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Schöner Text zum Nachdenken - Schöpfungskrise?
#31
(03-03-2009, 23:54)Presbyter schrieb: Der Mensch darf seine Verfügungsgewalt nur nach den Prinzipien der Natur und seines schöpferischen Auftrags erfüllen. Alles andere wäre Anmaßung, christlich gesprochen Sünde oder schludhaftes Handeln.

und wie soll dieser „schöpferische Auftrag“ des menschen konkret lauten?

wo kann ich nachlesen, daß dieser „nur nach den Prinzipien der Natur“ erfüllt werden darf, und wie diese lauten bzw. zu verstehen sind?

momentan sägen wir ja an dem ast, auf dem wir sitzen, indem der klimawandel wohl weite teile der zivilisation, wie wir sie kennen, zu unserem nachteil verändern bzw. vernichten wird. klimaextreme allerdings sind in der erdgeschichte immer wieder vorgekommen, darunter welche, die die heutigen dimensionen bei weitem sprengen – nur gabs damals noch keine menschheit, geschweige denn zivilisation, die darunter hätte leiden können. erfüllen wir also unseren „schöpferischen Auftrag“, uns die lebensgrundlage zu entziehen, völlig im einklang mit den „Prinzipien der Natur“?

bitte sieh mir also nach, daß ich deine hier zitierte aussage als ebenso wohlfeile wie leere floskeln ansehe
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#32
(19-03-2009, 13:25)petronius schrieb: und wie soll dieser „schöpferische Auftrag“ des menschen konkret lauten?
wo kann ich nachlesen, daß dieser „nur nach den Prinzipien der Natur“ erfüllt werden darf, und wie diese lauten bzw. zu verstehen sind?

Dieser 'schöpferische Auftrag' ist in dieser konkreten Form eine Eigenheit der jüdisch-christlichen Tradition. Man kann diese beiden Stellen, obwohl sie die maßgeblich sind, nicht isoliert vom gesamten Schöpfungsglauben, insbesondere nicht von der Idee der Personalität des Menschen und seiner Gottebenbildlichkeit diskutieren.
Sieht man also den Schöpfungsauftrag in dieser Gesamtheit dann erfährt das menschliche Handeln Sinn und Ziel. Menschliches Handeln ist ja Handeln in und an der Natur. Dieses Handeln ist aber den Grenzen seines eigenen Sein unterworfen und christlicherseits der Zielsetzung Gottes im Schöpfungsauftrag.

"Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie." (Gen 1, 26f)

"Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte." (Gen 2, 15)

Hier wird folgendes veranschaulicht. Mensch - Natur ist zwar eine duale Begebenheit, aber kein Dualismus. Der Mensch ist nicht Feind der Natur, sondern Pächter und Arbeiter in und an der Natur, wobei er selbst Teil diese geschaffenen, natürlichen Gefüges bleibt, auch wenn ihm eine Sonderstellung zu kommt. Der Auftrag zu bebauen und zu hüten bedeutet damit, die Eigenheiten und die Bestimmung des Natürlichen zu achten und zu wahren, nicht sie auszubeuten und sie zu vernichten.

Was der Schöpfungsauftrag nicht ist, was aber wohl viele gerne hätten, ist eine Bedienungsanleitung für menschliches Handeln im Einklang mit der Natur. Für sein Handeln ist nach christlichen Glauben jeder Mensch, durch sein Würde als Person, selbstver-antwortlich und damit selbst-berechtigt.


(19-03-2009, 13:25)petronius schrieb: momentan sägen wir ja an dem ast, auf dem wir sitzen, indem der klimawandel wohl weite teile der zivilisation, wie wir sie kennen, zu unserem nachteil verändern bzw. vernichten wird. klimaextreme allerdings sind in der erdgeschichte immer wieder vorgekommen, darunter welche, die die heutigen dimensionen bei weitem sprengen – nur gabs damals noch keine menschheit, geschweige denn zivilisation, die darunter hätte leiden können. erfüllen wir also unseren „schöpferischen Auftrag“, uns die lebensgrundlage zu entziehen, völlig im einklang mit den „Prinzipien der Natur“?


Ich schrieb dazu:

Mir ging es um folgendes:
Wenn man den Menschen im naturalistischen Sinne nur als einen Teil der Natur sieht, d.h. er ist aus ihr entstanden und wird auch durch sie wieder vergehen. Wenn man weiterhin annimmt, dass der Mensch darin allen anderen Lebewesen gleich ist, dann ist auch menschliches Handeln, ob schädlich oder nicht, nur näturliches Handeln. Dann gibt es kein Recht oder keine Verpflichtung auf Umweltschutz, dass kennt die Natur nämlich auch nicht. Wenn es zuviel Rotwild gibt, dann leidet der Wald, da gibt es auch niemanden der den Hirsch zur Verantwortung zieht, es passiert. In der Erdgeschichte nennt man das signifikante Umwälzung der natürlichen Ordnung durch veränderte Bedingungen von Flora, Fauna und Klima. Ergebnis ist, dass die Erde am Ende anders aussieht als vorher.

