24-08-2024, 14:35
Ich hatte vor Urzeiten in einem anderen Thread ein Video des Historikers Jon White zum Thema des ältesten bekannten Schöpfungsmythos erwähnt. Ich möchte hier noch einmal drauf eingehen. Jon White selbst ist an der University of the Arts London tätig und betreibt den Youtube Kanal "Crecganford".
In einem seiner Videos (*youtu.be/nZmEro_ODqc?si=CdYvDV7jLFnz8rxu) legt er dar, wie er die Urform der meisten heute bekannten Schöpfungsmythen rekonstruieren würde. Im Grunde funktioniert es wie eine Phylogenie in der Biologie. Motive aus verschiedenen Mythologien werden miteinander verglichen und anhand harter Daten aus Archäologie und Paläogenetik wird ermittelt, wie wahrscheinlich es ist, dass ähnliche Motive auch einen gemeinsamen Ursprung haben.
Jon White zufolge gibt es drei Hauptmotive, die man in ähnlicher Form weltweit finden kann:
* den Erdtaucher ("earth diver")
* den Baum
* das Nichts bzw. Urmeer ("primordial waters")
Grob zusammengefasst könnte das die Blaupause für die verschiedensten Schöpfungsmythen sein:
Das Nichts/die Leere oder das Urmeer steht am Anfang. In diesem Meer treibt der "earth diver", oft ein Wasservogel oder aber auch ein Mensch oder eine Gottheit. Der "earth diver" taucht in die Tiefen hinab und kommt mit einem Klumpen Schlamm bzw. Erde unter seinen Fingernägeln zurück. Aus diesem Klumpen formt sich das Land und auf dem Land wächst ein Baum oder ein Berg. Der Baum trennt den Himmel vom Land und aus ihm selbst steigen die ersten Menschen heraus.
White geht ebenfalls noch auf andere Punkte ein, z.B. dass der Botenvogel, der in Flutmythen wie im AT ausgeschickt wird um Land zu suchen an sich älter ist und ebenfalls auf einen Schöpfungsmythos als Variante des "earth divers" zurückgeht.
Geht man nicht davon aus, dass die ähnlichen Motive weltweit unabhängig voneinander entstanden sind, düfte der Ur-Mythos nach White spätestens beim Verlassen Homo sapiens aus Afrika, also vor etwa 75 000 Jahren entstanden sein. Das ist natürlich sehr alt und abseits erwähnter Methode wohl nicht zu belegen. Mag jetzt auch mein Bias als Paläontologe sein, aber ich finde den Gedanken, dass manche Geschichten in ihren Grundsätzen pleistozänen Ursprungs sein könnten ziemlich spannend.
Das eigentliche Video ist natürlich ausführlicher als meine Zusammenfassung hier. Was meint ihr dazu?
In einem seiner Videos (*youtu.be/nZmEro_ODqc?si=CdYvDV7jLFnz8rxu) legt er dar, wie er die Urform der meisten heute bekannten Schöpfungsmythen rekonstruieren würde. Im Grunde funktioniert es wie eine Phylogenie in der Biologie. Motive aus verschiedenen Mythologien werden miteinander verglichen und anhand harter Daten aus Archäologie und Paläogenetik wird ermittelt, wie wahrscheinlich es ist, dass ähnliche Motive auch einen gemeinsamen Ursprung haben.
Jon White zufolge gibt es drei Hauptmotive, die man in ähnlicher Form weltweit finden kann:
* den Erdtaucher ("earth diver")
* den Baum
* das Nichts bzw. Urmeer ("primordial waters")
Grob zusammengefasst könnte das die Blaupause für die verschiedensten Schöpfungsmythen sein:
Das Nichts/die Leere oder das Urmeer steht am Anfang. In diesem Meer treibt der "earth diver", oft ein Wasservogel oder aber auch ein Mensch oder eine Gottheit. Der "earth diver" taucht in die Tiefen hinab und kommt mit einem Klumpen Schlamm bzw. Erde unter seinen Fingernägeln zurück. Aus diesem Klumpen formt sich das Land und auf dem Land wächst ein Baum oder ein Berg. Der Baum trennt den Himmel vom Land und aus ihm selbst steigen die ersten Menschen heraus.
White geht ebenfalls noch auf andere Punkte ein, z.B. dass der Botenvogel, der in Flutmythen wie im AT ausgeschickt wird um Land zu suchen an sich älter ist und ebenfalls auf einen Schöpfungsmythos als Variante des "earth divers" zurückgeht.
Geht man nicht davon aus, dass die ähnlichen Motive weltweit unabhängig voneinander entstanden sind, düfte der Ur-Mythos nach White spätestens beim Verlassen Homo sapiens aus Afrika, also vor etwa 75 000 Jahren entstanden sein. Das ist natürlich sehr alt und abseits erwähnter Methode wohl nicht zu belegen. Mag jetzt auch mein Bias als Paläontologe sein, aber ich finde den Gedanken, dass manche Geschichten in ihren Grundsätzen pleistozänen Ursprungs sein könnten ziemlich spannend.
Das eigentliche Video ist natürlich ausführlicher als meine Zusammenfassung hier. Was meint ihr dazu?