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Göttlichkeit Jesu - jetzt brauchbar
#16
Mandingo schrieb:Die Erlösung, die ich (hier auch ganz persönlich) durch Jesus kommen sehe,
ist die Befreiung des Menschen aus den Fesseln von Kulten und religiösen Normen durch die bedingungslose Nächstenliebe, wie Jesus sie in seiner Bergpredigt (bzw. den Sprüchen in dieser Sammlung) lehrt und vorlebt.
Dazu ist es wichtig, dass er ganzer Mensch und keineswegs göttlich ist, denn dass ein Göttlicher das schafft, ist wohl nichts Besonderes und nichts für uns in der Nachfolge Erreichbares.
Gerade der Mensch Jesus ist da der Weg auch für uns zur Teilnahme an der Gerechtigkeit Gottes.

Moin,

Jesus predigt aber nicht nur Nächstenliebe:

"Er ist der einzige Weg"
"Er ist gekommen, das Schwert zu bringen"


Joh 8, 24:
24Darum habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden; denn cwenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden. 25Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Zuerst das, was ich euch auch sage. 26Ich habe viel von euch zu reden und zu richten.

Luk 8, 19:
19Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm und konnten wegen der Menge nicht zu ihm gelangen. 20Da wurde ihm gesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. 21Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.

usw usf.

Es gibt dutzende solcher Stellen. Jesus auf Nächstenliebe zu reduzieren, greift zu kutz. Nach Jesus Botschaft bin ich verloren, egal wie viel Nächstenliebe ich übe.




Zitat:Seine Anhänger haben auch mehr in diesem Rabbi gesehen als nur Weisheit.
Sie sahen seinen Weg als den des erwarteten Messias und setzten somit die von ihm gelebte Nächstenliebe an die Stelle der politischen Befreiung von der Macht der Römer oder anderer Ungläubiger.

Dann solltest Du Dich mal damit beschäftigen, was der Messias im Judentum ist. Jesus hat damit wenig zu tun. (hagalil.com gibt da einen guten Einstieg)

Zitat:Jesu vorurteilsfreie Ethik muss seinen Anhängern als Weg aus der Knechtschaft erschienen sein.

War sie vorurteilsfrei?

Die Pharisäer, die Vorgänger der heutigen Rabbiner wurden ziemlich pauschal von ihm angegriffen.

Zitat:Jesus muss sie als Person so überzeugt haben, dass sie seine Lehre ausbreiten konnten, wie es in der frühen Kirche dann der Fall war.

Seine Anhängerschaft war eigentlich eher gering. Die Ausbreitung kam durch Paulus.

Andere jüdische Messiase hatten eine ungleich höhere Anhängerschaft, teilweise nahezu das gesamte jüdische Volk.

Google mal nach Schabbatai Zwi. Vermeide dabei aber möglichst christliche Seiten.

Schabbatai Zwi schaffte es im 17. Jahrhundert n.d.Z., die meisten jüdischen gemeinden Europas davon zu überzeugen, dass er der Messias sei. Er endete allerdings höchst unrühmlich als konvertierter Moslem (die Alternative Tod , die er hätte wählen können, vermied er lieber). Das führte anschließend zu einer großen Krise des europäischen Judentums.


Zitat:In meiner Sicht ja,
denn die Beendigung des sog. Trinitarischen Streits durch den ungetauften Kaiser Konstantin ist doch wohl nichts, was uns heute verpflichten kann. Es gibt nun einmal keine biblische Trinitätslehre, sondern nur das Konstrukt der frühen Kirche.

Das sehen die meisten Christen anders. Auch hat Konstantin nicht die Trinität erfunden oder die Vergöttlichung Jesus. Er legte sie ldiglich als staatliches Dogma fest.

(wann er getauft wurde, ist übrigens historisch umstritten. Ich neige aber Deiner Auffassung zu, dass er zu Zeiten des Konzils kein Christ war)

Zitat:An die Stelle des Personalkults um Jesus von damals ist die Begeisterung für den Geist der Bergpredigt getreten (wenigstens bei kritischen Christologen von heute).

