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Elohim (Mehrzahl) als Zeichen der Dreieinigkeit !
#1
Heute hatte ich ein kurzes Glaubensgespräch mit einem sehr konservativen Katholiken.

Er sagte mir, dass im AT das Wort Elohim in der Mehrzahl geschrieben ist und dies ein Hinweis auf die Dreieinigkeit ist.

________


Meine Nachforschungen ergaben:

"In the following verses Elohim was translated as God singular in the King James Version even though it was accompanied by plural verbs and other plural grammatical terms.

And there he built an altar and called the place El-bethel, because there God had revealed [plural verb] himself to him when he fled from his brother."

— Genesis 35:7, ESV

Elohim - Wikipedia

________


Dass die alten Israeliten (Moses und seine Nachfolger) das Pluralwort Elohim verwedeten, war sicher damals schon auffällig und musste wohl einen plausiblen und zwingenden Grund gehabt haben

Schon im ersten Satz der Bibel, in 1 Mose 1:1 steht das Pluralwort Elohim אֱלֹהִים
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#2
Nun, die Ein-Gott-Lehre ist aus einer voraus gehenden Götterlehre (oder besser Mythologie) hervor gegangen. Anklänge daran finden sich überall im AT. Nach römisch-katholischer Auffassung ist ja selbst Jesus vor aller Zeit Teil der Welt Gottes gewesen - "Gottes Sohn, eins mit dem Vater" ist ja nur ein durchsichtiger Versuch, die Ein-Gott-Lehre zu "retten".
Folglich ist die Dreieinigkeit (übrigens das Ergebnis einer konziliaren Vereinbarung in Nicäa a.d. 325) auch nichts anderes.

Es gibt unter den verschiedenen Erzählungen zum Thema Gott kaum eine Ansicht, die nicht ihre glühenden Anhänger fände. Nur beantwortet dies nicht die Frage, wie dadurch das Zusammenleben angenehmer (konfliktärmer) gestaltet werden kann - voraus gesetzt, Religion ist außer für Machtspiele für irgendetwas gut.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(21-03-2024, 22:46)Ekkard schrieb: Nach römisch-katholischer Auffassung ist ja selbst Jesus vor aller Zeit Teil der Welt Gottes gewesen

Peinlicherweise sagen aber die Todfeinde der römisch-katholischen Kirche genau dasselbe !
Sie setzen dem sogar eine Krone auf und verkünden, dass es sich um einen Engel Michael handle !

Die ganze Sache mit "Elohim" (pl.) ist nicht einfach abzutun
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#4
Wer hätte die Sache mit den Elohim "abtun" wollen? Ich hatte lediglich auf die historische Entwicklung der Gottes- oder Göttermythen hingewiesen. Was Gläubige daraus machen, ist deren Sache.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
In semitischen Sprachen gibt's so etwas aehnliches wie den "Pluralis majestatis" bei uns. Der Plural kann halt auch eine Verehrungsformel fuer einen Herrscher sein.

Wie auch immer, dass die Bibel von "Goettern" (im Plural) spricht, findet man an mehreren Stellen sehr deutlich.

Solche Ideen, wie die Dreifaltigkeit in "Elohim" finden zu wollen, sind schlicht religioese Verehrungsformeln. Die Bibel wird in solch einem Fall einfach dazu benutzt, geliebte Glaubensinhalte in sie zurueckzuprojizieren, wobei es dem Glaeubigen dabei egal ist, ob eine solche Aussage dort je beabsichtigt war (was sie mit Sicherheit nicht war). Kann man machen, wenn man lustig ist. Ist das sinnvoll? Es dient wohl dazu, dass sich der Glaeubige gut fuehlt.
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#6
(22-03-2024, 01:03)Ulan schrieb: In semitischen Sprachen gibt's so etwas aehnliches wie den "Pluralis majestatis" bei uns. Der Plural kann halt auch eine Verehrungsformel fuer einen Herrscher sein.

