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Von Meister Eckehart - Gast - 22-01-2003 " Wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch Gott. Man soll vielmehr einen wesenhaften Gott haben, der weit erhaben ist über Gedanken des Menschen ". Meister Eckhard, Reden der Unterweisung. - Gerhard - 02-02-2003 Hallo Reymund! Verstehe ich nicht so ganz. Gott ist doch nicht auf die Gedanken von Menschen angewiesen :!: Gerhard Re: Von Meister Eckehart - schwarze-moewe - 06-02-2003 Vatican schrieb:" Wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch Gott.was bringt ein gott, an den keiner mehr denkt und glaubt? er wird unweigerlich untergehen. jetzt verstanden gerhard? moewe - Gerhard - 06-02-2003 Ich denke, der Mensch ist auf Gott angewiesen aber Gott ist nicht auf Menschen angewiesen. - schwarze-moewe - 07-02-2003 stimmt schon, aber was bringt ein gott an den keiner mehr denkt? nimm als beispiel mal irgendeine zeit, in der eine religion von einer anderen übernommen wurde. was passierte mit den alten göttern? Re: Von Meister Eckehart - Gast - 16-02-2003 Angelus Silesius hat noch eins draufgesetzt: "Ich weiß, dass ohne mich GOtt nicht ein Nu kann leben; Würd' ich zunicht', Er müßt' vor Not den Geist aufgeben." Ich denke, moewe hat nicht ganz Unrecht mit der Frage nach dem Nutzen - Wenn ich ein Baby habe, dann ist es angewiesen auf mich und nicht umgekehrt. Wenn das Baby mich aber nicht mehr wahrnimmt, dann bin ich für es nicht vorhanden, ich bin vergangen. Der christliche (islamische, jüdische) Mystiker aber ist kein hilfloses Baby, er erfährt sich in einer Einheit, einer Identifikation mit Gott, und wenn er 'zunichte' wird - was im Rahmen der 'Buchreligionen' ja kaum denkbar ist - dann 'fehlt Gott ein essentieller Aspekt'... (Aber wie shia in 'Islamische Mystik' so schön zitiert hat - "Worte bleiben an der Küste" - das, worum's eigentlich geht, ist mit Worten nicht zu treffen, man kann immer nur 'vorbeizielen' und hoffen, das Gemeinte mit unzulänglichen Aussagen eingrenzen zu helfen...) Daß ein solcher Zugang bei den jeweiligen 'Amtskirchen' nicht unbedingt auf viel Gegenliebe stößt, ist ja nicht verwunderlich - Meister Eckhart wurde immerhin erst nach seinem Tod für 'häretisch' erklärt, aber wenn ich an das Martyrium von Hallaj denke... :( () qilin Re: Von Meister Eckehart - Gast - 19-03-2003 Anonymous schrieb:Angelus Silesius hat noch eins draufgesetzt: Hallo Qilin, die Übereinstimmung zwischen Angelus Silesius und Eckhart war mir bisher nicht bekannt. Hier aber jetzt noch einmal Eckhart in der vollen Konsequenz dieses Gedankens: In jenem Sein Gottes nämlich, wo Gott über allem Sein und über aller Unterschiedenheit ist, dort war ich selber, da wollte ich mich selber und erkannte mich selber, ( willens ) diesen Menschen zu schaffen. Und darum bin ich Ursache meiner selbst meinem Sein nach, das ewig ist , nicht aber meinem Werden nach, das zeitlich ist. Und darum bin ich ungeboren, und nach der Weise meiner Ungeborenheit kann ich niemals sterben. Nach der Weise meiner Ungeborenheit bin ich ewig gewesen und bin ich jetzt und werde ich ewiglich bleiben. Was ich nach meiner hiesigen Geborenheit nach bin, das wird sterben und zunichte werden, denn es ist sterblich; darum muß es ( zusammen ) mit der Zeit verderben. In meiner ( ewigen ) Geburt aber wurden alle Dinge geboren, und ich war die Ursache meiner selbst und aller Dinge, und hätte ich gewollt, so wäre weder ich noch wären alle Dinge, wäre aber ich nicht, so wäre auch Gott nicht: daß Gott, Gott ist, dafür bin ich die Ursache; wäre ich nicht so wäre Gott nicht Gott. (Meister Eckhardt) Gruß Uruk - qilin - 19-03-2003 Hallo Uruk, unter diesem Aspekt war die damalige Amtskirche ja geradezu langmütig und großzügig gegen ihn ;). Die Übereinstimmung mit Angelus Silesius war (IMHO leider) auch zeitlich sehr begrenzt. Der hat sich im Rahmen der Gegenreformation in Schlesien schon vor seinem 30. Lebensjahr zum Katholizismus