Eine Bergpredigt, die es nach Ansicht der selben Theologen nie gegeben hat sondern die ein literarisches Konstrukt ist. (weil sie z.B. nur in einem Evangelium auftaucht)

Wobei ich nichts gegen den Inhalt der Bergpredigt sagen will. Als Noachide sage ich da zu vielen 'ja', weil das urjüdisch ist.

Zitat:
Flat schrieb:Sollte ich dann noch sagen, dass ich der christlichen Gemeinschaft angehöre, wo ich die wesentlichen Dogmen wie Trinität und ausschließlicher Erlösungsweg nicht teile?
Ja, klar,
das hättest du wunderbar machen können,
denn wenn du Leute, die ein gemeinsames Credo sprechen, fragen würdest, was sie sich im Einzelnen unter den genannten Inhalten vorstellen, würdest du ein breites Spektrum genannt bekommen, einen Glaubenspluralismus, der von kritischer Entmythologisierung bis zur erzkonservativen Wörtlichnahme biblischer Inhalte zeugt. Dabei sprechen alle denselben Text.

Nein, das geht für mich nicht. Wenn die große Mehrheit einer Gemeinschaft etwas glaubt und tut, was meiner Überzeugung vollkommen entgegen steht (und das ist die Vergöttlichung Jesus, die Judenmissionierung, viele Ansichten über das Judentum (die falsche Auslegung von Pharisäer, von 'Auge für Auge', usw., Jesus als Messias) und in einer Tradition der Judenverfolgung steht (man nehme nur mal Luthers judenfeindliche Aussagen, es gibt aber auch einige brandaktuelle), dann kann ich nicht Mitglied sein.

Zitat:Und innerhalb der Bibel findest du einen Pluralismus, der über Widersprüche lässig hinweggeht (siehe z.B. Gerechtigkeit durch Glaube oder Werke).

Nein, hier stimme ich eher den evangelikalen Christen zu. Wenn man die Bibel genau liest, ist sie nicht pluralistisch. Ich habe das lange geprüft.


Zitat:So geht es mir auch, Jörg,
und ich kenne viele Leute, die vom Christentum überzeugt sind, aber nicht zu Jesus, sondern wie Jesus selbst zum himmlischen Vater beten.

Ja, ich weiß, dass das viele tun. Aber ist das noch christlich?


Zitat:Interessant ist dazu, was Pinchas Lapide in seinem Buch "Er predigte in ihren Synagogen" schreibt.

ich halte nicht viel von Lapide. Er ist mir zu christlich angehaucht und bricht mit vielen jüdischen Überzeugungen.

Wenn Dich mal eine Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben in Zusammenhang mit dem Judentum interessiert, würde ich Dir einen der bedeutensten jüdischen Theologen 'Leo Baeck' empfehlen.

In seinem Buch 'Das Wesen des Judentums' setzt er sich mit dem Verhältnis Judentum-Christentum auseinander. Es gab zu seiner Zeit ein übles christliches werk, was die jüdischen Religionsaussagen sehr verdreht hat. 'Das Wesen des Judentums' ist die Antwort darauf. Du wirst sehr über den Inhalt überrascht sein. Denn Baeck schlägt nicht mit gleicher Kerbe zurück. Er zeigt deutlich die Unterschiede, ohne das Christentum zu verurteilen.

Etwas, was man im Judentum häufig findet, trotz aller christlichen Angriffe.

Zitat:
Flat schrieb:Da ich mich allerdings zum Juden nicht berufen fühle, bekenne ich mich heute zu dieser uralten Richtung von B'nei Noach, der Richtung für Nichtjuden (die dies auch bleiben wollen), die so Leben, wie es der jüdische Glaube (und damit G'tt) für Nichtjuden vorsieht.
Das kann ich gut verstehen, Jörg,
ich vermute nur, dass auch viele Christen so leben, ohne es sich bewusst zu machen.