Das mit dem Majästätsplural liest man öfters, aber ganz schlüssig ist dieser Erklärungsversuch nicht:
"And there he built an altar and called the place El-bethel, because there God had revealed [plural verb] himself to him when he fled from his brother." — Genesis 35:7, ESV
Elohim - Wikipedia


(22-03-2024, 01:03)Ulan schrieb: Die Bibel wird in solch einem Fall einfach dazu benutzt, geliebte Glaubensinhalte in sie zurueckzuprojizieren, wobei es dem Glaeubigen dabei egal ist, ob eine solche Aussage dort je beabsichtigt war (was sie mit Sicherheit nicht war).

"mit Sicherheit" kann man so uralte Schriftstellen des AT nicht auswerten oder interpretieren

Und zu den geliebten Glaubensinhalten des erwähnten konservativen Katholiken werde ich ihn befragen, wenn ich ihn gelegentlich wieder sehe.

Aber auch die dem Katholizismus feindlich eingestellten Zeugen Jehovas schreiben, dass Jesus im Alten Testament angekündigt worden war.
Sie gehen noch einen Schritt weiter als die Katholiken, sie identifizieren Jesus mit einem Engel namens Michael
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#7
Die Fachwelt beschäftigt sich mit dieser Frage bestenfalls am Rande. In Beantwortung derselben ist man sich nicht wirklich einig.

Die Annahme, wonach die Gottesbezeichnung elohim auf vormalige Göttergemeinschaften verweist, ist wohl der plausibelste der möglichen Erklärungsversuche.

In der Verwendung der Gottesbezeichnung elohim einen Hinweis auf eine schon urzeitlich vorhandene göttliche Dreieinigkeit erkennen zu wollen, ist der unsinnigste aller Erklärungsversuche.


Erklärungen:

Die zweithäufigste Bezeichnung in der Hebräischen Bibel ist elohim, der Plural von el: Hier handelt es sich
um einen im Vorderen Orient verbreiteten Titel für Gott, der in verschiedenen Wortverbindungen wie ein Name gebraucht wird und dadurch schließlich zum Namen wird.
[…]
Der Plural elohim spiegelt die Entmachtung des Polytheismus. Dabei wurden die verschiedenen Gottesbegriffe als Eigenschaften und Aspekte auf den einen, einzigen, mit dem Befreier Israels identischen Schöpfer übertragen.

Andreas Nachama, Walter Homolka, Hartmut Bomhof. Basiswissen Judentum. 2015 Freiburg im Breisgau. Herder Verlag. S 37f.


Der in der hebräischen Bibel am häufigsten belegte "Name" für Gott ist der Plural elohim (ca. 2500mal), verkürzt auf den Singular el (238mal). Im Gegensatz und in Absetzung von anderen Göttern (= elohim) der Umwelt wird er etwa "der höchste Gott" (Gen 14,18-22; Dtn 32,3; vgl. Ps 7,18; 47,2), "der wahre Gott" (Ps 18,31.33.48), "der allmächtige Gott" (Gen 17,1) oder "Gott der Götter" (Dtn 10,17) … genannt.
[…]
Umstritten ist, ob der Plural ursprünglich ein Herrschaft- oder ein Abstraktplural ("Gottheit") war.
[…]
Unbestritten ist hingegen, dass er überall im AT - bezogen auf den von Juden verehrten Gott - im singularischen Sinn
verwendet wird. Deutlich wird auch, dass der Name "elohim" zu unbestimmt bleibt und nach Ergänzungen drängt (vgl. Gen 31,42: "Gott meines Vaters, der Gott Abrahams" oder Gen 31,53: "der Gott Abrahams und der Gott Nahors").

Hubert Frankemölle. Das jüdische Neue Testament und der christliche Glaube. 2009 Stuttgart. Verl. W. Kohlhammer. S. 60.


Elohim (Plural von semitisch El: Gott) ist sicher hier mehr Personenname als Gattungsbegriff. Er verkörpert in der ideologischen Auseinandersetzung im 10. Jahrhundert v. u. Z. in seiner Pluralform gleichsam die möglichen semitischen Els mit ihren Theo- und Kosmogonien. Unter der Hand des biblischen Autors wird aus dem abstrakten Plural dann allmählich ein absoluter Singular, Programm und Name zugleich. Aber in der Rede Elohims: "Wir wollen Menschen machen", meint der Plural die Göttergemeinschaft, in der sich Elohim befindet, die für die frühesten Erzähler selbstverständlich vor der Schöpfung da war.