bekehrt und in der Folge alle mystischen Richtungen bekämpft, die er vorher ebenso überzeugt vertreten hatte. Was Du da über Ungeborenheit und Ewigkeit zitierst, finde ich sehr interessant - auch abgesehen von dem Verständnis einer 'Ewigkeit', die anderes ist als einfach 'Zeitdauer ohne Ende'. Das 'Ungeborene' ist auch ein durchgehender, aber wenig betonter Aspekt im Buddhismus - vom historischen Buddha über den Laien P'ang in China und Meister Bankei in Japan, und deren Verständnis scheint mir dem des Meister Eckhart nicht unähnlich. () qilin _________________ Der Wind weht wo er will, und ich höre sein Brausen wohl, doch weiß ich nicht von wannen er fährt noch wohin er wehet... - Gast - 20-03-2003 qilin schrieb:Was Du da über Ungeborenheit und Ewigkeit zitierst, finde ich sehr interessant - auch abgesehen von dem Verständnis einer 'Ewigkeit', die anderes ist als einfach 'Zeitdauer ohne Ende'. ... Das fasziniert mich an Meister Eckhardt, seinen Begriff "Ewigkeit" definiert er mit dem Begriff "Zeitlosigkeit" Er sagt: "es mous der zit ledic sin". In einer kruzlebigen Zeit (der unseren) in der sich das Werteverständnis auf Modeerscheinungen reduziert steigt die Sehnsucht nach zeitlosen (spirituellen) Werten. Zu Angelus Silesius: Kannst Du mir eine Seite (hier im Netz) nennen, auf der man sich über diesen Mystiker informieren kann? qilin schrieb:Das 'Ungeborene' ist auch ein durchgehender, aber wenig betonter Aspekt im Buddhismus - vom historischen Buddha über den Laien P'ang in China und Meister Bankei in Japan, und deren Verständnis scheint mir dem des Meister Eckhart nicht unähnlich. Meister Eckhardt ist im heutigen Zenbuddhismus ein gefragter Mann. qilin schrieb:Der Wind weht wo er will, "So geht es allen die aus dem Geist geboren sind." Gruß Uruk - qilin - 20-03-2003 Hi Uruk, eine ganz kurze Biografie findest Du hier: http://www.geschichte.2me.net/bio/cethegus/a/angelus.html und den Volltext seines bekanntesten Werkes (aus der protestantischen Zeit), das mir sehr wichtig ist, hier: http://www.pinselpark.de/literatur/a/angelus/cherub/cher00_inh.html Er war damals stark von der klassischen deutschen Mystik (Eckhart, Tauler) beeinflusst, aber auch von Jakob Böhme. Zu Deiner Aussage im Baha'i-thread "Was jetzt und hier nicht zum Leben bzw. zur oben erwähnten Erkenntnis kommt, bleibt tot" wäre mir auch ein Zitat von ihm eingefallen, hätte aber dort wohl nicht so gut hingepasst ;) 'Wär Iesus tausendmal/zu Betlehem geboren, und nicht in dir/so wärst du ewig doch verloren." Zu Eckhart und Zen - ja, es gibt einige Bücher zu diesem Thema, wohl angestoßen von Herrigel und Dürckheim; aber sehr zentral ist es nicht. Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch der (anonyme) Autor von 'Cloud of Unknowing' und 'Letter of Privy Counselling', zwei mystischen Schriften aus dem 14.Jh. in England. () qilin - Gast - 20-03-2003 Hallo Qilin, vielen Dank für Deine Infos zu Angelus Silesius. Habe mir soeben einiges zur Lektüre ausgedruckt. Zu den Mystikern allgemein: Die gegenseitige Abhängigkeit "Gott - Mensch" ist viel neutestamentlicher als mancher Kirchenchrist meint. Aussagen wie beispielsweise diese: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggeborenen Sohn sandte, damit die Welt nicht verloren ging, sondern durch ihn gerettet würde." zeigt, in welcher inneren Not und Pflicht Gott gegenüber seiner Kreation steht. Ich denke sogar, daß die Verpflichtung Gottes gegenüber dem Menschen ungleich größer ist, als die des Menschen gegenüber Gott. Denn, glaubt man der neutestamentlichen Auslegung der Mystiker, so bedarf Gott vor allem des Menschen, erst durch dieses Bedürfnis Gottes wird auch der Mensch seines Gottes bedürfen können. Anders ausgedrückt : Ohne ein Verlangen Gottes nach dem Menschen, auch kein Verlangen des Menschen nach Gott. Gott kann ohne den Menschen genauso wenig wie der Mensch ohne Gott kann - sofern sein Gottesbild ein sauberes bzw. ein ideelles ist. Gruß Uruk |