Ja, und diese Christen kann man mitunter durchaus als Noachiden ansehen. B'nei Noach ist ja keine Religionsgemeinschaft sondern die Bezeichnung für einen Lebensweg.

Ich kenne z.B. auch einen Noachiden, der bewusst Christ und Noachide ist. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, akzeptiere das aber.

Zitat:Kannst du noch ein wenig mehr darüber berichten. Welche Unterschiede gibt es denn für Nichtjuden im Vergleich zu Juden und Christen?

Nichtjuden müssen nach jüdischer Überzeugung 'nur' den 7 noachidischen Weisungen folgen. ('Nur' klingt so leicht). Juden müssen sich an 613 Weisungen halten. Die Juden nehmen diese Last stellvertretend für alle Menschen auf sich, weshalb wir eben nur 7 Weisungen haben.

Der Unterschied zu Christen liegt hauptsächlich in der ersten weisung, dass es nur einen G'tt gibt. Trinität geht nicht.

Dann (das ist aber nicht zwingend), fühlen sich viele Noachiden dem Judentum eng verbunden und nehmen viele Glaubensgrundsätze an. So z.B. das Verbot, eine neue Religionsgemeinschaft zu gründen (ein Verbot, dessen Weisheit sich mir immer mehr erschließt hinsichtlich B'nei Noach, wo wir uns genau damit derzeit auseinander setzen).

Das Christentum ist unzweifelhaft eine neue Religionsgemeinschaft.

Christliche Judenmission sehen Naochiden (und natürlich Juden) als Angriff auf das Judentum an. Denn Juden werden damit davon abgehalten, die Weisungen zu befolgen und ihnen wird ein falsches trinitarisches Gottesbild vermittelt.


Zitat:Dennoch glaube ich, dass noch mehr dahinter stecken muss als eine Missionsdrang des Paulus. Als Pragmatiker ist für mich der Erfolg der frühen Kirche auch ein Argument.

Mach Dir als Pragmatiker mal etwas anderes bewusst. Die Juden wurden in ihrer Geschichte über lange Zeiten, Jahrtausende, verfolgt. Von ziemlich mächtigen Gesellschaften, Regierungen und vielen Menschen. Unter denen sie größtenteils lebten.

Sie hatten über 2000 Jahre keinen Staat, sie waren unter fremden Völkern verstreut.

Sie waren der Vernichtung der Shoah ausgesetzt, der Missionierung, dem jahrhundertelangen Mord.

Und heute gibt es ein lebendiges Judentum, die Traditionen und der Glaube sind im Wesensgehalt vollkommen intakt.

Sie haben nicht überlebt, weil es so viele waren und weil sie so mächtig waren, sondern sie haben überlebt, obwohl es so wenige waren und obwohl sie nicht mächtig waren.

Was sagt das über den Wahrheitsgehalt der Religion aus? Wäre das ohne G'tt möglich gewesen?


Zitat:Schließlich kam der große Zulauf auch daher, dass soziale Unterschiede keine Rolle mehr spielten

Ein letzter Einschub: Da kennst Du Deine Bibel schlecht. Selbst Paulus erlaubte z.B. die Sklaverei.

Tschüss

Jörg
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#17
Flat schrieb:...Jesus auf Nächstenliebe zu reduzieren, greift zu kutz. Nach Jesus Botschaft bin ich verloren, egal wie viel Nächstenliebe ich übe.
Gegen deine Auffassung spricht
die Zuspitzung Jesu in Matthäus 22:
«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt» (5. Mose 6,5). 38Dies ist das höchste und größte Gebot. 39Das andere aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). 40In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Oder auch die Weltgerichtsrede in Matthäus 25.