Walter Beltz. Gott und die Götter. Biblische Mythologie. 6. Aufl. 2007 Hamburg. Nikol VerlagsgesmbH. S. 44
MfG B.
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#8
(22-03-2024, 15:15)Bion schrieb: Die Fachwelt beschäftigt sich mit dieser Frage bestenfalls am Rande. In Beantwortung derselben ist man sich nicht wirklich einig.

Die Annahme, wonach die Gottesbezeichnung elohim auf vormalige Göttergemeinschaften verweist, ist wohl der plausibelste der möglichen Erklärungsversuche.

In der Verwendung der Gottesbezeichnung elohim einen Hinweis auf eine schon urzeitlich vorhandene göttliche Dreieinigkeit erkennen zu wollen, ist der unsinnigste aller Erklärungsversuche.

Abstufungen wie unsinnig - unsinniger - am unsinnigsten sind halt schwer zu objektivieren


(22-03-2024, 15:15)Bion schrieb: Aber in der Rede Elohims: "Wir wollen Menschen machen", meint der Plural die Göttergemeinschaft, in der sich Elohim befindet, die für die frühesten Erzähler selbstverständlich vor der Schöpfung da war.

Walter Beltz. Gott und die Götter. Biblische Mythologie. 6. Aufl. 2007 Hamburg. Nikol VerlagsgesmbH. S. 44

Schwer vorstellbar, dass die Thora im ersten Satz (1 Mose 1:1) so einen Gedanken transportiert hätte.

Dies wäre eine heidnische und irgendwie synkretistisch gedachte Göttergemeinschaft gewesen; da scheint die These der Zeugen Jehovas mit dem Engel Michael eher plausibel (da bibelkonform) zu sein, oder die erwähnte katholische These dass dies eben keine heidnische Göttergemeinschaft war (inkl Zeus, Jupiter, Wotan, Manitou) sondern die Dreieinigkeit


Aber ich möchte da nicht auf einer These herumreiten, mir ist es klar, dass die Bibel (AT und NT) aufgrund sprachlicher Unschärfen manchmal nicht ganz leicht zu interpretieren ist

Man kann bloß die verschiedenen Ideen aufzeigen

Und Gott eindeutig klassifizieren und beschreiben zu wollen wie ein Stück Rind, steht der Menschheit gar nicht zu, und sie wäre überfordert. Das zu versuchen wäre genauso größenwahnsinnig wie der versuchte Turmbau zu Babel
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#9
(22-03-2024, 20:21)Sinai schrieb:
(22-03-2024, 15:15)Bion schrieb: Aber in der Rede Elohims: "Wir wollen Menschen machen", meint der Plural die Göttergemeinschaft, in der sich Elohim befindet, die für die frühesten Erzähler selbstverständlich vor der Schöpfung da war.

Walter Beltz. Gott und die Götter. Biblische Mythologie. 6. Aufl. 2007 Hamburg. Nikol VerlagsgesmbH. S. 44

Schwer vorstellbar, dass die Thora im ersten Satz (1 Mose 1:1) so einen Gedanken transportiert hätte.

Was da "an Gedanken" transportiert werden soll, ist nicht die Frage.

Es ist eine Erläuterung zur Textgeschichte. Und zwar, dass im angemerkten Vers die Göttergemeinschaft, der El angehört bzw. vorsteht, noch greifbar ist.

(22-03-2024, 20:21)Sinai schrieb: …; da scheint die These der Zeugen Jehovas … eher plausibel

Schon gut. Dass du in solchen Fragen bevorzugt bei den Zeugen Jehovas Rat suchst und weniger bei Leuten, die an Universitäten lehren, ist bekannt.

(22-03-2024, 20:21)Sinai schrieb: …keine heidnische Göttergemeinschaft war (inkl Zeus, Jupiter, Wotan, Manitou)…

Derlei Blödsinn hat niemand behauptet.

Damit es hier nicht "allzu lustig" wird, verschiebe ich das Thema in den Bereich Religionsgeschichte.
MfG B.
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