn verdient gemacht.
Sueton hat das aufgegriffen und mit Verweis auf Asklepiades von Mendes angefügt, dass dieser behauptet hätte, Atia, die Mutter des Augustus, sei vom Gott Apollo in der Gestalt einer Schlange geschwängert worden, Augustus also den Anspruch erheben konnte, Apolls Sohn zu sein.
Er erwähnt auch, dass am Tag der Geburt des Augustus P. Nigidius behauptet habe, "der Herr der Welt sei geboren worden".
Geschichten dieser Art zu verbreiten, war in der Antike nichts Außergewöhnliches. Das trifft natürlich auch auf die biblischen Geschichten zu, die von Wortgläubigen oftmals als Sachverhaltsschilderungen entgegengenommen werden.
MfG B.
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Ja sicher. Ich hielt dies nur fuer erwaehnenswert, weil dies im Kern dieselbe Geschichte ist wie die mit Herodes und dem Kindermord, mit derselben Begruendung, nur dass der eigentliche Mord hier nicht stattfand. Anscheinend hat Julius Marathas eine nicht erhaltene Biographie des Augustus geschrieben, und diese liegt zeitlich vor dem Matthaeus-Evangelium.