Flat schrieb:...Dann solltest Du Dich mal damit beschäftigen, was der Messias im Judentum ist. Jesus hat damit wenig zu tun.
Ich schrieb,
dass die Anhänger in Jesus den Messias sahen,
das heißt ihn, so anders wie er war, an die Stelle des allgemein Erwarteten setzten. Was der Messias im Judentum war, ist mir klar, auch dass viele behaupteten derselbe zu sein und Tausende wie Jesus gekreuzigt wurden.

Flat schrieb:...Die Pharisäer, die Vorgänger der heutigen Rabbiner wurden ziemlich pauschal von ihm angegriffen.
Nach meiner Kenntnis sind die Phrarisäer eine Glaubensrichtung,
die u.a. die Ethik über den Kult stellte und vor allem in Galiläa viele Anhänger hatte.
Rabbiner können unterschiedlichen Strömungen angehören, sie sind, soviel ich weiß, ein Beruft und keine Denkweise.
Jesus kann sogar selbst ein Pharisäer gewesen sein. Deshalb ist seine Kritik an diesen Leuten kein Vorurteil, sondern es entspringt seiner persönlichen Prüfung und Urteilsfindung, gerade weil er ihnen nahe stand.

Flat schrieb:...Das sehen die meisten Christen anders. Auch hat Konstantin nicht die Trinität erfunden oder die Vergöttlichung Jesus. Er legte sie ldiglich als staatliches Dogma fest.
Ich schrieb, dass Konstantin den Streit beendet hat, mehr nicht.
Aber egal, was das damalige staatliche Dogma wollte,
eine biblische Trinitätslehre gibt es nun einmal nicht,
und jeder ist zumindest als Protestant frei, sich auf den Schrifttext zu berufen.

Flat schrieb:...Eine Bergpredigt, die es nach Ansicht der selben Theologen nie gegeben hat sondern die ein literarisches Konstrukt ist. (weil sie z.B. nur in einem Evangelium auftaucht)
Die Bergpredigt ist eine Sammlung von Aussprüchen Jesu,
keine geschlossene Predigt. Aber das ändert doch nichts daran, dass man darin die Quintessenz der Botschaft Jesu sehen kann. Ich tue es zumindest und kenne viele, die das auch tun.
Das Trinitäts-Dogma ist eine Luftblase dagegen.

Flat schrieb:...hier stimme ich eher den evangelikalen Christen zu. Wenn man die Bibel genau liest, ist sie nicht pluralistisch. Ich habe das lange geprüft.
Das habe ich auch getan.
Den Pluralismus kannst du mit Händen greifen, denn die Vielfalt der Autoren, die zu unterschiedlichen Zeiten schrieben, brachte so etwas zwangsläufig mit sich.
Die fundamentalen Unterschiede in der Rechtfertigungslehre sprechen für sich.
Da sind einmal die menschlichen Taten entscheidend für das "Seelenheil": Jeremia 17,10; Sprüche 24,12; Matthäus 16,28; Mt. 19, 16-18; Jakobus 2, 14.24.
Dagegen wenden sich die Texte, die den Glauben allein für entscheidend halten: Joh. 3,18; Römer 3, 28;
Entscheidend kann ein Sakrament sein: Joh. 6,53 f.;
Gott kann alles vorherbestimmen: Römer 9, 16.18-21; Epheser 1, 4f.; Römer 8,29 f.. Oder Gott begnadigt alle Menschen: Römer 11,32.

Wenn das kein Pluralismus ist, dann gibt es gar keinen.

Flat schrieb:...
Zitat:Schließlich kam der große Zulauf auch daher, dass soziale Unterschiede keine Rolle mehr spielten
Ein letzter Einschub: Da kennst Du Deine Bibel schlecht. Selbst Paulus erlaubte z.B. die Sklaverei.
Das ist kein Gegenbeispiel und es reicht nicht, die Bibel zu kennen.
Da sollte man z.B. Gerd Theißen zur "Soziologie des Urchristentums" hinzuziehen.
Paulus war der letzte, der die Gesellschaftsstruktur verändert hätte (siehe seine Ausfälle gegenüber den Frauen usw.). Aber selbst ein Sklave stand in religiösen Dingen den anderen in nichts nach. Zumindest hat das die Menschen damals mit angelockt, Christen zu werden.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#18
Mandingo schrieb:Die fundamentalen Unterschiede in der Rechtfertigungslehre sprechen für sich.