Jetzt erleben wir aber, und Gruppen wie Attac oder Greenpeace weißen oft und viel daraufhin, dass es eine ökologische Krise des 20./21. Jahrhunderts gäbe. So eine Krise, samt schuldhaften Handeln des Menschen, kann es aber nur geben, wenn man dem Menschen eine Sonderstellung in der Natur einräumt, die ihn verantwortlich macht für seine Handlungen an und in der Natur (der Hirsch kann den Wald nicht wieder aufforsten).

Dieser Gedanke ist aber maßgeblich durch den Schöpfungsauftrag des Christentums geprägt. Das ist kein Beweis Gottes, aber eine geistesgeschichtliche Grundlage, die nicht wegzunivellieren ist. Der Schöpfungsauftrag ist damit kein Freibrief zur Herrschaft über die Natur, im Gegenteil, er ist die Pflicht zur Verantwortung und Rechenschaft für die Handlung des Menschen an und in der Natur. Ekkard drückte es so aus: "Der Gottesbezug ist nur der Ausdruck einer Gesamtverantwortung des Menschen für (andere, auch zukünftige) Menschen."
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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#33
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#34
(20-03-2009, 00:20)Presbyter schrieb: Was der Schöpfungsauftrag nicht ist, was aber wohl viele gerne hätten, ist eine Bedienungsanleitung für menschliches Handeln im Einklang mit der Natur. Für sein Handeln ist nach christlichen Glauben jeder Mensch, durch sein Würde als Person, selbstver-antwortlich und damit selbst-berechtigt

genau deshalb ist dieser "schöpfungsauftrag" eben in der praxis und konkret nichts wert als (moralische) vorgabe des handelns. jeder interpretiert ihn, wie er will

(20-03-2009, 00:20)Presbyter schrieb: Wenn man den Menschen im naturalistischen Sinne nur als einen Teil der Natur sieht, d.h. er ist aus ihr entstanden und wird auch durch sie wieder vergehen. Wenn man weiterhin annimmt, dass der Mensch darin allen anderen Lebewesen gleich ist, dann ist auch menschliches Handeln, ob schädlich oder nicht, nur näturliches Handeln. Dann gibt es kein Recht oder keine Verpflichtung auf Umweltschutz, dass kennt die Natur nämlich auch nicht

richtig. der natur ist es sch...egal, ob wir menschen unseren lebensraum zerstören

es geht uns und nur uns menschen etwas an, ob wir den ast absägen, auf dem wir sitzen. wir sind nicht qua "naturrecht" dazu verpflichtet, unsere mitgeschöpfe und die umwelt achtsam zu behandeln, sondern nur aus wohl verstandenem langfristigen eigeninteresse

(20-03-2009, 00:20)Presbyter schrieb: Dieser Gedanke ist aber maßgeblich durch den Schöpfungsauftrag des Christentums geprägt. Das ist kein Beweis Gottes, aber eine geistesgeschichtliche Grundlage, die nicht wegzunivellieren ist. Der Schöpfungsauftrag ist damit kein Freibrief zur Herrschaft über die Natur, im Gegenteil, er ist die Pflicht zur Verantwortung und Rechenschaft für die Handlung des Menschen an und in der Natur

das siehst du vielleicht so. es geht aber aus dem in der bibel formulierten "schöpfungsauftrag" keineswegs zwingend hervor. als argument für den achtsamen umgang mit den naürlichen ressourcen taugt dieser also wesentlich weniger als ein langfristiges bzw. nachhaltiges verständnis von menschlichem eigennutz
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#35
(20-03-2009, 01:01)jam schrieb: Der Auftrag zu bebauen und zu hüten bedeutet damit, die Eigenheiten und die Bestimmung des Natürlichen zu achten und zu wahren, nicht sie auszubeuten und sie zu vernichten

dann hätte sich der australopithecus nicht zum homo sapiens sapiens entwickeln und eine zivilisation begründen sollen, die ja zwangsläufig natur (zu einem gewissen grad) ausbeutet und vernichtet

(20-03-2009, 01:01)jam schrieb: aus jüdischer Sichtweise ist es sogar so ,nicht nur bewahren ,und sie nicht auszubeuten,sondern sie noch zu verbessern die Schöpfung sogar noch Vollkommender zu machen.

im ernst?

die krone der schöpfung maßt sich an, das stümperhafte werk des allmächtigen und allwissenden gott zu reparieren?

noch ein widerspruch mehr...
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#36
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#37
(20-03-2009, 12:47)jam schrieb: kann doch nichts dafür wenn sowas im Talmud steht Icon_lol
mfg jam

nein, natürlich nicht

man bemerkt halt (als halbwegs aufmerksam mitdenkender) solche inkonsistenzen und denkt sich sein teil...
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