Kann man diesen Unterschied nicht dadurch auflösen , daß man sagt : Wahrer Glaube zieht entsprechende Werke nach sich ?
Womöglich könnte man an den Werken erkennen , ob jemand wirklich glaubt , und den Glauben lebt , oder ob er sich nur nach außen hin gläubig gibt...
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#19
melek schrieb:Kann man diesen Unterschied nicht dadurch auflösen , daß man sagt : Wahrer Glaube zieht entsprechende Werke nach sich ?
Klar, kann man das sagen,
aber es bleibt (z.B. für Luther) die Frage, was denn das eigentlich "Seligmachende" ist. Und da scheiden sich die Geister.
Außerdem kannst du diese Implikation der Werke in den Glauben bei der Vorbestimmung durch Gott wohl nicht machen, obwohl natürlich immer solche, die keine Widersprüche und keinen Pluralismus verkraften, dieselben glatt zu bügeln versuchen.

Ich halte es für redlicher,
den Pluralismus in bestimmten Fragen als etwas völlig Normales anzusehen, solange der Geist der Nächstenliebe und Gerechtigkeit Gottes davon nicht berührt wird.
Ich kann deshalb mit dem Gedanken der Vorherbestimmung in dieser Frage nichts anfangen.
Sie zerstört die ganze restliche Ethik, die im Jüdischen und Christlichen im Zentrum steht.

Ich wehre mich auch dagegen,
den Verstand einfach in solchen Fragen bei der Garderobe abzugeben.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#20
melek schrieb:Kann man diesen Unterschied nicht dadurch auflösen , daß man sagt : Wahrer Glaube zieht entsprechende Werke nach sich ?
Womöglich könnte man an den Werken erkennen , ob jemand wirklich glaubt , und den Glauben lebt , oder ob er sich nur nach außen hin gläubig gibt...

Sehr weise gedacht! Und genau so formuliert es auch der Jakobusbrief:

"Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. (Jak 2, 14-17)

Allerdings muss man hier der Redlichkeit halber anmerken, dass Jakobus diese Theologie im Hinblick auf die Gerechtigkeit Abrahams (Jak 2, 21ff) entwickelt. Wenn man nun aber gleichzeitig bedenkt, dass Paulus seine Theologie von der Rechtfertigung durch den Glauben ebenfalls im Hinblick auf die Person des Abraham entfalltet (Röm Kap. 4), erkennt man das hier ein und die selbe Perikope unterschiedlich akzentuiert wird.
Ich persönlich würde das nicht Pluralismus (im heutigen Sinne) nennen, sondern die Uneinholbarkeit des göttlichen Wortes. Das soll heißen: Es gibt nicht die und jene Interpretation, sondern eine Tiefendimension der Schrift, die es stets neu frei zu legen gilt.
Das darf aber auch nicht im Sinne eines Freibriefes zur Willkürauslgeung verstanden werden, denn auch die Interpretation der hl. Schrift richtet sich nach den Normen, der theologischen Erkenntnis und ihrer kritischen Reflexion (z.B. Text-, Redaktions-,Geschichtskritik; allegorische u. metaphorische Methode, nach der Tradition der Kirche und natürlich dem nach Literalsinn).
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#21
Presbyter schrieb:...Ich persönlich würde das nicht Pluralismus (im heutigen Sinne) nennen, sondern die Uneinholbarkeit des göttlichen Wortes.
Es ging aber nicht um ein "göttliches Wort",
sondern über Worte menschlicher Autoren wie z.B. Paulus oder Jakobus.
Wer diese Texte als "göttliche Worte" sieht,
hat natürlich Probleme, Widersprüche oder Pluralismus anzuerkennen, wer sie als menschliches Ringen um die göttliche Wahrheit ansieht, hat diese Probleme nicht.
Da liegt wohl der Hase begraben.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#22
melek schrieb:Womöglich könnte man an den Werken erkennen , ob jemand wirklich glaubt , und den Glauben lebt , oder ob er sich nur nach außen hin gläubig gibt...
Und für wen und wofür wäre das soo wichtig?

Es gibt doch keinen Glaubens-TÜV und das finde ich sehr gut so ... Das darf doch jeder für sich und mit Gott ausmachen.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#23
Fritz7 schrieb:
melek schrieb:Womöglich könnte man an den Werken erkennen , ob jemand wirklich glaubt , und den Glauben lebt , oder ob er sich nur nach außen hin gläubig gibt...
Und für wen und wofür wäre das soo wichtig?

Es gibt doch keinen Glaubens-TÜV und das finde ich sehr gut so ... Das darf doch jeder für sich und mit Gott ausmachen.

Moin,

guter Einwand.


Ich würde mal sagen: Das ist vor allem für einen selbst wichtig bei der Selbsterkenntnis.

Tschüss

Jörg
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#24
Flat schrieb:Das ist vor allem für einen selbst wichtig bei der Selbsterkenntnis.
Zur Selbsterkenntnis brauchts wirklich so dringend die "Werke"?
Nach protestantischer Rechtfertigungsdogmatik begründen Werke allen noch gar keinen Anspruch auf Heil.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#25
Göttlichkeit Jesu - Trinität

An die Göttlichkeit Jesu als Christus zu glauben, daran führt für Christen kein Weg vorbei. Und gleichermaßen haben sie an die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligen Geist zu glauben, wenn sie in Anspruch nehmen wollen, innerhalb der Kirchengemeinschaften zu stehen. Alle, die vom Dogma bzw. Glaubensgrundsatz der Trinität abgewichen sind, wurden im Laufe der Jahrhunderte als Häretiker behandelt.

Ich finde Mandingos Positionen durchaus sympathisch und nachvollziehbar. Es sind das Ideen, die ich im Kreise "undogmatischer Christen", einer Denkgemeinschaft innerhalb des Augsburger Bekenntnisses, wenn ich mich richtig erinnere, schon gehört habe. Sich auf den Grundsatz "sola scriptura" zu beziehen, den Luther in seinen Streitgesprächen mit Dr. Eck immer wieder ansprach, ist für einen lutherischen Protestanten im Zusammenhang mit der Leugnung der Trinität nicht zulässig. Die Dreieinigkeit, meinte Luther, sei zwar schwer zu glauben (Tischr. 6739 Weimarer Ausg.), aber (im Sinne der Schriften Augustins) durchaus aus der Schrift ableitbar (Tischr. 4915 Weimarer Ausg.).

Und Calvin? Der hat den armen Dr. Servet, der bei ihm Zuflucht vor der Inquisition gesucht hatte, wegen der Leugnung der Trinität am Schandpfahl verbrennen lassen.

Sind wir froh, heute Dinge äußern zu dürfen, für die man früher im Feuer gestanden ist. Ein Theologe mit kirchlichem Lehrauftrag, der die Trinität und damit die Göttlichkeit Jesu leugnet, dürfte einen solchen allerdings - sowohl als Katholik als auch als Protestant AB oder HB – auch in der heutigen Zeit nicht lange innehaben.

Epicharm
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#26
Und nochmals Luther zum mehrfach angesprochenen Jakobusbrief:

"Viele haben gearbeitet, sich bemüht und darüber geschwitzt, über der Epistel des Jakobus, dass sie dieselbe mit Paulus in Übereinstimmung brächten. Denn es ist stracks widereinander: Glaube macht gerecht, und Glaube macht nicht gerecht. Wer die zusammenreimen kann, dem will ich mein Barett aufsetzten und will mich einen Narren schelten lassen."

Tischrede: 3292 Weimarer Ausgabe

Epicharm
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#27
Epicharm schrieb:An die Göttlichkeit Jesu als Christus zu glauben, daran führt für Christen kein Weg vorbei. Und gleichermaßen haben sie an die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligen Geist zu glauben, wenn sie in Anspruch nehmen wollen, innerhalb der Kirchengemeinschaften zu stehen.
WARUM denn das ... und wie würde Abweichung heute sanktioniert werden können? Abweichung und Glaubenszweifeln haben immer ihr Eigen-Recht bei ALLEN Christen, besonders und gerade dann, wenn sie sich auf solide, sorgfältige Schriftauslegung stützen können. Bis jetzt ist für zumindest für alle Protestanten, Bibel uneingeschränkt "norma normans", über alle Kirchentraditionen und Dogmenfestschreibungen. Das gilt ganz gewiss auch gegenüber den reformatorischen Bekenntnisschriften.
Ich lese in der Bibel an einigen stellen von zwei- und dreigliedigen Bekenntnissen, aber NIRGENDS von einem verpflichtendem Trinitätskonstrukt im Sinne der Jahrhunderte später festgeschriebenen Konzilsdogmen.
Ich lese auch in der Bibel, jesus zugeschrieben: Mk 10,18
"Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein."


Willst du allen Ernstes heute noch Arianern wegen ihrer Glaubensauffassungen die Kirchengemeinschaft aufkündigen? Ich fürchte, es würde sichtbar noch leerer werden unterm schon zu weitem Kirchendach ...

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#28
Hallo Fritz,

ich kann niemand eine Gemeinschaft aufkündigen, der ich nicht angehöre. Dem Arius wünsche ich schon gar nichts Böses an den Hals, das haben über die Jahrhunderte andere zur Genüge getan. Im Gegenteil, ich finde seine Lehren zur Person Jesu für sehr vernünftig und modern.

Der Satz, den Du meinem Beitrag entnommen und zitiert hast, stand einleitend für das übrige und gibt allein stehend das nicht wieder, was ich sagen wollte. Nämlich, dass es in Kirchenkreisen, und zwar in jenen, die das Sagen haben, nicht so liberal zugeht, wie es manche hier vermitteln wollen.

Grüße v. Epicharm
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#29
Fritz7 schrieb:
Flat schrieb:Das ist vor allem für einen selbst wichtig bei der Selbsterkenntnis.
Zur Selbsterkenntnis brauchts wirklich so dringend die "Werke"?

Für manchen: ja

Zitat:Nach protestantischer Rechtfertigungsdogmatik begründen Werke allen noch gar keinen Anspruch auf Heil.

Da ich kein Protestant (mehr) bin, ist für mich diese Dogmatik ohne Bedeutung. Sie ist einer der (eher unwichtigeren) Gründe, warum ich kein Protestant mehr bin

Tschüss

Jörg
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#30
Epicharm schrieb:Göttlichkeit Jesu - Trinität

An die Göttlichkeit Jesu als Christus zu glauben, daran führt für Christen kein Weg vorbei. Und gleichermaßen haben sie an die Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiligen Geist zu glauben, wenn sie in Anspruch nehmen wollen, innerhalb der Kirchengemeinschaften zu stehen.

Moin,

das sehe ich genauso.

Was bleibt denn ohne die Vergötterung Jesus vom Christentum übrig?

Die Bergpredigt als moralischer Maßstab? Dafür brauche ich keine eigenständige Religion. Den Wertmaßstäben der Bergpredigt können auch viele Atheisten ohne Probleme zustimmen.


Auch sollte man sich überlegen, welchen Sinn es macht, sich verbal zu einer Gemeinschaft zugehörig zu zählen, hier aber den entscheidenden Glaubensgrundsatz nicht zu teilen.

Tschüss

Jörg
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